Persephone. Matthias Falke
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Читать онлайн книгу Persephone - Matthias Falke страница 17
»Guten Abend, Laertes«, sagte Madeleines sanfte Stimme. »Da ist es aber spät geworden.«
»Ja, wir haben uns verplaudert.«
»Das tut dir gut«, meinte die KI mitfühlend. »Ich bin froh, dass du wieder unter Leute gehst.«
»Die letzten Jahre waren ein bisschen einsam, du hast recht.«
»Vorträge und Reisen ...« Die körperlose Stimme schien zu schmunzeln.
»Was soll ich den Leuten sonst erzählen?«
»Die Wahrheit?«
»Aber was ist die Wahrheit?«
»Das ist eine philosophische Frage, mein Freund. Ich fürchte, wir werden sie heute Nacht nicht mehr beantworten.«
»Weißt du, Madeleine, manchmal finde ich es schade, dass du keinen Leib hast. Für solche Äußerungen gehörst du eigentlich übers Knie gelegt!«
»Würde dir das Spaß machen?«
»Nein.« Er streifte das Kettchen, an dem das Medaillon baumelte, über den Kopf und deponierte es auf dem Nachttisch. »Was soll ich den Leuten sagen? Dass ich nur abgehangen bin? Mich vor aller Welt verborgen habe? Mich in mein Selbstmitleid vergraben habe?«
»Ich denke, du bist in letzter Zeit gut vorangekommen«, erwiderte Madeleine. »Allein, dass du die Einladung deines Freundes angenommen hast, ist ein Fortschritt. Vor einem Jahr wäre das undenkbar gewesen.«
»Ja, du hast recht.«
»Und dann sitzt du bis morgens früh und plauderst! Großes Lob!«
»Du sollst mich nicht verspotten, Madeleine.«
»Ich verspotte dich nicht, Laertes.«
»Du hast Bewusstsein und eine Persönlichkeit. Vielleicht hast du inzwischen tatsächlich so etwas wie eine Seele. Aber manche Dinge wirst du trotzdem nie begreifen. Weil du sie nicht nachempfinden kannst.«
»Den Schmerz?«
»Das Bewusstsein, eine falsche Entscheidung getroffen zu haben. Das Gefühl des Unwiederbringlichen.«
»Es tut mir leid. Ich wollte mich nicht über dich lustig machen. Aber ich denke, du kehrst trotz allem langsam ins Leben zurück. Es mag trivial klingen, zumal von einem Computer, aber du solltest jetzt nach vorne schauen, Laertes.«
»Ich bin ja schon dabei.«
Er schlüpfte ins Bett und deckte sich zu. Die Decke war leicht und angenehm. Das Fenster stand einen Spalt weit offen. Der Nachtwind führte das Geräusch der Brandung und den Geruch des Meeres mit sich.
»Was gibt es Neues?«, fragte er. »Was machen unsere heldenhaften Freunde bei der Eroberung der Galaxis?!«
»Oh, es gibt tatsächlich Neuigkeiten«, sagte Madeleine.
»Offizielle?«
»Nein.« Die KI klang beinahe so, als habe sie gekichert. »Nichts was du in den Nachrichten der Medien findest!«
»Stabslog?«
»Nicht einmal das!«
»Jetzt spann mich aber nicht länger auf die Folter!«
Laertes wusste, dass Madeleine bisweilen eigenmächtig geheime, streng geheime und absolut geheime Kanäle anzapfte. Er hatte sie dazu nicht ausdrücklich aufgefordert, aber er unternahm auch nichts dagegen. Sie hatte ihren eigenen Kopf. Und als ehemalige Bordentität des größten Schiffes der Menschheit hatte sie sich den Anspruch bewahrt, über alle Vorgänge im Tätigkeitsbereich der Union auf dem laufenden zu sein.
»Rogers hat etwas ausgeheckt.«
»Erzähl!«
»Ein neues Modul.«
»Eine Waffe?«
»Eigentlich nicht. Offiziell ein System zur Erstellung von Planetenprofilen.«
»Seismische Sprengungen.«
»Etwas in der Art, aber mit einem ordentlichen Kaliber!«
»Atombomben?«
»Größer.«
Laertes pfiff durch die Zähne. »Ein offizielles Projekt der Union?«
»Offiziell schon!«
»Und inoffiziell?«
»Ein konfuses Netz aus Geldgebern, Stiftungen, obskuren Instituten und Scheinfirmen.«
»Die Mauretanier?«
»Nein. Oder doch nicht so, dass man sie identifizieren könnte.«
»Das sieht ihnen ähnlich.« Laertes gähnte. »Wie nah kommst du ran?«
»Alle Fäden laufen bei einer Organisation zusammen, deren Namen ich noch nie gehört habe.«
»Und das will etwas zu heißen haben.«
»Interessiert es dich?«
»Nur, wenn es nicht mehr lange dauert. Ich bin todmüde.«
»Sie nennen sich Unsichtbare Front!«
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