Management by Wunder. Gerhard Seidel

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ist und eine solche Eigenschaft für selbstverständlich hielt.

       Unser einziger Streitpunkt ist meine angebliche Unordentlichkeit. Und obwohl sie als Psychologin mit mir eine Form von Dauertherapie macht, um das zu verändern, habe ich bis jetzt durchgehalten.

      Zunächst aber will ich von einem Gespräch mit meinen beiden Söhnen berichten, die ebenfalls wissen wollten, was denn eigentlich „Management by Wunder“ ist. Mir scheint, dass dies ein guter Einstieg in das Thema ist.

       2.1 Papa, was ist „Management by Wunder“?

      Die Fragen eines Kindes sind schwerer zu beantworten als die Fragen eines Wissenschaftlers. Alice Miller, Psychoanalytikerin

      Meine Söhne – damals fünfzehn und sechzehn Jahre alt – hatten mich gefragt, worüber ich denn ein Buch schreibe. Meine Antwort lautete ungefähr so:

       Ihr wisst ja, was ein Wunschzettel ist. Den schreibt ihr zu Weihnachten oder zum Geburtstag – na gut, heute ist euer Wunschzettel eine Mail oder die beiläufige Bemerkung, dass euer Laptop keinen ausreichenden Speicherplatz mehr hat.

       Mal egal wie, ich weiß dann Bescheid, was ihr wollt und womit ich euch eine Freude machen kann. Etwas abgehoben formuliert bedeutet das: Ihr konkretisiert einen gewünschten Zustand und freut euch, wenn du, Max, das Fahrrad bekommst oder du, Felix, endlich das Handy.

      (Beide grinsten und hoben ihre Daumen.)

       Manchmal gehen die Wünsche in Erfüllung, vor allem wenn man eure Vorfreude sieht, manchmal aber auch nicht. Na ja, es können ja nicht alle Wünsche wahr werden. Aber eure konkreten Wünsche sind sehr wichtig, vor allem deshalb, weil das eine klare Anleitung für mich ist. Wenn ich nicht weiß, was ihr wollt, schenke ich womöglich das falsche Rad, oder der gekaufte Laptop hat ein unerwünschtes Betriebssystem.

       Es gibt Menschen, die schreiben keine Wunschzettel, sondern sie beten, dass etwas passiert, dass sich etwas erfüllt, was sie aus eigener Kraft nicht erreichen können.

       Könnt ihr euch noch an unsere Englandreise erinnern? Da hingen in fast allen Kirchen solche Wunschzettel, oder das Erhoffte wurde in ein Buch geschrieben. Die Menschen dort bitten darum, dass sie eine neue Arbeit bekommen, dass ein krankes Kind wieder gesund wird, oder sie bedanken sich, weil das geschehen ist, wofür sie vor einiger Zeit gebetet haben.

       Diese Form der „Bestellung nach oben“ scheint eine effiziente Wunschmethode zu sein. Dass das Beten gut funktioniert, das zeigen auch die vielen Votivtafeln, die sich in Kirchen oder in Kapellen befinden. Habt ihr ja auch schon gesehen.

       Auch beim Beten scheint es wichtig zu sein, eine klare Vorstellung davon zu haben, was „die da oben“ machen sollen, sonst kann es nicht funktionieren.

       Es geschehen aber auch oft ohne das Beten ungewöhnliche Zufälle oder manchmal sogar Wunder, die man sich nicht erklären kann.

       Wie ihr wisst, habe ich neulich zufällig meinen Autoschlüssel im Keller wiedergefunden, obwohl ich ihn dort gar nicht verloren hatte – so habe ich zumindest geglaubt.

       Und war es nicht ein toller Zufall, dass uns bei unserer letzten Wanderung mitten im Wald jemand den Weg erklären konnte und wir nach zwei Stunden des Herumirrens endlich wieder zum Auto zurückfanden?

       Die Steigerung von Zufällen sind die Wunder. Wunder sind außerordentliche Zufälle, großartige Ereignisse, unmögliche Wirklichkeiten oder undenkbare Dinge. Ich meine damit nicht das „Sehr gut“ in deiner letzten Mathearbeit, Felix, obwohl du kaum gelernt hast, oder dass dein Freund Carsten zufällig genau das Computerspiel besitzt, das du auch haben willst.

       Nein, ich spreche von solchen Wundern wie den Kornkreisen in England, die wir letzten Sommer besucht haben. Oder erinnert ihr euch an die spontane Heilung, die vor drei Jahren bei Onkel Herbert geschah? Die Ärzte gaben ihm damals nur noch drei Monate, und er erfreut sich immer noch bester Gesundheit. Ein kleines Wunder war sicher auch das, was wir bei unserer letzten Radtour erlebt haben. Eine Woche gutes Wetter, obwohl Regen angesagt war. Das sind die Zufälle und Wunder, von denen ich in diesem Buch schreibe.

      (Erwartungsvoll schauten mich meine Söhne an, es schien sie zu interessieren.)

       Vor ein paar Monaten hatte ich davon gehört, dass, wenn man richtig wünscht, dieser Wunsch in Erfüllung gehen würde – wobei es aber offensichtlich darauf ankommt, überzeugend und regelgerecht zu wünschen. Also nicht einfach was daherplappern, sondern eine klare und eindeutige Vorstellung, wie es in Zukunft sein soll – genau wie beim Beten.

       Meine erste Reaktion war: Das kann ja gar nicht sein; einfach zu wünschen und dann passiert das, was man will. Doch ich habe es trotzdem ausprobiert, und zu meinem großen Erstaunen, was soll ich euch sagen, hat es meistens funktioniert.

       Es gab eine Menge glücklicher Zufälle in meiner Arbeit, und manchmal geschahen Dinge, das waren echt wunderliche Ereignisse. Es klappte zwar nicht immer mit dem Wünschen – doch ungewöhnlich häufig. Warum das so ist, also warum es oft funktioniert und manchmal nicht, erkläre ich auch in meinem Buch.

       Und jetzt wird es spannend und vielleicht etwas zu kompliziert für euch. Denn warum es Zufälle und Wunder gibt, kann die Quantenphysik teilweise erklären. Wissenschaftler haben nämlich herausgefunden, dass unsere Welt, so wie wir sie sehen, fühlen und wahrnehmen, eigentlich aus nichts besteht.

      (Die beiden grinsten etwas ungläubig.)

       Ja, wenn man die Dinge immer weiter teilt und die Teilchen von den Teilchen untersucht, dann bleibt am Ende nichts übrig als Informationen und Energie, die in Quanten bzw. Quarks gebunden sind. Diese bilden sogenannte Wahrscheinlichkeitsfelder – und je nachdem, wer sie mit welcher Intention untersucht, reagieren sie unterschiedlich, so sagen die Wissenschaftler. Dadurch können sich die Wahrscheinlichkeitsfelder verändern, wenn auch in einem sehr kleinen System, doch – wie ich schon sagte – das subatomare Universum ist die Grundlage unserer Welt.

       Übrigens: Eines der wichtigsten Lebensgesetze – das Gesetz der Analogie bzw. Entsprechung – lautet: Wie im Kleinen, so auch im Großen. Wie im Mikrokosmos, so im Makrokosmos. Wie im Innen, so im Außen. Wie im Materiellen, so im Immateriellen. So könnte man das auch etwas anders erklären.

      (Max und Felix schüttelten den Kopf und schauten mich ungläubig und verständnislos an.)

       Dass sich durch Beobachten Situationen blitzschnell verändern können, kennt ihr ja. Wenn ihr bei einer Klassenarbeit heimlich abschreibt oder einen Spickzettel benutzt, und der Lehrer schaut von seinem Buch auf, was passiert dann? Richtig, ihr erstarrt mitten in der Bewegung, schaut gelangweilt aus dem Fenster oder tut so, als ob euch was ganz Wichtiges eingefallen ist. Schaut der Beobachter wieder weg, dann macht ihr weiter, ihr

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