Schroeders Turm. Rex Schulz
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Plötzlich hörten sie einen Knall und eine leichte Erschütterung ging durch den Boden. Stimmen kamen aus dem Gang, durch den sie diesen Raum betreten hatten. Mehrere Sicherheitsleute mit gezogenen Waffen traten ein.
„Was zum Henker ist das denn hier?“
„Hallo, Willem!“, Fritsche grinste. „Habt euch aber beeilt!“
„Wir haben so schnell gemacht, wie es eben ging. Haben ein Ärzteteam mitgebracht. Ein paar Jungs haben sich gerade durch die Decke gesprengt.“
„Super, Willem!“, lobte Schroeder.
„Hol die Ärzte her, die sollen Allysia befreien und sich um die Beiden kümmern. Lass paar Leute hier, Willem, die anderen kommen mit uns. Ein Alien ist abgehauen, wer weiß, was er vorhat.“
Schroeder, Fritsche und einige der Sicherheitsleute verließen den Raum durch die Seitentür, durch die der Sator’ri geflohen war. Sie stürmten den Gang entlang und kamen an eine weitere Tür. Dahinter öffnete sich eine große Halle, in der Reihe an Reihe Sator’ri auf Liegen lagen. Alle waren an Maschinen angeschlossen und schienen zu schlafen. Plötzlich regten sich einige, sie schienen zu erwachen und wirkten augenscheinlich orientierungslos.
„Was haben wir denn hier?“, brummte Schroeder und sah Fritsche an.
Der zuckte mit den Schultern.
„Scheint eine Art Ruheraum zu sein. Aber wozu die Maschinen? Und warum sind die Aliens verkabelt?“
„Na, egal! Leute, verteilt euch, behaltet alle im Auge! Fritsche und ich sehen uns in den Nebenräumen um.“
Orion und Hyroniemus begaben sich zur nächstgelegenen Tür. Als sie gerade den Raum betreten wollten, kam ein Sator’ri herausgestürmt. Geistesgegenwärtig schoss Orion ihm eine Ladung ins Bein, sodass er zuckend zusammenbrach.
Der Wächter überprüfte die Maschinen, die das Erweckungsserum den Träumern injizierten, und ging anschließend hinüber in den Traumsaal. Er schritt die Reihen der Liegen ab und betrachtete die Träumer. Da, einer schien sich bereits zu regen. Der Wächter trat an dessen Liege und beugte sich über ihn. Er regte sich unruhig und war seltsam verstört. Ja, so fühlten sie sich, wenn sie aus ihren Träumen gerissen wurden. Der schlaftrunkene Sator’ri schaute ihn verständnislos mit seinen großen grünen Augen an.
„Wach auf und verschwinde von hier!“
Der Wächter wollte sich eben dem nächsten Schläfer nähern, als ein Warnsignal aus dem Maschinenraum erklang.
Oh nein, eine Störung bei der Erweckung, das kann schlimme Folgen haben!
Der Wächter rannte zurück in den Maschinenraum, um die Störung zu beheben. Er hatte in der Eile die Einstellungen fehlerhaft vorgenommen. Er korrigierte seinen Fehler und kontrollierte noch einmal, ob die Erweckung nun reibungslos verlaufen würde. Ja, jetzt konnte er sich wieder den erwachenden Träumern widmen und ihnen bei der Rückkehr in die Realität helfen. Er lief zurück zur Tür und als er sie just durchschreiten wollte, sah er sich zu seinem Erschrecken mehreren Menschen gegenüber. Blitzschnell zog einer von ihnen seine Waffe und schoss. Bevor der Wächter begriff, was vor sich ging, schlug es wie ein Blitz in sein Bein ein, er zuckte hilflos und brach zusammen.
„Das ist doch einer der Typen, die auf uns geschossen haben!“, sagte Fritsche.
„Ja, das war der, der abgehauen ist, er wollte wohl seine Mitentführer warnen. Aber wir waren schneller!“
Orion sah sich um. Ein Alien nach dem anderen schien zu erwachen und regte sich auf seinem Bett.
„Los, Leute, fesselt alle Aliens, ehe sie hier durchdrehen.“
Orion, Fritsche und die Sicherheitsleute machten sich daran, Sator’ri für Sator’ri zu fesseln.
Da öffnete sich eine Tür auf der anderen Seite des Saales und eine Gruppe von alten Sator’ri betrat die Halle. Ihnen folgten einige jüngere Aliens, welche ebenfalls bewaffnet waren. Einer der alten trat vor, stellte etwas an einem Instrument, das sich an seiner Kleidung befand, ein und eine mechanische Stimme erklang aus dem Gerät:
„Was geht hier vor? Was macht ihr in dieser Etage und was ist das für ein Raum?“
„Das kann ich dir sagen. Wir haben uns unsere Mitbewohner zurückgeholt, die von euch entführt und missbraucht wurden!“
Wieder hörten sie die Stimme des Sator’ri aus dem Translator.
„Mein Name ist Re’Sa Mork, ich bin vom Rat der Ältesten unseres Raumschiffes. Wir wissen nichts von Entführungen, deshalb bitte ich dich, mir alles genau zu erklären.“
Es wurde ein sehr langes Gespräch, das Orion mit Re’Sa Mork führte. Dabei trat viel Erstaunliches zutage und bei der Befragung des Wächters auch Erschreckendes.
Epilog
Orion saß in seinem Büro und dachte über die vergangen Ereignisse nach.
Die Sator’ri waren mit ihrem Schiff vor einer Invasion der „Jünger des Nekros“ geflohen, welche ihren Planeten verwüstet hatte. Bei der Flucht waren sie während des Übergangs in ein rettendes Kontinuum noch getroffen und ihr Schiff beschädigt worden. Daraufhin hatte ziemlich bald der neue Antrieb versagt und sie hatten hier auf diesem Planeten notlanden müssen.
Sie halfen den Menschen beim Bau ihrer Turmstädte, lebten aber lieber zurückgezogen für sich. Nach einer gewissen Zeit breiteten sich unter der Besatzung Depressionen aus und so forschten einige Wissenschaftler nach einer Lösung. Bald waren sie fündig geworden, sie hatten nämlich die Biologie der Erdbewohner unter die Lupe genommen. Einige der Enzyme ihrer Muttermilch übten eine erstaunliche Wirkung auf die Körper der Sator’ri aus. Sie verlängerten ihr Leben, da sie den Zerfall und die Alterung der Zellen der Sator’ri extrem verlangsamten. Und ein einziges Enzym – Lysozym – erweiterte zudem ihr Bewusstsein und versetzte sie in die Lage, ihren Geist durch Traumwelten fliegen zulassen. Sie durchquerten Universen aus Farben, Formen und Geschöpfen, die ihr Unterbewusstsein erschufen.
Aber die Forscher hielten diese Ergebnisse geheim, nur ein kleiner Teil der Besatzung wusste darüber Bescheid. Um nun in den Genuss des Fliegens zu kommen, entführten sie Frauen und Männer, betäubten diese, befruchteten die Frauen künstlich und molken ihnen dann die Muttermilch ab. Einen Teil davon gaben sie dem Nahrungsbrei bei, von dem sie sich ernährten. Das meiste benötigten sie, um das Lysozym zu extrahieren, damit sie es über die Blutbahn den Träumern verabreichen konnten. Die Föten entsorgten sie über die Biorecyclinganlage, ebenso die verbrauchten Körper der Frauen und Männer. Sören Maibach und Melany Mandel waren diesen Weg bereits gegangen. Maibach war nach der erfolgten Befruchtung nutzlos geworden, Melany hatte die Schwangerschaft nicht verkraftet, weil diese von den Wissenschaftlern beschleunigt worden war.
Orion richtete sich auf und streckte seinen Körper. Wenigstens hatten sie Allysia und Martha retten können, welche sich mittlerweile gut erholt hatten.
Der Saal der Träumer und die Gestelle, in denen die Menschen gehalten worden waren, hatten die Aliens entfernt. Die Wissenschaftler und Träumer, deren man habhaft werden konnte, waren aus dem Schiff verwiesen worden und mussten fortan ihr Leben