Tauben am Fenster und andere Geschichten. Sigrid Dobat
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Tauben am Fenster und andere Geschichten - Sigrid Dobat страница 1
Sigrid Dobat
TAUBEN AM FENSTER
und andere Geschichten
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2017
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Copyright (2018) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
Titelbild © emadomar (Fotolia)
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
INHALT
Das Nachbarhaus links – eine Hommage an Theodor Storm
BONAQUA – verdrehte Buchstaben
SANDPERLEN
Ihnen werde ich meine Geschichte erzählen.
Ich erzähle sie zum ersten Mal, denn ich fürchtete lange, von meinem Berufsstand verlacht zu werden, sagte ich die Wahrheit.
Aber jetzt gibt es Beweise. Im Museum liegen sie: Perlen, Fibeln, Goldreifen, Scherben, unendlich viele Requisiten einer vergangenen Zeit. Vor allem aber Perlen, sie sind für meine Geschichte, sie sind für mich von besonderer Bedeutung.
Ich bin Archäologe und deshalb einer Vergangenheit und dennoch einer bewiesenen Realität verpflichtet. Damals leitete ich eine Ausgrabung an der Schlei. Das Grabungsteam hatte in den Tagen vor dem nächtlichen Ereignis, von dem ich erzählen werde, die Ackerkrume auf dem Feld im Uferbereich der Schlei mit einem Bagger sorgfältig abgeschoben und zu Erdhaufen getürmt. Sie muteten ungewöhnlich an in der Landschaft, die von weitläufigen, sanften Hügeln geprägt ist. Der helle Kies, zuvor vom Mutterboden bedeckt, lag jetzt frei. Dunkel zeichneten sich Pfostenlöcher auf dem Kies ab. Runde, kräftige, erdschwarze Flecken an der Oberfläche, in der Tiefe mächtige Löcher, gefüllt mit Humus, entstanden aus der Fäulnis einstmals starker Holzpfosten. Dicht nebeneinander geben sie das Abbild einstiger Häuserwände, als hätte ein Architekt den Grundriss eines Hauses gezeichnet. Die ungewöhnliche Größe der aufgedeckten Häuser, sie maßen an dreißig Meter in der Länge, versprach die Entdeckung einer bedeutungsvollen Siedlung, tausend Jahre vor unserer Zeit erbaut.
Als Grabungsleiter blieb ich selbstverständlich nachts auf dem Gelände, um das Forschungsgebiet vor Raubgräbern zu schützen. Doch seltsam, schon in der ersten Nacht fand ich