Meine Geparden sind auf dem Weg. Vahid Monjezi

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Meine Geparden sind auf dem Weg - Vahid Monjezi

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style="font-size:15px;">      Ich zwickte mein Gesicht so fest zusammen, bis meine Augen endlich geschlossen waren. Als ich das geschafft hatte, nahm ich all meine Kraft zusammen, ein einziges Mal „Im Namen Allahs“ herauszubringen.

      Plötzlich hörte ich meine eigene Stimme, ich schrie „Im Namen Allahs“. Der Klang füllte den Keller und kam als Echo zu mir zurück: „Allahs, Allahs, Allahs …“

      Ich öffnete meine Augen, dieses haarige Wesen war immer noch dort. Es war gar nicht verschwunden, aber es bewegte sich auch nicht mehr. In diesem grusligen Schweigen hörte ich nur meinen Atem, der vor Angst zitterte.

      Auf einmal kamen unter dem haarigen Körper zwei Köpfe heraus, die mir in die Augen schauten.

      Da öffneten sich meine gelähmten Hände und ließen den Kreidekarton auf den Boden fallen.

      Das verursachte so viel Krach, dass sich sogar das haarige Wesen wieder bewegte.

      Es waren zwei Menschen. Ich konnte jetzt ihre Hände besser sehen. Nein. Sie hatten keine Hufe.

      Als ich sie ansah, schaute ich in die erschrockenen Augen von Khozeyme, der auf dem Rücken unserer Kunstlehrerin hockte.

      Er hatte keinen Turban auf dem Kopf und keine Kleidung an. Jetzt konnte ich sein wirkliches Gesicht besser sehen, vielleicht hatte ich ihn deshalb mit einem Dschinn verwechselt.

      Er sah genauso aus, wie er für uns einen Dschinn beschrieben hatte.

      Mit diesem langen Bart, dem dicken, behaarten Körper, dem halb geöffneten Mund und diesen roten Augen, die vor Angst herausspringen wollten.

      Unsere Kunstlehrerin stieß einen kurzen Schrei aus und nahm Khozeymes Talar vom Tisch, um ihren nackten Körper damit zu bedecken. Ich konnte nicht glauben, was ich sah.

      Aber es war mir klar, dass ich keine Sekunde länger dort warten durfte. Ich musste schnell weg.

      Khozeyme rutschte von dem Tisch, bedeckte sich vorne mit seiner Hand und lief eilig in meine Richtung.

      Ohne dass ich meinen Blick von Khozeyme abwand, hob ich die Kreideschachtel vom Boden auf und tastete mich langsam rückwärts aus dem Keller heraus.

      Als ich den ersten Lichtstrahl sah, drehte ich mich um und rannte so schnell ich konnte die Treppe hoch. Hinter mir hörte ich das fordernde Rufen.

      Khozeyme: „Stopp, komm zurück!“

      Ich wusste nicht, wie ich über den Korridor in unser Klassenzimmer gekommen war.

      Auf einmal stand ich mitten in der Klasse.

      Mit zitternder Hand stellte ich die Schachtel an die Tafel.

      Einige meiner Mitschüler schauten mich komisch an.

      Verängstigt senkte ich meinen Kopf und ging an meinen Platz zu Soheil und Adel.

      Ich saß auf meiner Bank. Soheil stupste mich mit seinem Ellenbogen an.

      Soheil: „Hey, wo warst du so lange?“

      Mein Mund war zu trocken, ich konnte vor Aufregung nichts sagen.

      Adel stellte überrascht fest: „Oh, du siehst blass aus!“

      Ich vergrub mein Gesicht in den Händen.

      Adel: „Was ist mit dir los?“

      Mariwan: „Nichts! … Nichts!“

      Ich schaute durch meine Finger und sah Herrn Esfandiary, wie er die Schachtel öffnete und ein bisschen darin herumkramte. Dann schaute er zu mir.

      Esfandiary: „Mariwan, warum hast du die ganze Schachtel mitgebracht?!

      Ein paar Stückchen hätten doch gereicht. … Komisch, die sind auch alle kaputt!“

      Ich hörte einen langen Pfeifton in meinen Ohren, von dem ich nicht wusste, wo er herkam.

      Ich neigte meinen Kopf nach unten, um ihm nicht antworten zu müssen.

      Herr Esfandiary fragte nicht weiter nach. Er nahm ein Stück von der farbigen Kreide und schrieb die Städte an die Tafel, die im Persischen Reich existierten.

      Esfandiary: „Bauern und Industrie, Kunst und verschiedene Naturwissenschaften erlebten damals ihre Blütezeit.

      Die islamischen Eroberer begingen jedes Verbrechen, um ihre Habgier zu befriedigen und konnten so unsere Städte nacheinander besiegen. In ihrer Brutalität vergossen sie das Blut eines Jeden, der seine Stadt verteidigte. Sie verbrannten alle Bücher und Kunstwerke, die sie fanden, weil sie daran glaubten, alles, was der Mensch wissen muss, stehe im Koran und alle schönen Sachen hat Gott geschaffen. Deshalb braucht es keine von Menschenhand geschaffene Kunst.

      Die besiegten Menschen mussten unter dem Schrecken des Schwertes zum Islam übertreten, weil das die einzige Möglichkeit war, ihr Leben zu retten. Die Eroberer erließen in der Scharia ein Gesetz, das jeder Muslim, der vom Islam austritt oder zu einem anderen Glauben konvertiert, zu den Ungläubigen zählt und hingerichtet werden muss. Nur so konnten sie mit Schrecken und Angst ihre Anhänger weiter bei diesem Glauben halten.

      Da klopfte es an die Tür. Herr Esfandiary hielt in seinem Vortrag inne und schaute zur Tür.

      Noch bevor er „Herein!“ sagen konnte, öffnete sich die Tür und Mullah Khozeyme betrat den Klassenraum.

      Die obersten Knöpfe seines Talars waren noch offen. Auf seiner Stirn sah man die Schweißperlen glänzen. Sein Turban saß schräg auf seinem Kopf und mit einem aufgeregten Blick suchte er etwas zwischen den Schülern. Als er mich sah, strahlten seine Augen und er ging auf Herrn Esfandiary zu.

      Mit einem Schmeicheln und seinem nach der Seite gebogenen Kopf fragte er ihn.

      Khozeyme: „Entschuldigen Sie bitte, mein Herr, wenn es geht, würde ich gern einen kurzen Moment mit diesem Schüler sprechen.“

      Er zeigte auf mich und ich senkte meinen Blick nach unten.

      Herr Esfandiary ging einen Schritt auf Mullah Khozeyme zu und stellte sich ihm gegenüber.

      Esfandiary: „Ist etwas passiert? Sie atmen so schnell.“

      Khozeyme hüstelte verlegen und sagte mit kriecherischer Stimme.

      Khozeyme: „Nein, es ist nichts passiert, Bruder. Es ist nur eine Kleinigkeit, die ich dem Schüler sagen muss.“

      Esfandiary: „Das geht aber jetzt nicht. Wir haben Unterricht.“

      Khozeyme: „Es dauert nicht länger als eine Minute, aber es ist wichtig, erlauben Sie bitte. …

      Gott vergelt es Ihnen.“

      Esfandiary:

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