Schwarze Krähen - Boten des Todes. Carolina Dorn

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Schwarze Krähen - Boten des Todes - Carolina Dorn

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Mal, wenn ich eine Nonne im Auto transportiere, geschieht etwas Unvorhergesehenes“, überlegte Gordon.

      „Es ist ja alles gut ausgegangen“, beruhigte die Pflegerin ihn.

      Sie deckte ihre Freundin mit einer leichten Bettdecke zu.

      „Gehen Sie nach unten und essen Sie zu Abend. Doreen hat schon etwas für Sie hergerichtet. Ich bleibe solange bei ihr“, bot sie an.

      „Ich weiß nicht, ob ich jetzt essen kann. Der Schock sitzt noch ziemlich fest in mir“, gestand er ihr.

      „Aber es geht ihr doch schon viel besser“, entgegnete Christin. Warum nur macht er sich solche Sorgen um sie? überlegte sie. Ihr Blick schweifte zu seinen Augen und da erkannte sie den Grund. Ach du meine Güte, auch das noch. Wenn sie nicht stark genug ist, werde ich meine beste Freundin verlieren, denn dann wird sie wohl eine freie Schwester werden, dachte sie traurig.

      Ein anderer Gedanke schob sich davor, denn was tat sie eigentlich mit Brandon? Nämlich ganz genau das Gleiche. Sie fühlte sich auch sehr zu ihm hingezogen, mehr als ihr erlaubt war. Aber ich muss standhaft bleiben, sagte sie sich. Wenn das jede Ordensschwester so machen würde, wäre wohl bald keine Klosterschwester mehr übrig.

      Da riss sie Gordon aus ihren Gedanken. „Wie geht es Brandon?“

      „Noch nicht so gut. Er bekam eine neue Chemotherapie am Anfang der Woche, die ihm arg zusetzte. Die ganze Zeit konnte er vor Übelkeit nichts essen. Ich habe ihm so viel ich konnte an Infusionen gegeben. Er ist sehr schwach“, berichtete sie ihm.

      Sie begleitete ihn in das Zimmer seines Freundes. Dann ließ sie die beiden Männer allein und kehrte nochmals zu Melissa zurück.

      „Hallo Brandon? Du bist ja wach?“, freute sich Gordon.

      „Diese entsetzliche Chemotherapie zieht mir ständig die Augen zu“, jammerte der Freund. Dann begann er zu schnuppern. „Ich weiß nicht, aber hier riecht es plötzlich so streng nach Fisch. Bist du das, Gordon? Und warum hast du nur die Unterwäsche an?“, forschte er.

      Der lachte nur. „Das kann gut sein. Ich war in einem Fischteich baden und zwar mit einer Nonne zusammen.“

      „Wie hast du denn das fertiggebracht? Ist sie freiwillig mitgegangen? Und warum habt ihr ausgerechnet einen Fischteich ausgewählt?“, überhäufte ihn Brandon mit Fragen.

      „Weil uns ein Hornissenschwarm dazu zwang, blieb uns keine andere Wahl“, erklärte Gordon.

      „Dann ist ja alles klar“, antwortete er trocken.

      „Nur, sie konnte nicht schwimmen und wäre mir beinahe ertrunken und dann kam das Schlimmste noch. Sie reagierte auf die Stiche allergisch“, erläuterte der Freund die Situation.

      „Also kein romantisches Bad? Wie schade. Aber weißt du, was du tun könntest?“, lockte ihn Brandon.

      „Was denn?“ Gordon glaubte an einen Tipp, wie er schneller mit Melissa zusammenkam. Neugierig neigte er seinen Kopf ihm zu.

      „Du könntest dich mal duschen. Du stinkst wie ein ganzer Fischkutter“, kam die Antwort.

      „Ja, da hast du allerdings auch Recht“, lachte er. „Vielleicht wäre es ja möglich mit diesem Gestank deine Krebszellen abzutöten. Dann würde ich mit Vergnügen täglich in die Brühe springen.“

      Brandon rang sich ein Lächeln ab. „Das wäre perfekt. Ich würde den Fischgestank vorziehen und auf die Chemotherapie verzichten, denn kotzen muss ich auf beide. Nur der Fischgestank ruiniert meine inneren Organe nicht. Gordon!“, es klang sehr dringlich. „Den Eimer bitte!“, bat er seinen Freund. Schnell hielt er ihm den Eimer vor sein Gesicht.

      „Bin ich das jetzt mit dem Fisch oder immer noch deine Chemotherapie?“, vergewisserte er sich.

      „Ich fürchte beides“, antwortete Brandon ihm.

      Als es ihm etwas besser ging und der Patient erschöpft in seinen Kissen lag, entsorgte Gordon den Inhalt des Eimers und begab sich anschließend ins Bad um zu duschen.

      Nach der Dusche kam der Freund zu ihm zurück. Brandon lag erschöpft in den Kissen. Gordon erhob sich und wollte sich leise aus dem Zimmer schleichen. Doch da rief ihn Brandon plötzlich zurück.

      „Gordon, warte noch einen Moment. Ich muss dir noch etwas sagen: Sollte ich in den nächsten Tagen sterben, dann musst du die Rose-Bud-Bank und ihre sechs Filialen übernehmen. Ich möchte nicht, dass sie zersplittert werden. Ich habe dich als alleinigen Haupterben in meinem Testament einge…“

      Weiter kam er nicht. Da fiel ihm der Freund ins Wort. „Bist du verrückt geworden? Ich habe noch niemals etwas mit einer Bank zu tun gehabt, außer, wenn ich jeden Monat mein Gehalt abgehoben habe. Wie kommst du darauf, dass ich sie übernehmen soll? Ich habe keinen blassen Schimmer von Bankgeschäften. Wie soll ich das machen?“

      „Du bekommst die Hilfe von zwei Managern“, entgegnete Brandon ganz gelassen. „Und was du sonst noch tun musst, steht alles im Testament. Ich musste mich damals auch da hinein arbeiten. Ich war ja auch nicht als Erbe vorgesehen. Und so, wie ich dich kenne, schaffst du das genauso. So, und jetzt lass mich etwas schlafen. Ich bin ziemlich erschöpft“, verabschiedete er ihn.

      Melissa öffnete die Augen, als Christin zurückkam.

      „Wie geht es dir?“, erkundigte sich die Freundin.

      „Es ist schon wieder besser“, antwortete Melissa.

      „Puh, du stinkst abartig, wie ein altes Fischweib“, stellte Christin fest.

      „Ich habe ja auch in einem Fischteich gebadet“, klärte sie sie auf.

      „Und darauf bist du stolz? Komm, ich lasse dir ein Bad ein. Dort kannst du auch deine Haare waschen.“ Schon verschwand sie im Nebenzimmer.

      Während Melissa in der Wanne saß, bezog Christin das Bett frisch und legte ihr ein Nachthemd von sich auf das Kopfkissen. Anschließend riss sie die Fenster auf, um den ekelhaften Geruch nach altem Fisch aus dem Zimmer zu vertreiben. „Ich komme mir vor wie auf dem Fischmarkt“, murmelte sie vor sich hin.

      Nachdem Melissa wieder im Bett lag, wollte Christin wissen, wie sich das Ganze zugetragen hatte, vor allem konnte sie sich keinen Reim auf die seltsame Bekleidung machen.

      „Wir mussten vor einem Hornissenschwarm flüchten und sprangen in unserer Not mitsamt unserer Kleidung in einen Fischteich und auf dem schwammen obenauf eine Menge Algen. Außerdem weißt du ja, dass ich nicht schwimmen kann. Wenn mich Gordon nicht herausgeholt hätte, wäre ich entweder ertrunken oder von den Insekten zu Tode gestochen worden“, erklärte ihr die Freundin. Dabei rutschte ihr der Vorname ihres Oberarztes unbewusst heraus.

      Aha, sie nennen sich bereits beim Vornamen, registrierte Christin. Wenn das mal gut geht!

      „Ach ja, mein Habit befindet sich noch im Auto. Wenn du ihn vielleicht waschen könntest?“, bat Melissa sie. „Aber Vorsicht, er stinkt genauso.“

      „Aber ja, das mache ich doch gern für dich. Hauptsache du wirst wieder gesund“, versicherte ihr die Freundin. Sie reichte ihr ein Glas kaltes Wasser.

      „Eines würde mich schon interessieren“,

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