Meine Geparden sind auf dem Weg. Vahid Monjezi
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Ich setzte mich neben sie.
Ihre langen Wimpern waren noch nass.
Sie wollte nicht reden.
Sie schaute mich einen Augenblick an, dann vergrub sie das Gesicht in ihren Händen.
Mariwan: „Willst du allein sein?“
Yalda: „Die haben Siawash getötet!“
Mariwan: „Ich weiß.“
Yalda: „Mariwan! Du gehst nicht in den Krieg!“
Jetzt wusste ich, dass es auf dieser Welt Sachen gibt, die einen Menschen mehr verletzen als die Peitsche. Ich schaute in Yaldas verweinte Augen und hätte alles dafür gegeben, wenn Siawash noch am Leben wäre.
Die Frau des Mullah Khozeyme näherte sich uns.
Sie war eine der vielen weiblichen Basiji, die die Revolutionsgarde überall unterstützten.
Sie trug ein schwarzes Kopftuch, das so gebunden war, dass nur ihre lange Nase und ihre strengen Augen hervorschauten. Sie reichte Yalda ein langes schwarzes Kopftuch.
Khozeymes Frau: „Bedecke deine Haare, mein Kind. Du bist doch erwachsen geworden.
Es sollen keine Fremden deine Haare sehen.“
Dann sah sie mich mit einem bösen Blick an.
Khozeymes Frau: „Was machst du denn hier?! Geh zu den Männern!“
Mariwan: „Was hab ich getan? Ich sitze doch nur hier.“
Khozeymes Frau: „Das ist Sünde, wenn ein Mann bei einem Mädchen sitzt.“
Mariwan: „Warum Sünde? Yalda und ich sind Freunde.“
Khozeymes Frau: „Steh auf! Wie redest du überhaupt mit mir. ‚Wir sind Freunde‘ Ha!
Wie können Mädchen und Jungen Freunde sein?!”
Mariwan „Wir sind aber Freunde.“
Khozeymes Frau: „Jetzt raus mit dir, aber schnell. Hier gibt es keinen Platz für Männer.
Frauen und Männer müssen getrennt bleiben. Raus!!!!“
Sie zeigte mit ihrem langen Zeigefinger auf den Ausgang.
Ich sah, wie in Yalda die Wut emporkroch. Mit Rage in ihrer Stimme fuhr sie Khozeymes Frau an.
Yalda: „Lass ihn! Ich habe gesagt, dass er zu mir kommen soll.“
Khozeymes Frau: „Erstens sollst du deine Haare verhüllen, um dich nicht zu versündigen, und zweitens ist hier eine Trauerfeier und keine Party.“
Yalda stand auf, stellte sich Khozeymes Frau direkt gegenüber und schaute bös in ihre Augen.
Yalda: „Das ist unser Haus, was machen Sie überhaupt hier?!“
Khozeymes Frau: „Püühhh, was ich hier mache?!… Das weiß jeder in diesem Viertel.
Ich bin von der Märthyrerverwaltung. Alle Trauerfeiern sind meine Arbeit. Den Koran austeilen und wieder einsammeln. Mullah und Grabredner organisieren.
Schwarze Banner besorgen, den Altar für den Märtyrer herrichten und all das was noch dazu gehört, ist meine Arbeit. Das alles ehrenvoll und islamisch abläuft. Hast du das kapiert?
Jetzt wickel dein Kopftuch um deine Haare.“
Yalda suchte mit ihrem Blick nach irgendetwas. Vielleicht suchte sie ihre Mutter, die in dem Durcheinander verschwunden war.
In einer Ecke des Hinterhofes kochte eine Frau auf dem offenen Feuer die Süßspeise Halwa(11).
Khozeymes Frau hielt Yalda immer noch das Kopftuch direkt vor die Nase.
Plötzlich riss Yalda es ihr aus der Hand, rannte zu dem Halwa-Kessel, schaute kurz zu uns und warf das Kopftuch ins Feuer. Es ging in Flammen auf.
Ein Schrei der Entrüstung kam von Khozeymes Frau: „Neieeeen, du Sünderin! Was für eine Schandtat! Na warte, ich geh jetzt zu deiner Mutter und werde für dich eine Suppe kochen, die du so schnell nicht wieder auslöffeln wirst.“
Yalda lächelte mir zu und zeigte mit ihrer kleinen Hand, wie sie die Suppe auslöffelt.
Aus Wut darüber, dass Yalda sie nachäffte, biss Khozeymes Frau die Zähne zusammen und kam zu mir. Ich winkte Yalda, sie lachte und ich rannte aus dem Haus.
Viertes Kapitel
Manchmal spielt das Leben ein schönes Lied.
Aber was mache ich mit Füßen, die nicht tanzen können.
Morshed(12) der Meister, schlug mit der Hand an die Schelle: „Kling, kling.“ Seine schmalen, langen Finger tanzten auf der Trommel und gaben die Zurkhaneh (13) zum Sport frei.
Die Athleten kamen mit ihren knielangen Hosen in den Ring. An den Beinseiten war ein Ornament aufgestickt, das eine gebogene Zeder symbolisierte, das Zeichen für Demut.
Der Ring der Zurkhaneh war achteckig mit einem Holzboden, der einen Meter tiefer lag als der Fußboden des Gebäudes.
Der Rand war mit kobaltblauen Fliesen bedeckt.
Die Athleten liefen in synchronem Tempo zum Ring. Sie verbeugten sich am Eingang des Ringes und küssten symbolisch den Boden. Sie schauten zu Morshed, der ihnen mit einem Zeichen die Erlaubnis zum Betreten des Ringes gab. Morshed sang ein Lied aus dem Schahname, dem Königsbuch. (14)
Wie hebt der wortkundige Landwirt an,
wer zuerst die Krone der Welt gewann?
Wer setzte sich auf das Diadem?
Weiß niemand mehr zu erzählen von ihm?
Vielleicht hat’s vom Vater gehört der Sohn,
und gibt dir der Reihe nach Kunde davon:
Wer zuerst den Namen der Herrschaft erkor,
und all jenen Mächtigen schritt zuvor?
Der Forscher in dem Altertumsbuch,
der