Blondinenrettung. Volker Müller
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Volker Müller
BLONDINENRETTUNG
Geschichten aus einem nahen fernen Land
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2019
Die in diesem Buch vorkommenden Personen, Orte und Geschehnisse samt aller damit verbundenen Namen und Bezeichnungen sind frei erfunden. Eventuelle Übereinstimmungen oder Ähnlichkeiten mit möglicherweise tatsächlich existierenden Dingen oder Sachverhalten wären reiner Zufall.
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Copyright (2019) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
Lektorat: Dr. Martin A. Völker
Cover- und Autorenfoto © Karsten Schaarschmidt
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2019
… ich begehrte der weiten, geliebten Erde ganzes Rätsel in der Hand zu halten, Wort für Wort und handfest wie eine Münze geprägten Goldes. (aus Thomas Wolfes autobiografischer Erzählung „Mein Onkel Bascom“)
Dieses Buch ist im Besonderen Brigitte und Rudolf Kuhl gewidmet.
Inhalt
TASTENSPIELE
Verdammt … Jan Salfrank sah vor Wut und Empörung alles doppelt. Lampen, Leute, den Steinway.
Er war ja einiges von seinem Chef Professor Raffa Minkow gewohnt. Nur was er eben beim Atlas-Wettbewerb, dem alljährlichen Kräftemessen der Klavierstudenten des Königlich Privilegierten Heinz-Rogersson-Musikinstituts, erlebt hatte, war einfach zu viel gewesen. Weshalb er Minkow auch prompt zur Rede stellte. Doch der Professor für künstlerisches Klavierspiel, zugleich Prorektor für die Sektoren Meisterklassen, Sonderstudien, Begabtenakquise und zentrale Wettbewerbsbeschickung, meinte nur: „Aaach, nun mach mal halblang mein guter Jan. Wollen das doch mal alles nicht unnötig dramatisieren. Ha … entweder die beiden werden damit fertig oder nicht. So einfach ist das.“
„Aber …“
„… oder nicht.“
„Aber …“
„Nichts mit aber. Es geht im Leben nicht … immer der Nase nach, ganz und gar nicht.“
Unter den vier Finalisten war der neunzehnjährige Ferenc Meyer klar der beste gewesen. Vom barocken Fugengehämmer bis hin zu den zwanzig Finger und mehr verlangenden impressionistischen Lautmalereien – alles kam bei ihm wie gestochen, hatte Charakter, strahlte etwas ganz Eigenes aus, eine seltsame Leichtigkeit, etwas im besten Sinne Galantes, Bestrickendes, Elektrisierendes. Es war wie alles Außerordentliche in der Musik schwer abschließend in Worte zu fassen. Salfrank konnte sich, seine sechsjährige Studienzeit und die Jahre als Aspirant bei Minkow eingerechnet, nicht erinnern, Vergleichbares schon einmal gehört zu haben. Und was musste er erleben? In der Sitzung der Jury, bei der er Protokoll führte, erwähnte Minkow den jungen Mann mit keinem Wort. Mit keinem Wort bedachte er ihn, mit keinem Wort, keiner Silbe! Da wie nicht anders zu erwarten niemand wagte, in die Bresche zuspringen, Minkow galt in jeder Beziehung als der ungekrönte König des Instituts, ging Meyer am Ende leer aus. Total leer. Den Atlas-Preis bekam Sonja Wanderbilt zugesprochen, eine sicher durchaus talentierte Studentin, der eine respektable Technik und auch eine gewisse Ausstrahlung nicht abzusprechen waren, die es aber in nahezu allen Belangen noch weit hin hatte zum Stand ihres Konkurrenten. Unendlich weit. Um das mitzukriegen, musste man nicht studiert haben, das lag selbst für einen blutigen Laien nach drei Takten auf der Hand. Nein, nein, nein und nochmals nein …
Nach der Verkündung des Ergebnisses stapfte Meyer wutblitzend aus dem Saal. Die Kommilitonen sahen sich entgeistert an, murmelten eine Weile untereinander und gingen dann nach und nach auch. Zum Anstoßen auf den Sieg, zur traditionellen spontanen Contest-Feier blieb nur die Hand voll der anwesenden Dozenten und zwei Freundinnen der im Übrigen alles andere als glücklich dreinschauenden Siegerin.
Da hatte es Salfrank gereicht. Er war zu Minkow gegangen und hatte so leise, dass die anderen es schwerlich mithören konnten, gesagt: „Mach mit mir, was du willst, aber das war doch eben … ich weiß gar nicht, wie ich sagen soll