Der Samurai-Manager. Reinhard Lindner
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Was mir in Tokio zuerst auffiel, waren Bescheidenheit und Disziplin.
In dem bisher Erzählten sind schon zwei wichtige Begriffe aufgetaucht: Disziplin und Bescheidenheit. Sie sind neben Entschlossenheit, Konsequenz und Charisma entscheidende Fähigkeiten für einen erfolgreichen Manager, einen Samurai Manager.
Um das Wesen der Samurai zu verstehen und daraus wertvolle Erkenntnisse für das Geschäftsleben zu generieren, ist es notwendig, in die gelebten Werte der Samurai tiefer einzutauchen. Diese Werte haben die Samurai geformt und zu außergewöhnlichen Persönlichkeiten reifen lassen. Aus diesem Grund habe ich diesem Kapitel auch so hohe Aufmerksamkeit geschenkt. Das Verstehen der Tugenden sowie das Anwenden von Prinzipien der Samurai sind der Schlüssel zur Verbesserung der eigenen Intuition.
Was ist die Kernbotschaft dieses Buches? Was möchte ich Ihnen mit diesem Buch vermitteln? Primär geht es darum, dass Sie mit den Werkzeugen, die Sie der Samurai Manager® lehrt, ein Gespür dafür entwickeln, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Mehr denn je brauchen die Unternehmen echte Manager und keine Schönwetterhelden. Führungskräfte also, die ein Gespür dafür haben, was ein Unternehmen nach vorne bringt, und die entschlossen handeln. Entschlossenheit war das, was die Samurai auszeichnete, für eine Sache einzutreten und wenn sie das Leben dafür opfern mussten. Doch was ist der Grund, warum so viele Manager nicht die richtigen Entscheidungen treffen? Die Antwort ist einfach: weil sie Angst haben. Angst, ihren Job und damit ihre gute Position zu verlieren.
Viele Manager haben Angst.
Unzählige Manager taktieren. Sie ver(sch)wenden ihre wertvolle Energie mit Recherchen darüber, wer ihnen im Unternehmen schadet und wer sie in der Erfolgsleiter schnell nach oben bringen kann. Dabei vergessen sie, den Job zu machen, für den sie eigentlich bezahlt werden. Es ist die Angst, etwas zu verlieren, das sie schon haben. Das lähmt. Ich bin der tiefen Überzeugung, dass ein Manager, der nicht täglich dazu bereit ist, seinen Job zu verlieren, kein guter Manager ist. Vielleicht ist er ein guter Taktiker oder Netzwerker, aber noch lange kein guter Manager und bestimmt kein Samurai Manager.
Ein guter Manager ist täglich dazu bereit, seinen Job zu verlieren.
Dies soll nicht heißen, dass Taktik und Netzwerken nicht wichtige Bausteine für Erfolg sind, aber letztlich sind sie nicht mehr als ein Mittel zum Zweck. Die wichtigste Aufgabe eines Managers ist es, die Unternehmensziele klar zu definieren und zu deren Erreichung die richtigen Entscheidungen zu treffen. Dazu gehört aber nicht, die eigene Haut schützen oder gar retten zu wollen.
Natürlich ist diese Sichtweise sehr idealistisch. Vielleicht ist sie sogar ein Stück weit realitätsfremd, jedoch letztlich der einzige Weg, den es sich lohnt zu gehen. Am Ende des Tages zählt doch, was habe ich wie erreicht, wobei das „Wie“ die höhere Priorität einnimmt. Was wollen Sie letztlich Ihren Kindern erzählen? Sie waren ein guter Taktiker, haben die richtigen Leute gekannt und somit ist es Ihnen gelungen, ein angenehmes Leben zu führen? Das dürfte Sie wohl nicht sehr glücklich und schon gar nicht stolz machen. Also bleibt Ihnen gar keine andere Wahl, als das Taktieren über Bord zu werfen. Verwenden Sie Ihre ganze Energie dafür, Ideen und Konzepte zu entwickeln, die Meilensteine für das Unternehmen bedeuten. Die richtigen Leute ins Boot zu holen und nach vorne zu schauen. Da ist kein Platz für die Angst!
Bob Dylan singt in einem seiner Songs: When I go to my grave, my head will be high. Das ist ein wahrer Samurai-Gedanke, der Ihnen dann auch das Glück des Tüchtigen einbringen wird.
Noch zwei Anmerkungen:
Der Samurai Manager® ist ein eingetragenes Markenzeichen. Der besseren Lesbarkeit wegen wurde im Text auf die durchgehende Verwendung des Symbols ® bei der Erwähnung des Markennamens verzichtet – alle Markenrechte bleiben vorbehalten. Ebenfalls der besseren Lesbarkeit geschuldet ist die durchgehende Verwendung des generischen Maskulinums. Es sind natürlich damit auch alle Leserinnen angesprochen.
1.1 Die Bedeutung der Samurai in Japan
Es wäre eine Anmaßung zu behaupten, ich wäre in der Lage, etwas über das wahre Wesen der Samurai preiszugeben. Das folgende Kapitel soll auch keine historische Aufarbeitung der Krieger des alten Japan darstellen, sondern einen pragmatischen Weg aufzeigen, was wir im Management von diesem Stand lernen und im täglichen Leben umsetzen können.
Die Samurai waren annähernd vergleichbar mit unserem mittelalterlichen Rittertum. Sie dienten ihrem Fürsten (Daimio) und waren ihm zu Treue und Loyalität verpflichtet. Die vorrangige Waffe des Samurai war das Schwert (Katana). Ein Samurai war ein Meister der Schwertkunst. Sie genossen über fünf Jahrhunderte in Japan höchstes gesellschaftliches Ansehen und dies, obwohl sie keine politische Macht und auch keinen nennenswerten materiellen Besitz hatten. Wenn ein Samurai in ein Dorf kam, verneigten sich die Bewohner und zollten ihm höchsten Respekt. Wie aber war es möglich, ohne Entscheidungsgewalt und Geld einen solchen Status zu bekommen?
Die Samurai verkörperten ihre Werte auf unvergleichbare Art und Weise: vor allem den der Ehre. Für einen Samurai war das gesprochene Wort gleichzusetzen mit der Tat. Wenn ein Samurai ein Versprechen gab, war dies so gut wie eingelöst. Die Konsequenz, das zu tun, was er gesagt hatte, machte ihn glaub- und somit auch vertrauenswürdig.
Für den Samurai war das gesprochene Wort gleichzusetzen mit der Tat.
Das Nichteinlösen eines Versprechens bedeutete für einen Samurai den Verlust seiner Ehre. Und ein Samurai verlor eher sein Leben als seine Ehre. Sollte eine Situation eintreten, in der es ihm nicht möglich war, seine Worte in die Tat umzusetzen, konnte er seine Ehre und die seiner Familie nur wiederherstellen, wenn er sich das Leben nahm. Er tat dies, indem er sich sein Schwert ungefähr sechs Zentimeter unterhalb des Nabels in den Bauch rammte und dann umdrehte. Diese Zeremonie wird in Japan „Seppuku“ genannt. Im Westen ist sie besser bekannt unter dem Begriff „Harakiri“.
Die fatalen Konsequenzen, welche das Nichterfüllen eines Versprechens mit sich brachten, veranlassten einen Samurai, sehr genau darüber nachzudenken, welche Zusagen er machte und welche nicht. Er war stets überlegt, besonnen und sehr bedacht in seinen Aussagen. Er konnte einen Auftrag auch ablehnen. Nur wenn er ihn annahm, musste er ihn auch zu Ende führen.