Phalansterium. Matthias Falke
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Читать онлайн книгу Phalansterium - Matthias Falke страница 6
Wir waren uns im Menschengewühl vor der Hochzeit der kuLau nur kurz begegnet. Es hatte kaum für ein »Hallo« gereicht, das wir uns in dem Geschiebe zuriefen.
»Ich war vorher schon sehr k.o.« Jennifer sah mich anklagend an. »Die Hochzeit war nur noch der berühmte Tropfen, der das Fass überlaufen ließ.«
»Diese Sache mit den Tloxi.« Jills Augen drohten wieder einmal aus den Höhlen zu quellen. »Wir haben es im Stabslog nachgelesen.«
»Ja, das war ziemlich heftig«, sagte ich.
Jennifer senkte einen Blick in mich, als wolle sie sagen »Wer war die Geisel, ich oder du?« Aber sie behielt es für sich. Sie hatte Jills Hände in die ihren genommen.
»Wie geht es euch?«, fragte sie leise.
»Ihr seid mit Rogers aneinander geraten«, sagte Taylor gleichzeitig zu mir.
Ich nickte nur. »Das meinte ich mit heftig. Er hat mit Annihilatoren auf uns geschossen. Die Details erzählen wir euch ein andermal. Hier haben die Wände Ohren.«
Jetzt riss Jill Lambert die wasserblauen Augen auf. »Annihilatoren? Ist der denn völlig meschugge?«
Dann fiel ihr ein, was ich gesagt hatte.
»Es ist ja alles gutgegangen«, brummte ich. »Mehr oder weniger.«
»Naja.« Jill ließ einen Blick über die bettlägerige Jennifer gehen. Dann besann sie sich. »Was uns angeht, so – wissen wir noch nicht so recht.«
Mit der freien Hand suchte sie Lucio, dessen Rechte sie verliebt drückte. Von ihrer sitzenden Position an Jennifers Bettrand sah sie mit warmem Lächeln zu ihm auf. So waren junge Paare, wenn sie einem mitteilten, dass sie sich verlobt hatten. Aber die beiden waren seit Jahren verheiratet, nach dem etwas speziellen Ritus der Amish, denen sie sich nach Sina angeschlossen hatten.
»Kriegt ihr ein Kind?«, entfuhr es mir.
»Das nun gerade nicht.« Jill bekam einen roten Kopf. Offenbar hatte ich ein heikles Thema angeschnitten.
Taylor räusperte sich.
Es entstand ein peinlicher Moment der Stille.
»Dass ihr jetzt hier seid«, versuchte Jennifer, die Situation zu retten, »auf dem Torus, heißt das, dass ihr euch wieder der Union anschließen wollt?«
Jill griff dankbar zu. »Um ehrlich zu sein, wir hängen noch etwas in der Luft.«
An der Art, wie sie beide herumdrucksten, war zu erkennen, dass sie sich mit einem bestimmten Plan trugen.
»Was habt ihr vor?«, fragte ich Taylor.
Er hob die muskulösen Schultern. Aus der linken drang dabei das leise Surren der Tloxi-Servos. Es erinnerte einen stets daran, dass er eine Prothese trug.
»Die Amish sind dabei, neue Gebiete zu erschließen«, sagte er.
»Nachdem sich die ganze Lage ja nun beruhigt hat«, fiel Lambert ein, »hat die Union uns ihre Karten zur Verfügung gestellt.«
Jennifer und ich sahen uns an. »Uns«, das waren offenbar die Amish. Also hatten sie nicht vor, in den regulären Dienst zurückzukehren.
»Es sind einige tausend Welten im Randgebiet der ehemaligen sinesischen Einflusszone, die jetzt in den Blick kommen. Die eine oder andere davon sieht ganz interessant aus.«
»Rohstoffwelten.« Ich hatte im Stabslog ein paar Notizen dazu aufgeschnappt. Nachdem sie sich mit den Tloxi zusammengerauft hatte, holte die Union zu einer weiteren, ungeheuren Expansion aus. Ihre automatischen Sonden durchkämmten die Galaxis. Prospektorenteams und militärische Vorauskommandos nahmen im Akkord neue Systeme in Besitz. Im Rückblick würde diese Zeit einmal als Goldene Ära erscheinen. Und die Amish in ihrem alten Selbstverständnis als Pioniere und Kolonisatoren bildeten die erste Welle dieser interstellaren Landnahme.
»Da draußen sind unzählige Planeten«, sagte Taylor, »die nur darauf warten, von uns in Besitz genommen zu werden.«
Der Junge gefiel mir. Seit wir ihn in Pensacola aufgelesen hatten, hatte er nichts von seiner Unternehmungslust verloren.
»Habt ihr schon etwas Bestimmtes in Aussicht?«, fragte Jennifer.
Jill wand sich. »Es sind tausende von Sonnensystemen. Derzeit laufen noch die Auswertungen.«
Jennifer legte den Kopf schief. Bei mir schrillten alle Alarmanlagen, dabei war es diesmal gar nicht ich, der im Fokus stand.
»Ihr tut so, als sei das alles noch nicht spruchreif«, lachte sie mit vorwurfsvollem Unterton. »Aber ich sehe euch beiden an der Nasenspitze an, dass ihr schon etwas ausheckt, etwas ganz Konkretes!«
Jill musste kichern, und auch in Taylors Miene stahl sich ein Schmunzeln.
»Dir kann man wirklich nichts vormachen«, sagte Lambert. »Aber du hast recht. Es gibt da eine Welt, die wir – in die engere Auswahl genommen haben.«
Jennifer lächelte zufrieden.
»Hat sie einen Namen?«, fragte ich.
»Hyperborea«, sagte Taylor.
Jennifer sah mich fragend an. Aber ich konnte nur die Achseln zucken.
»Kann sein, dass der Namen auf einer der Listen stand, die ich einmal herunter gescrollt habe. Aber ich verbinde im Moment nichts Bestimmtes damit.«
»Ein vielversprechender Planet«, sagte Taylor. »Vielleicht der lohnendste von allen, die jetzt zur Vergabe anstehen.«
Er klang wie ein Grundstücksmakler. Aber es war so: unsere Querelen mit Zthronmic und Tloxi hatten verstellt, was uns mit der Zerschlagung Sinas in den Schoss gefallen war. Eine ganze Galaxie! Unter dem Strich barg sie Milliarden Welten. Aber in der jetzigen Phase waren einige tausend zur Erschließung freigegeben worden. Die Werften stampften in Rekordzeit Großraumschiffe aus dem Boden. Millionen potentielle Siedler ließen sich erfassen und in Wartelisten eintragen. Jetzt erst konnte man davon reden, dass die Menschheit in den Weltraum aufbrach, nicht mehr nur einzelne Teams, die hier und da einen Asteroiden anschürften. Es war der Startschuss zu einer der gewaltigsten Bewegungen der menschlichen Geschichte, und während wir uns noch die Wunden leckten und uns nach Urlaub sehnten, standen Jill und Taylor in der ersten Reihe, um sich ihren Platz an der Sonne zu ergattern.
Ich spürte Jennifers Blick auf mir liegen.
»Tut es dir leid, dass du nicht dabei sein kannst?«
»Es ist nicht aller Tage Abend«, sagte ich ausweichend. Dann fiel mir noch etwas ein. »Auf Zthronmia wolltet ihr nicht bleiben?«
Jill war aufgestanden und hatte sich an Taylors Seite geschmiegt. Wie immer hielt sie sich an seine Rechte, so dass er den gesunden Arm um sie legen konnte.
»Dorthin hatte man uns nur gerufen«, sagte Lucio, »um unseren Freunden gegen die Zthronmic beizustehen.«
»Wie