Babaji - Botschaft vom Himalaya. Maria-Gabriele Wosien
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5. Haidakhan Vischwamahadham20 - Zentrum der Mythologie um Babaji als Schiwa-Avatar
Haidakhan ist ein kleines Dörfchen im Kurmantschal Vorgebirge des Himalaya, sechsundzwanzig Kilometer östlich des Marktfleckens Haldwani im Distrikt Nainital der Großprovinz Uttar Pradesch.21
Mythologisch ist die Kurmantschal Region ein uraltes Gebiet und wird, unter anderem, auch in Verbindung gebracht mit der zweiten Inkarnation des Gottes Vischnu als Kurma, Schildkröte, zu Beginn des satya yuga, des Zeitalters der Wahrheit, dem ersten Zeitabschnitt unseres gegenwärtigen Äons.
Nach Angaben im Uttar Manas Skanda Purana22, in einem Dialog zwischen Schiwa und seinem Sohn Karttikeya23, wird dieser Ort schon als ein während der Eiszeit heiliges Gebiet erwähnt, als der indische Subkontinent noch bis zur Vindhatschal Region, im heutigen Radschasthan, mit Gletschern bedeckt war.
Nach dem Mythos beauftragte Schiwa Virabhadra24, eine feurige Emanation aus seinem Munde, »fürchterlich anzuschaun und von gewaltiger Macht«, mit der Lokalisierung des Zentrums der damaligen riesigen Landmasse, ehe das aus den Wassern herausragende Gebiet in die fünf Kontinente zerbrochen war.
Dieses weltbewegende Ereignis, das einer Neuschöpfung gleichkam, wird kommentiert mit »die Berge fielen krachend ein, die Erde erbebte, die Winde brüllten, aufgewühlt ward die Tiefe des Meeres«.
Die Eismassen blieben nur auf den höchsten Erhebungen des heutigen Himalayagebirges zurück. Schiwa und das Pantheon der Götter, vormals zu Hause auf dem Kurmantschal Kailasch-der mit dem mythischen Meru Parvat als axis mundi identisch ist-, zogen sich zurück auf den gleichnamigen Berg Kailasch im heutigen Tibet, nördlich des Manasarovar Sees, während das alte heilige Zentrum nach und nach von den Menschen besiedelt wurde. Das Zentrum der Welt hat als meru dandaseine mikrokosmische Entsprechung in der Wirbelsäule, mit der die Bewusstseinszentren, oder Tschakren, als Manifestationsorte der Götter verbunden sind.
Als Schiwa sich mit Sati vermählte, brachte er sie zum Kurmantschal Kailasch, an dessen Fuß sich zu alten Zeiten ein See befand. In diesem pflegte sie zu baden, und noch bis zum heutigen Tag heißt dieser Ort ›Sati Kunda‹.
Am Tag ihrer Ankunft pflanzte die Göttin dort ein Bäumchen, das heute als stattlicher und einziger Baum mitten im Flussbett des Gautama Ganga steht. Diesen Fluss leitete Schiwa, zu einem späteren Zeitpunkt, etwa eineinhalb Kilometer nördlich an die Oberfläche, als besonderen Gnadenbeweis für einen der sieben Rischis25 mit gleichem Namen, der sich in diese Gegend zum Meditieren zurückgezogen hatte.
Der Gautama Fluss fließt aus dem Manasarovar See unterirdisch viele Kilometer lang durch das Himalayagebirge und taucht unweit des Örtchens Haidakhan an die Oberfläche. Weiter fließt er durch die Stelle des ehemaligen ›Sati Kunda‹, ohne aber je den heiligen Baum zu überschwemmen, selbst nicht zur Zeit des jährlichen Monsunregens, wo riesige Wassermassen den Fluss zu einem reißenden Strom anschwellen lassen. Ebenso wie das Wasser des Ganges kann man es jahrelang aufbewahren, ohne dass ein Fäulnisprozess einsetzt.
Am Fuße des Kailasch, nur wenig über dem Wasserspiegel des Gautama Flusses, befindet sich eine Höhle, die wie der Berg selbst auf die Schöpfungsgeschichte zurückgeht. Diese Höhle wird im Schiwa Purana26 erwähnt als Aufenthaltsort der Gottheiten und wird verehrt als ein Ort, wohin Schiwa sich bisweilen zu tiefer Meditation und asketischen Übungen (tapasya) zurückzieht.
In dieser Höhle, von der aus unterirdische Gänge nach Haridwar, Benares und zum Manasarovar See führen, wurde Babaji erstmals wieder im Juni 1970 von einem Bewohner der Gegend durch Weisungen eines Traumes gefunden.27
Der Kailasch (etwa 2 600 m hoch) wird sowohl im Mythos wie in Erzählungen aus der Gegend beschrieben als ›der goldene Berg‹, denn der Meru Parvat wird auch Hemadi - der goldene Berg, Ratnasanu - Juwelenspitze, Karnikatschala- Lotusberg und Devaparvata - Berg der Götter genannt.
An seinen unteren Hängen gibt es heute vereinzelt kleine Siedlungen, doch zeigt der Berggipfel kaum Vegetation, noch sind dort Wasserquellen zu finden. Auf seiner höchsten Erhebung ist ein Schiwaheiligtum mit lingam und dhum28 und ein von Pilgern gestifteter Glockenaltar.
Der Berg ist vielfach mit einer sehr seltenen Art des Paridschata Baumes (entstanden beim Quirlen des Milchmeeres des Trankes der Unsterblichkeit) bewachsen, von denen nur einer unter tausenden Samen hervorbringt.
Zu Anfang der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts entstand auf einem dem Kailasch gegenüberliegenden Hügel ein Schiwatempel von Babajis eigener Hand unter Mithilfe einiger Einwohner aus der Gegend. Sein Grundriss ist achteckig als Symbol für die aschthasiddhis29 (die acht Machtaspekte Schiwas).
Nach einer mündlichen Überlieferung30 wurde der Tempel 1843 fertiggestellt, und da nur Felsgestein aus der Umgebung dafür zur Verfügung stand, pflegte Babaji die Größe der Baublöcke mit seinem Stab zu umreißen, worauf diese sich im exakten Maß aus dem Gestein lösten. Von dem dreiseitigen lingam im Tempelinneren wird erzählt, dass er mit göttlichem Atem belebt ist. In den Jahren nach Babajis Erscheinen wurde der Tempelbezirk zu einem Aschram mit Wohngelegenheiten erweitert.
Das etwa einen halben Kilometer breite Flussbett ist übersät mit Steinen und Geröllblöcken, von denen Babaji sagt, dass sie Seelen sind, die Erlösung erlangt haben, und dass der Tag nicht mehr fern sei, wo so viele Menschen nach Haidakhan strömen werden, dass ihre Zahl die der Steine im Flussbett übertreffen wird.
Der Stein als Kultobjekt und Medium der Offenbarung spielt eine bedeutende Rolle nicht nur im Mythos und Ritus, sondern auch in den Erlebnissen der Adepten des Aschrams. So bezeichnet, zum Beispiel, im Flussbett unterhalb des Tempels ein lingam den »heiligsten Ort der Erde« ; seine Bedeutung wurde vor einigen Jahren von einem Adepten in einer Vision geschaut:
»Am Abend des achtundzwanzigsten Januar 1976 wurde im Flussbett, unterhalb des Aschrams, eine Hochzeit gefeiert. Während der Festlichkeiten ließ Babaji mich zu sich rufen und trug mir auf, nach Seinem kleinen Jungen zu sehen, der vermisst wurde.
Langsam stieg ich in der Dunkelheit die vielen Stufen zum Aschram hinauf. Einige Male blieb ich stehen, um mich auszuruhen und um auf das bunte Treiben hinunterzuschauen. Die Klänge der Blechkapelle und die Stimmen der vielen Menschen drangen zu mir herauf als ein Gemisch von Summen und Dröhnen. Und als ich mich so an das Mauerwerk anlehnte und hinuntersah, schaute ich plötzlich das ›andere Haidakhan‹, sozusagen die geistige Wirklichkeit des Ortes, der mir während meines zweimonatigen Aufenthaltes so vertraut geworden war.
Die Worte ›Haidakhan ist das Zentrum der Welt‹ kamen mir immer wieder in den Sinn. In der Einfachheit der gegliederten Steinwälle des eingefriedeten havana kunda (ausgehobene Grube für das Feueropfer), in dem sich das Leben tummelte, schaute ich den ersten und letzten Ort, der auf der Erde besteht ... «
Mahendra Baba31 hat die Bedeutung und Schönheit dieses Ortes in ekstatisch inspirierten Versen in seinem Haidakhandi Aratt32 beschrieben:
»Haidakhan ist ein einzigartiger Ort, voll Reinheit, Glückseligkeit - des Lebens höchstes Ziel,
Dort fließt der Gautama Fluss, dort weilen Götter und Weise. Erblicke ich den Berg Kailasch, fühle ich mich aus tiefster Seele zu ihm hingezogen.
Am Fuße des Berges