Meine Geparden sind auf dem Weg. Vahid Monjezi

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Meine Geparden sind auf dem Weg - Vahid Monjezi

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beschlich Panik, denn ich wusste genau, wenn Kalmamad mich zu Hause abliefert, schlägt mich mein Vater mit seinem Ledergürtel grün und blau.

      Meine größte Angst galt aber nicht dem Prügeln, denn ich war so viel geschlagen worden, dass ich eine Haut hatte wie Leder. Vielmehr ging es mir darum, dass meine Ehre in Yaldas Augen Schaden nehmen würde.

      Jedes Mal, wenn mein Vater mich schlug, hörte man das Schreien mehrere Häuser weiter, und das musste ich verhindern.

      Das erste Mal, als Yalda mich in solch einer Situation sah, konnte ich vor Scham kaum sprechen.

      Es war eine Nacht, die ich nie vergessen werde.

      Einige Tage zuvor musste ich einen Brief an meinen Onkel schreiben, den mir Vater diktierte.

      Mein Vater war beinahe Analphabet und ich musste immer seine Briefe schreiben.

      Seit er arbeitslos war, ging er kaum noch aus dem Haus. Er saß fast den ganzen Tag am Radio, rauchte und hörte Kriegsnachrichten. Ab und zu meckerte er vor Frust an einem seiner Kinder herum.

      An diesem Abend war ich an der Reihe. Er machte einen riesen Krawall, weil mein Onkel wegen meiner schlechten Schrift den Brief nicht lesen konnte. Meine Mutter versuchte, mich vor seinen Händen und Füßen zu retten, aber sie hatte kaum Erfolg und bekam sogar selber ein paar Schläge ab.

      Hilflos und mit verweinten Augen folgte sie meinem Vater.

      Mutter: „Bitte, mir zuliebe! Lass ihn in Ruhe! … Herr Hossein … Schlag ihn nicht! Er ist doch noch ein Kind, er irrte sich. … Du brichst ihm seine Knochen. … Im Namen von Imam Reza, schlag ihn nicht! … Schau in sein Gesicht, es ist voller Blut.“

      Der Vater zog mit einer Hand seinen Hosengürtel heraus und mit der anderen schob er meine Mutter zur Seite.

      Vater: „Das geht dich gar nichts an. … Misch‘ dich nicht ein, Weib. … Du bist diejenige, die ihn so schlecht erzogen hat. … Ich mache aus diesem eigensinnigen Bastard einen Mann.“

      Meine Mutter schmiss sich ihm vor die Füße.

      Mutter: „Lass mich deine Füße küssen, lass mich deine Hände küssen, aber schlag nicht mein Kind. … alle unsere Nachbarn hören uns.“

      Vater: „Das ist doch scheißegal. … Er ist mein Sohn und ich weiß, wie ich ihn erziehen muss.

      Ich kann ihn solange schlagen, bis er tot ist. Das geht niemandem etwas an. … Niemandem! …

      Hörst du! Ich habe ihn gezeugt und sein Leben ist auch in meinen Händen. Das Gesetz sagt es genauso.“

      Vor Angst hatte ich mich in die Ecke des Zimmers verkrochen. Der Vater näherte sich mir wütend, meine Mutter hing immer noch an seinem Bein und weinte.

      Mutter: „Herr Hossein, alle geben dir recht. Gott weiß es, das Leben von uns allen ist in deiner Hand.

      Er ist doch noch ein dummes Kind. Lass ihn bitte in Ruhe … Oh mein Gott! Schau ihn an, wie er schluchzt!“

      Der Vater versuchte, seine Beine von den Händen meiner Mutter zu befreien.

      Vater: „Er hätte auf mich hören müssen.“

      Der Vater beugte seinen Kopf zu mir. Er roch nach Schweiß.

      Vater: „Warum hast du so schlecht geschrieben, du Versager.“

      In meinem Mund hatte ich den Geschmack von salzigem Blut. Mit weinender Stimme antwortete ich.

      Mariwan: „Wie?! Wie kann ich schön schreiben? Ich schreibe immer so?! … Ich … ich kann’s nicht anders. … Versteht ihr! … Ich kann nicht … meine Hände können nicht … meine Hände zittern immer … seht her … schaut sie an.“

      Ich streckte meine zitternden Hände zum Vater hin. Er schüttelte seinen Kopf und drehte sich zu meiner Mutter.

      Vater: „Schau ihn an, der spielt für mich wie ein Schauspieler … Warte, ich sage dir, wie du schreiben musst … Komm jetzt hierher du Bastard.“

      Der Vater holte mit seinem Ledergürtel aus und schlug mit Schwung in meine Richtung.

      Meine Mutter war aufgestanden und stellte sich zwischen uns.

      Mutter: „Lauf weg, Mariwan! Lauf weg von hier!“

      Da traf der Gürtel meine Mutter auf dem Rücken und ihre schützenden Worte verwandelten sich in einen schmerzhaften Seufzer.

      Weinend und verwirrt rannte ich nach draußen. Hinter mir hörte ich die Schreie meiner Mutter.

      Vor dem Haus hatten sich neugierige Nachbarn versammelt. Barfuß suchte ich meinen Weg zwischen den Menschen hindurch und rannte ein paar Gassen weiter.

      Manche Fußgänger schauten mir nach und schüttelten den Kopf vor Mitleid oder Entsetzen.

      Aber ohne zu fragen oder einen Schritt auf mich zuzukommen, gingen sie einfach weiter.

      Stundenlang lief ich so ziellos durch die Straßen. Bis der Himmel dunkel wurde.

      Ich wollte nicht mehr nach Hause. Ich dachte, ich ziehe wie viele andere Kinder unter eine Brücke.

      Dort hätte ich meine Ruhe. Ich wusste aber auch, dass sich meine Mutter große Sorgen um mich machte und sie suchte bestimmt überall nach mir. Ich überlegte und dachte letztendlich daran, doch wieder nach Hause zurückzukehren.

      Am Eingang unserer Gasse saß ich unter einer Laterne an einem Wasserkanal. Überall war es ruhig.

      Ich hatte meine Füße in dem Wasser gewaschen. Im Nachbarhaus öffnete sich eine Tür. Ein gelber Lichtstrahl schien auf den Asphalt bis hin zu mir. Ein kleines Mädchen schaute mich neugierig durch die halb geöffnete Tür an, wartete einige Sekunden und ging wieder hinein.

      Es war Yalda. Es dauerte nicht lange, da öffnete sich die Tür wieder und sie kam heraus.

      Sie hatte ein Glas Wasser in der Hand und setzte sich zu mir an den Straßenrand.

      In ihren langen schwarzen Haaren glänzte eine rote Stoffrose.

      Sie gab mir das Glas in die Hand und hängte ihre dünnen dunklen Beine genau wie ich in den Wasserkanal. Sie schaute mich mit ihren schönen schwarzen Augen an.

      Yalda: „Du hast ganz schön tiefe Wunden!“

      Bis dahin waren mir meine Wunden gar nicht so bewusst gewesen. Aber jetzt, als Yalda darüber sprach, merkte ich, dass ich eine Wunde hatte, die brannte.

      Yalda: „Ich höre immer dein Schreien … Was hast du schlimmes getan?“

      Mariwan: „Nix.“

      Yalda: „Warum schlägt

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