Schwarze Krähen - Boten des Todes. Carolina Dorn

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Schwarze Krähen - Boten des Todes - Carolina Dorn

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etwas. „Heute Abend kannst du zu mir kommen. Jetzt denke ich, ist es Zeit für die Schule. Sonst kommst du noch zu spät.“

      Emily stand auf. „Okay, dann bis heute Abend.” Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss.

      „Sie weiß noch nicht, was sie einmal werden möchte“, erklärte der Professor und schmierte sich dabei ein Butterbrot. „Aber sie hat ja auch noch Zeit“, bemerkte er in aller Ruhe.

      „Alle anderen wissen schon, was für Berufe sie ergreifen wollen?“, informierte sich Christin etwas neugierig.

      „Ja, ich werde Knochenklempner, so wie Papa“, grinste Brad. „Ich meine natürlich Chirurg“, verbesserte er sich, als er in das verdüsterte Gesicht seines Vaters sah.

      „Hast du schon einmal bei einer Operation etwas assistieren dürfen?“, zeigte sich der Professor mit Namen Kevin interessiert.

      „Nein, aber ich durfte zusehen. Ist wirklich sehr aufschlussreich, wie am Ende alles wieder zusammengeflickt wird“, antwortete er.

      „Also wirklich Junge, drück’ dich doch bitte etwas ästhetischer aus“, rügte Kevin seinen Sohn.

      „Das ist unsere Umgangssprache an der Universität, Dad“, verteidigte sich Brad.

      „Stell dir mal vor, ich komme aus dem Operationssaal und sage zu der Frau meines Patienten: Guten Tag, ich bin der Knochenklempner ihres Mannes. Wir haben ihn eben zusammengeflickt. Ja, und gerade als wir den letzten Stich machten, da hat es ihn zerknietscht.“

      Allgemeines Gelächter entstand am Frühstückstisch.

      „Mensch, Papa, du beherrschst das voll krass“, staunte Brad.

      „Vergiss nicht, mein Sohn, ich war auch mal in deinem Alter. Jedenfalls glaube ich, der Frau würden sich alle Haare aufstellen, wenn man mit ihr so sprechen würde. Sie müsste sich ja direkt in die Steinzeit zurückversetzt fühlen, wo die ersten Operationsversuche stattfanden“, ließ der Vater Brad wissen. „Da hört es sich doch viel besser an: Guten Tag, ich bin der Operateur ihres Mannes. Wir haben ihn erfolgreich operiert, nur leider muss ich Ihnen sagen, dass er kurz danach an einem Herzstillstand verstarb. Weißt du, mein Junge, in diesem Beruf muss man sich schon etwas gewählter ausdrücken. Wir sind doch schließlich nicht bei den Holzfällern.“

      Christin wischte sich mit einem Taschentuch die Tränen aus den Augen. Hier kam man aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. Gordons Bruder, wenn er auch ein hochangesehener Professor war, verstand es, seine Kinder zu erziehen und zu berichtigen, ohne sie grob zurechtzuweisen. Er tat das auf eine sehr humorvolle Weise. In dieser Familie musste man sich einfach wohl fühlen. Er und seine Frau Mary hatten ihre sechs Kinder alle im Griff, auf eine ganz besonders liebevolle Art.

      „Ich gehe in die Forschung. Neue Medikamente zum Beispiel“, ließ sich Jim hören. „Vielleicht bin ja ich einmal der Erfinder des bahnbrechenden Medikamentes für Krebs.“

      „Und ihr?“, wandte sich die Schwester neugierig an die Drillinge. So erfuhr sie, dass Kimberley Erzieherin, Angelina Kinderärztin und India Meeresbiologin werden wollten.

      „Das sind sehr interessante Berufe, die ihr gewählt habt“, lobte sie.

      „Bist du für deinen Patienten so etwas wie eine Privatschwester?“, wollte Angelina wissen.

      „Nein“, lächelte die Ordensschwester. „Ich bin bei ihm, weil er an Leukämie erkrankt ist. Er hatte bereits das Endstadium erreicht, so dass er beinahe gestorben wäre. Doch eine neue Therapie rettete ihm das Leben. Weil er durch seine Rückenverletzung nur liegen kann, wurde ich als Pflegekraft weiter eingesetzt.“

      „Was ist, wenn er wieder laufen kann und die Leukämie auf dem Rückzug ist?“, interessierte sich India.

      „Dann werde ich zu einem anderen Krebspatienten geschickt“, antwortete Christin wahrheitsgemäß.

      „Ist das nicht langweilig?“, überlegte Kimberley.

      „Ganz und gar nicht. Krebs gibt es ja in vielen Variationen. Jede Pflege ist unterschiedlich. Einige Patienten überwinden die Krankheit, werden wieder gesund, aber manche sterben auch und meine Hilfe ist umsonst oder kommt vielleicht zu spät“, teilte sie den Drillingen mit.

      In diesem Moment sprang ein großer, rot getigerter Kater auf Christins Schoss. Schnurrend schmeichelte er an ihrer Wange.

      „Wer bist du denn?“, wollte sie wissen.

      „Na, so etwas“, wunderte sich Mary. „Sonst versteckt er sich immer vor Fremden. Seht nur, wie er schmust. Das ist Harry unser Hauskater.“

      „Ein hübsches Tier“, bestätigte die Schwester und streichelte ihn sanft. Mit Tieren, insbesondere mit Katzen besaß sie keinerlei Erfahrung. Im Kinderheim durften keine Tiere gehalten werden. Doch dieser Kater hier schien sie offensichtlich sehr zu mögen. Nach seiner ausgiebigen Schmusetour machte er es sich auf ihrem Schoss bequem. Er rollte sich zusammen und schloss seine Augen.

      Die Kinder standen auf, verabschiedeten sich und verließen das Haus. Der Professor und die Schwester beendeten ihr Frühstück.

      „Liest Ihr Patient gern?“, wandte sich der Arzt an Christin.

      „Ja, sehr gern“, bestätigte sie.

      „Hier, das können Sie ihm vorlesen, damit ihm nicht zu langweilig wird.“ Er drückte ihr ein Buch in die Hand mit dem Titel: „Der Schlüssel zum Himmel.“

      Ein seltsamer Titel, dachte sie und steckte es in ihre Tasche.

      Draußen vor dem Haus übergab der Professor Christin einen Umschlag, den er gerade aus dem Postkasten nahm. Anschließend fuhren sie zusammen zur Klinik. Brandon lag noch auf der Intensivstation. Die Schwester schlüpfte in den grünen Kittel und betrat das Zimmer. Brandon wandte seinen Kopf zur Seite, als sich die Tür öffnete und sah sie erstaunt an.

      „Du siehst wunderschön aus. Kannst du dein Haar vielleicht immer so tragen?“, äußerte er sich anerkennend.

      „Tut mir leid, nein. Das hier ist nur nötig wegen des Verbandes. Und noch eines: Bitte mache mir keine Komplimente mehr. Wir Nonnen sind das nicht gewöhnt“, enttäuschte sie ihn gleich zweimal.

      Brandon schluckte trocken. Sie schien wieder meilenweit von ihm entfernt zu sein.

      Christin nahm sich einen Stuhl, rückte ihn an Brandons Bett und holte das Buch hervor, um ihm daraus vorzulesen. Während sie das tat, strahlte die Sonne von hinten durch ein Fenster und ließ ihre kleinen Zauslöckchen an Stirn und Schläfen golden leuchten, obwohl sie dunkle Haare hatte. Dieses Bild, das sie abgab, war so bezaubernd, dass Brandon die Augen schließen musste vor so viel Schönheit. Ein Gefühl, wunderbar und doch auch quälend überkam ihn. Warum musste sie ausgerechnet eine Nonne sein? Und warum muss ich so krank sein, dass ich es nicht wagen darf ihr meine Liebe zu gestehen? Sie kommt mir vor, wie eine wundersame Rose mit sehr vielen spitzen Dornen. Er wandte sein Gesicht von ihr ab. Wenn er so nachdachte, verlief sein Leben bisher nicht allzu glücklich. Und so, wie es schien, in allernächster Zukunft wohl auch nicht.

      Es klopfte und die Visite trat ein. Sie bestand aus einem Heer von sechs Ärzten, fünf Krankenschwestern und vier Pflegern.

      Professor Spencer las den Nachtwachenbericht und kontrollierte

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