Heilbuch der Schamanen. Felix R. Paturi

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Heilbuch der Schamanen - Felix R. Paturi

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auf unser Nervensystem und unsere Psyche. Doch ist die schamanische Arbeit immer zielgerichtet auf die individuellen Bedürfnisse eines Menschen und nicht massenwirksam. Vergleichen wir sie einmal mit dem Einsatz bestimmter Medikamente, die unter bestimmten Umständen heilsam wirken, bei Missbrauch hingegen gesundheitsschädliche oder gar tödliche Folgen nach sich ziehen. Beispielsweise können einige Digitalistropfen pro Tag ein schweres Herzleiden ausgleichen, obwohl Digitalis an sich giftig ist.

      Kulturell bedingte Variationen

      Die Schamanentrommel ist weltweit verbreitet. Dennoch gibt es in manchen Kulturen Ausnahmen: Manche südasiatische Schamanen verwenden ein Saiteninstrument mit einer einzigen, straff gespannten Saite, die rhythmisch angerissen oder gezupft wird. Mit der Trommel hat dieses Instrument gemein, dass es neben dem typischen 3- bis 7-Hertz-Grundton, der im Diagramm als Sinuskurve sichtbar wird, eine Vielfalt an Oberwellen produziert. Sie sind für die Herbeiführung einer Trance zwar ohne Bedeutung, wirken sich aber erfahrungsgemäß sehr positiv auf die Inhalte der Trancearbeit aus.

       Die nordaustralischen Aborigines wiederum benutzen als reines Rhythmusinstrument meist Klanghölzer und ersetzen die dabei weitgehend fehlenden Oberschwingungen durch die variationsreichen Brummtöne eines begleitenden Didgeridoos.

      Der Herzschlag der Erde

      Viele Stammesschamanen bezeichnen den 3- bis 7-Hertz-Rhythmus der Trommel als Pulsschlag von Mutter Erde. Mit dieser Benennung scheinen sie tatsächlich seinen wahren Charakter getroffen zu haben. Vor rund einem Jahrzehnt haben Geophysiker mit ihren höchst sensiblen Messinstrumenten und -methoden herausgefunden, dass die Erde als Ganzes »atmet«. Sie dehnt sich dabei rhythmisch um einige Zentimeter aus und zieht sich wieder zusammen, wie ein aufgeblasener Luftballon, in den man stoßweise zusätzliche Luft hineinbläst, um sie gleich danach wieder entweichen zu lassen. Dieser »Atemrhythmus« der Erde liegt, so die wissenschaftlichen Ergebnisse, genau im Frequenzbereich der geschlagenen Schamanentrommel und auch der rhythmischen optischen Reize bei der Autobahnhypnose. Hier drängt sich nun eine Frage auf: Sind wir alle unbewusst von diesem Erdrhythmus beeinflusst und deshalb gerade für den schamanischen Trommelrhythmus so empfänglich? Als Antwort lässt sich das folgende Beispiel anführen. Haben Sie einmal eine junge Mutter beobachtet, die ihr Neugeborenes in den Armen wiegt? Ganz instinktiv und ohne es jemals zuvor gelernt zu haben, schaukelt sie das kleine Wesen, und das nicht etwa in langsamen und schwingenden Bewegungen, sondern im rascheren Takt der schamanischen Frequenz.

      Im schamanischen Bewusstseinszustand bleibt ein Teil des Bewusstseins an die Realitätsebene des Alltags gebunden.

      Trance - ein vieldeutiger Begriff

      Bisher habe ich in diesem Buch stets von schamanischer Trance gesprochen, und ich werde das auch weiterhin tun. Denn das Wort ist kurz und gebräuchlich, auch wenn es keineswegs im eigentlichen Sinn uneingeschränkt zutreffend ist.

       Unter Trance kann man vielerlei verstehen. Ihr Spektrum reicht beispielsweise von tiefer hypnotischer Trance, über die Trance des Schlafwandlers, bis hin zu narkotischen Zuständen. Von Trance spricht man auch bei einer bewusst durchgeführten Meditation. Und selbst hier ist zu unterscheiden, um was für eine Art von Versenkung es sich handelt.

       Auch Medien nehmen bei spiritistischen Sitzungen für sich in Anspruch, in Trance zu fallen, um mit Geistern oder Verstorbenen in Kontakt zu treten. Von der Seherin Pythia, die in der griechischen Antike über das Delphische Orakel waltete, ist überliefert, dass sie sich durch postvulkanische Schwefeldämpfe in Trance versetzen ließ.

      Der schamanische Bewusstseinszustand

      Die schamanische Trance hat mit alldem nichts zu tun. Am ehesten ist sie noch mit der Trance bei einer Mantrameditation verwandt. Um Verwechslungen zu vermeiden, sollte man daher korrekterweise nicht von schamanischer Trance sondern besser vom schamanischen Bewusstseinszustand sprechen. Der Kürze und Gängigkeit wegen werde ich jedoch den Begriff »Trance« verwenden.

       Bei diesem Zustand handelt es sich um nichts Außergewöhnliches oder gar Exotisches. Wir alle haben ihn schon oft - allerdings meist unbewusst - erlebt. Schließlich ist es ein wesentliches Kennzeichen des schamanischen Bewusstseinszustands, dass man hierbei bei vollkommen klarem Verstand ist und zu jeder Zeit selbstbestimmt und gezielt handeln kann. Auch lässt sich diese Art Trance jederzeit willentlich beenden.

       Damit rückt die schamanische Trance ihrem Wesen nach sehr nahe an das Alltagsbewusstsein, nur sind die Erlebnisinhalte deutlich andere.

      Man kann versuchen, sein Gehirn völlig von allen Gedanken zu entleeren, etwa um Nirwana-Erfahrungen zu machen, oder ganz bewusst über etwas meditieren, beispielsweise über ein Mantra oder einen bestimmten Gegenstand.

      Ein alltägliches Beispiel für schamanische Trance

      Wohl jeder routinierte Autofahrer, der Tag für Tag dieselben Strecken abfährt, könnte das Folgende erzählen: »Ich bin soeben eine mir sehr gut bekannte Strecke von meinem Arbeitsplatz bis nach Hause gefahren. Die Fahrt muss wie gewöhnlich etwa eine Stunde lang gedauert haben. Währenddessen war ich allerdings die ganze Zeit mit meinen Gedanken woanders. Dabei habe ich die Strecke und auch die Fahrt gar nicht mehr richtig wahrgenommen, obwohl ich an sich aufmerksam für den Verkehr war. Ich weiß, dass ich an der großen Ampelkreuzung vorbeigefahren sein muss, dann das kurze Waldstück passiert haben muss und danach am Supermarkt vorbeigefahren bin. Aber ich kann mich an diese einzelnen Etappen überhaupt nicht mehr erinnern. Ich habe nicht einmal die Dauer der Fahrt realisiert; mir kam es eher so vor, als seien es nur fünf oder höchstens zehn Minuten gewesen.«

       Kennen Sie diesen Zustand? Ja? Dann wissen Sie auch, um was es sich beim so genannten schamanischen Bewusstseinszustand handelt. In den folgenden Kapiteln werden Sie lernen, wie man solche Trancezustände durch schamanische Reisen gezielt herbeiführen kann und wie überraschend einfach und wunderbar es sich in ihnen spirituell arbeiten lässt.

      Der Kosmos der Schamanen

      Erlebnisberichte über das Erreichen schamanischer Bewusstseinszustände liegen uns aus den verschiedensten Kulturen vor. Legenden, Sagen, Märchen und Lieder künden von Menschen, die sich auf spirituelle Reisen begeben haben. Ihre Erfahrungen dabei sind durchaus ähnlich. Berühmt ist die Geschichte des Ritters Owein, der zur Zeit der Regentschaft des englischen Königs Stephan von Blois (1135-1154) lebte. Er macht sich eines Tages auf den Weg, um dem Bischof der irischen Diözese Clogher seine zahlreichen und schweren Sünden zu beichten. Seine Bußübung hatte sich der Ritter bereits im Vorfeld ausgedacht. Auf sein Drängen hin erlaubte ihm der geistliche Herr widerwillig, zur spirituellen Reinigung das Fegefeuer des heiligen Patrick, »St. Patrick's Purgatory«, zu besuchen, welches in seinem Amtsbereich lag.

      Die Erlebnisse des irischen Ritters Owein geben bereits erste Hinweise darauf, wie sich das schamanische Weltbild aufbaut.

      Dieses Fegefeuer befand sich in einer schmalen Höhle, nur etwa einen Meter breit, drei Meter tief und so niedrig, dass man darin nur knien konnte. Die Höhle war auf einer kleinen Insel von nicht mehr als 8000 Quadratmetern Fläche inmitten eines einsamen Sees im Norden der heutigen Republik Irland gelegen. Lough Derg, wie er genannt wird, liegt in völliger Abgeschiedenheit in einer weiten, grünen Hügellandschaft.

       Der Prior des Inselklosters warnte den Ritter vor dem Weg, der ihm bevorstand. Schon viele hätten die Höhle besucht, aber so mancher sei nicht lebendig zurückgekommen.

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