Persephone. Matthias Falke

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Persephone - Matthias Falke

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Wissenschaftler und dekorierten Brückenoffiziere nickten wie eine Schulklasse, die eine Standpauke ihrer Rektorin über sich ergehen lassen musste.

      »Fertig?« Wiszewsky schien sein amüsiertes Grinsen fest im Gesicht installiert zu haben.

      Seine Stellvertreterin quittierte das mit einer wegwerfenden Handbewegung.

      »Schön.« Der Kommandant legte die Hände ineinander und setzte ein zufriedenes Strahlen auf, das besagte, er werde jetzt zur Tagesordnung zurückkehren. »Wie geht es weiter?«

      Die Frage war direkt an Schleuner gerichtet, der auch auf sie gewartet hatte.

      »Wenn Sie uns das Go geben, würden wir jetzt mit den invasiven Maßnahmen beginnen.«

      »Das heißt?«

      »Wir haben vor, einen Tloxi aus der Gruppe zu entfernen und ...«

      »Glauben Sie, das werden sie zulassen?«

      »Warum nicht?« Der Wissenschaftler kam für einen Augenblick aus dem Konzept, das er sich so schön zurechtgelegt hatte.

      »Ich weiß nicht«, sagte Wiszewsky entwaffnend. »Wie sie da so stehen, das hat so etwas von einer – Wagenburg?«

      Auf ein Zeichen hin ließ Schleuners Assistent das ursprüngliche Bild noch einmal aufflammen. Fünf der kleinen Roboter bildeten einen Kreis, man konnte auch sagen: eine Studie in fünfstrahliger Radialsymmetrie.

      »Ich denke nicht«, sagte Schleuner, »dass da etwas passieren sollte.«

      »Woher wollen Sie das wissen«, fragte Doina Gobaidin.

      »Bis jetzt haben wir keinerlei Anhaltpunkte, dass diese Anordnung etwas zu bedeuten habe. Es gibt keine Kraftfelder, über die die fünf Entitäten oder Individuen miteinander verbunden wären, oder etwas in der Art.«

      Die Vizeadmiralin sah Wiszewsky mit gleichgültiger Miene an. »Keine weiteren Fragen, euer Ehren!« Die Bewegung, in der sie beide Hände anhob, deutete allerdings darauf hin, dass sie ab sofort jede Verantwortung für das weitere Geschehen ablehnte.

      »In Ordnung.« Der Kommandant nickte nachdenklich vor sich hin. »Schnappen Sie sich einen von den Kerlen. Bringen Sie ihn in ein separates Labor.«

      »Wir bauen gerade eine zweite Quarantäne-Einheit auf«, erklärte Schleuner.

      »Sehr gut. Lassen Sie äußerste Vorsicht walten.«

      »Selbstverständlich, Sir.«

      Wiszewsky vermied es, die Gobaidin triumphierend anzusehen. Stattdessen musterte er kühl den Raum, der jenseits der großen Panoramafenster klaffte und in dem ein winziger staubfarbener Lichtfleck die Aufmerksamkeit auf sich zog.

      Die Stille auf der Brücke bekam einen eigenen Ton. Wiszewsky registrierte ihn und sah seine Leute fragend an. In den Mienen las er, dass sie noch etwas vorzubringen hatten.

      »Eine Sache noch.« Schleuner musste auch jetzt für die gesamte Mannschaft sprechen.

      »Immer raus mit der Sprache.« Manchmal kostete es auch einen Alexander Wiszewsky eine gewisse Anstrengung, die Aura des jovialen und unerschütterlichen Vorgesetzten zu wahren. Er wirkte müde und ein kleines bisschen überfordert, gab sich aber alle Mühe, sich das nicht anmerken zu lassen. Die KI-Spezialisten und Planetologen, die einfach nur loslegen und in die nächste Phase eintreten wollten, konnte er damit vielleicht täuschen, seine Stellvertreterin allerdings nicht. Sie wartete von Anbeginn der Mission an nur darauf, dass er sich eine Blöße gab, die es ihr ermöglichte, ihn abservieren zu lassen. Wiszewsky wusste das natürlich. Er nahm die Herausforderung an und absolvierte täglich aufs neue den Drahtseilakt, nicht vorschnell, aber auch nicht zu zögernd zu entscheiden. Denn entscheiden musste er.

      »Die Quarantänemaßnahmen«, brachte Schleuner hervor.

      »Was ist damit?« Diesmal konnte Wiszewsky nicht verhindern, dass ein Seitenblick direkt zur Gobaidin hinüberflog. Er war ihm einfach entwischt.

      »Wir würden sie gerne aufheben.« Schleuner biss sich auf die Zunge. »Zumindest lockern. Es ist, im konkreten Ablauf, vor Ort, also es ist einfach sehr hinderlich.«

      »Sie meinen die Anzüge?«

      »Die Anzüge, die Schleusen, die Dekontaminierung nach jedem einzelnen Schritt.«

      »Wie schätzen Sie das ein«, fragte Wiszewsky. »Haben wir eine Risikoabwägung.«

      »Die Dinger sind biologisch tot und absolut inert«, sprudelte Schleuner hervor. Er hatte sich das zurechtgelegt und auf den Moment gewartet, an dem er es anbringen konnte. »Da kann wirklich nichts passieren.«

      Der Kommandant atmete schwer durch. Es gab Situationen, in denen er sich einen Vize gewünscht hätte, mit dem er sich vertrauensvoll besprechen konnte. Aber das war nun einmal nicht gegeben. Das genervte Stöhnen, das auch jetzt aus der einschlägigen Ecke drang, machte jede Rückfrage überflüssig. Seine Stellvertreterin war dagegen!

      Aber das war ihr Problem!

      »In Ordnung«, sagte Wiszewsky und ignorierte die Gobaidin, die am Rand seines Sichtfeldes wie von der Tarantel gestochen herumfuhr. »Wir lockern die Bestimmungen um eine Stufe.« Er sah Schleuner fest in die Augen, als er eine Drohung aussprach, von der er wusste, dass sie für den Wissenschaftler die Erfüllung eines Herzenswunsches war. »Aber Sie gehen hinunter und leiten die Autopsie persönlich!«

      Auf der ERIS herrschte geschäftige Stille. Seit Brini mit dem Transportmodul der ERIS A in sicherer Entfernung am Sprungmodul angekoppelt hatte und nach etwa zehn Minuten Beschleunigung in einem Korridor verschwunden war, hatten sie nur noch das Nötigste gesprochen, und das leise, mit gedämpfter Stimme und mit scheuen Seitenblicken zu Rogers, der seiner eigenen Arbeit nachging, als wäre nichts geschehen.

      Die Protokolle des Ereignisses mussten ausgewertet werden. Damit hatte die auf eine Handvoll Wissenschaftler zusammengeschrumpfte Crew vollauf zu tun. Die Bordcomputer bereiteten die Daten nur auf. Interpretieren mussten sie die menschlichen Gehirne. Diese wären dem Ansturm nackter Informationen, die nach Exo- und Petabytes zählten, nicht gewachsen gewesen. Aber nur sie waren in der Lage, die Begriffe zu bilden, auf die man das ganze bringen konnte, und die Schlussfolgerungen daraus zu ziehen.

      Was Dr. Randolph Valerian Rogers anging, so musste man ihn nicht einmal sehr gut kennen, um an seinen kleinen listigen Äuglein ablesen zu können, dass er sich seinen Reim auf den Erfolg des Experimentes bereits gemacht hatte. Konzentriert, aber offensichtlich bester Dinge schob er die multiperspektivischen Displays seines Bedienplatzes hin und her, rief hier Details auf, ließ sich dort einen Spezialgrafen darstellen, und verströmte bei dem ganzen den Eindruck eines Mannes, der mit sich und seiner Arbeit vollkommen zufrieden ist. Ein anderer hätte die Lippen gespitzt und sich ein Lied gepfiffen. Das war Rogers’ Sache nicht. Er fokussierte sich ganz auf die Auswertung des spektakulären Versuchs, der einen ganzen Planeten in Schwingung versetzt hatte. Später würde er sich noch einen Whisky gönnen, nach Feierabend. Wobei seine Mitarbeiter sich seit längerem fragten, wann er überhaupt so etwas wie Feierabend machte.

      Als die offizielle Schicht zuende war und die Echos und Resonanzen der ungeheuren Detonation in ein hochauflösendes Schalenmodell des Planeten umgesetzt worden waren, nahm einer nach dem anderen die Hände von der Konsole. Die Männer und Frauen traten von ihren Arbeitsplätzen zurück. Einer räusperte sich, eine andere

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