Liebesgrüße aus Neuschwabenland. Alex Jahnke

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Liebesgrüße aus Neuschwabenland - Alex Jahnke

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Neues, was ich gar nicht wissen wollte.

      Neuschwabenland, 20.1.5014

      Ich habe einen neuen Mülleimer bekommen, der kleiner ist, als der Vorgänger.

      Wie soll ich so den alten Eimer entsorgen?

      Neuschwabenland, 21.1.5014

      Viele Dinge des modernen Lebens haben nicht den Weg auf unsere Basis gefunden und wenn man mich fragen würde: völlig zu Recht!

      Lebensmittelallergien zum Beispiel. Sicherlich, es gibt Unverträglichkeiten, das möchte ich gar nicht in Frage stellen. Aber gegen was diese verweichlichten Menschen mittlerweile alles allergisch sind? Milch, Eiweiß, Farbstoffe, Geschmacksverstärker … und natürlich Getreide … Ausgerechnet Getreide!

      Seit fast 30.000 Jahren essen die Menschen Getreide in Form von Brot. 30.000 Jahre! Und auf einmal, im 21. Jahrhundert, stellt die Menschheit fest: „Hmm, nee … Lass mal, da wird mir unwohl von“?

      War das bei den Steinzeitmenschen auch schon so? Hörte man da „Ugg! Lass mal bitte die Brotfladen weg, das Mammut liegt mir sonst so schwer im Magen!“

      Wohl kaum! Wenn diese Entwicklung so weiter geht, werde ich in weniger als zehn Jahren eine Bank mit einem weißen Brötchen als Waffe überfallen können.

      „Geld oder anaphylaktischer Schock!“

      Neuschwabenland, 22.1.5014

      Manchmal lege ich meinen Kopf auf die Waage im Kolonialwarenladen, wiege ihn als Mango und freue mich darüber, was ich als Sumachgewächs wert wäre.

      (Deutlich mehr als mein monatlicher Sold.)

      Neuschwabenland, 23.1.5014

      Heute habe ich unschöne Post bekommen. Der Interessenverband der geheimen Weltherrscher (kurz: IGW) schrieb einen sehr erbosten Brief. Der Verlust meines Tagebuchs ist leider doch noch nicht ganz vergessen und man will uns einer Untersuchung unterziehen, ob wir weiter dem Interessenverband angehören können oder eine Gefahr für die Weltherrschaft(en) darstellen. Diese Typen sind unangenehm, sehr unangenehm. Besonders die Reptiloiden. Ihr ständiges Zwinkern mit den seitlichen Augenliedern macht mich ganz nervös. Aber auch die anderen Mitglieder sind nicht zu unterschätzen. Die Illuminaten sind trotz ihres Alters immer noch gut im Geschäft, wobei sie sehr von ihrem Ruhm zehren. Die Bilderberger hingegen sind hochprofessionell, aber es fehlt ihnen an überirdischer oder außerirdischer Unterstützung. Letztendlich sind es doch nur Politiker und Bänker, aber ihre gefährlichste Waffe – die langatmige Rede – ist gefürchtet. Dann sind da noch die vielen kleinen Splittergruppen; gefallene Engel, Dämonenbeschwörer, Aliens aus dem galaktischen Rat. Jeder ist auf seine Weise dazu berufen, über die Welt zu herrschen und dies mit allem Nachdruck durchsetzen zu wollen.

      Letztendlich sind natürlich auch wir in der IGW organisiert, nicht weil wir die Ansprüche der anderen anerkennen, sondern um sie im Auge zu behalten.

      Normalerweise gibt sich der IGW bei Verfehlungen mit einem Warnbrief zufrieden, aber in diesem Fall wollen sie einen Beauftragten entsenden, der sich die Basis und die Vorgänge gründlich anschaut. Ich kann nur hoffen, dass dieser Besuch nicht zu unseren außerirdischen Verbündeten im Inneren der Erde durchsickert.

      Der Kontrolleur soll schon nächste Woche bei uns eintreffen.

      Neuschwabenland, 24.1.5014

      Seit Tagen suche ich einige Akten. Sie scheinen sich in Luft aufgelöst zu haben. Ich bin sicherlich nicht der ordentlichste Mensch, aber Akten sind meine Leidenschaft. Mir bleibt auch sonst wenig sexuelle Freude, da Sigrid mein Werben immer noch nicht erhört hat. Aber ich gebe nicht auf! Weder darin, die Akten wiederzufinden, noch, eines Tages den Weg zu Sigrids Herzen zu finden. Die nächste Gelegenheit steht bald vor der Tür. Der Nudistenclub Neuschwabenlands feiert seinen Jahrestag mit einem großen Maskenball.

      Ich habe nur einen großen Wunsch vor meinem Tode:

      Einmal die Lippen Sigrids mit den meinen zu berühren …

      Das und einmal auf der Flucht vor etwas durch die Küche eines italienischen Restaurants zu laufen und en passant die Sauce probieren.

      Gut, ich habe zwei große Wünsche vor meinem Tode.

      Neuschwabenland, 25.1.5014

      Kamerad Hechler stand heute immer noch unter dem Einfluss des gestrigen Films „2069 – Eine Sex-Odyssee“. Ich gebe zu, es handelte sich bei diesem Film nicht um eine Perle aus den UFA-Studios, aber das ist noch lange kein Grund, den ganzen Tag über „so pervers“ zu murmeln und den Kopf zu schütteln.

      Morgen werde ich Hechler aufklären, dass im 21. Jahrhundert der Begriff „pervers“ nur für Praktiken gebräuchlich ist, die bei einer Google-Suche weniger als fünf Treffer bringen.

      Neuschwabenland, 26.1.5014

      Irgendetwas sagt mir, dass, wer mit dem Blinken im Kreisverkehr überfordert ist, auch ein leichter Gegner bei Tic-Tac-Toe wäre.

      Neuschwabenland, 27.1.5014

      Es mag vielleicht so aussehen, als hätte ich heute nichts getan, aber ich wartete sehr proaktiv darauf, dass die Probleme sich von selber lösen.

      Leider taten sie das nicht. Dafür standen gleich zwei Beamte der IGW vor der Tür und stellten sich als Igler und Stoll vor. Der eine Herr war durch sein nervöses Blinzeln leicht als Reptiloide zu erkennen, den anderen konnte ich nicht direkt einordnen. Von der Intensität seines Aftershaves her würde ich auf einen Chem-Trailer tippen, aber ich will keine voreiligen Schlüsse ziehen. Sie ließen sich auf der Basis herumführen, danach gingen wir gemeinsam im Kasino essen. Damit konnte ich bei ihnen punkten, denn ich sollte nach dem Essen dem Koch ein Kompliment ausrichten, was ich auch umgehend tat.

      Nur frage ich mich, wie Kamerad Schäufle, Diensthabender in der Küche, zukünftig mit mir umgehen wird, nachdem ich ihm gesagt habe, dass ich ihn schön finde.

      Neuschwabenland, 28.1.5014

      Mit der Hose um die Knöchel wie ein Pinguin zur Ersatzrolle Klopapier auf der anderen Seite der Herrentoilette watscheln.

      Nicht alles kann ein deutscher Soldat mit Würde tun.

      Neuschwabenland, 29.1.5014

      Das Gefühl, das man mit 20 noch als „Kater“ bezeichnet hat, nennt man ab 30 vereinfachend „Vormittag“.

      Neuschwabenland, 30.1.5014

      Heute gab es Streit im Büro. Einige wichtige Akten sind verschwunden und der Chef war mehr als ungeschmeidig deswegen. Ich habe versucht, ihn zu beschwichtigen und ihm versichert, dass die Papiere bald wieder auftauchen werden; spätestens bei der nächsten Rückgaberunde des Praline-Magazin-Lesezirkels. Diesen Vorfall nahmen einige junge Offiziere zum Anlass, sich weiter nach oben zu buckeln und warfen mir Unfähigkeit vor. Der Streit eskalierte, und als es beinahe zum Handgemenge kam, brüllte der Basiskommandant über den Flur: “Es gibt nur ein Alpha-Tier in diesem Rudel!“

      Ich war sehr versucht, ihn darauf hinzuweisen, dass der Vergleich eine Gefahr in sich birgt, da Konflikte bei Hunden unter anderem auch mit Penislecken gelöst werden.

      Neuschwabenland, 31.1.5014

      Wieder

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