Der gläserne Vogel. Albrecht Gralle

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Der gläserne Vogel - Albrecht Gralle

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ihrer Tannenschonung saßen, sagte Phil: „So, und jetzt müssen wir mal überlegen, was das Ganze bedeuten soll.“

      Joker stand auf. „Das können wir auch unterwegs bereden.“

      Aber so sehr sie auch alles durchsprachen, richtig verstehen konnten sie die Ereignisse nicht.

      Gina meinte: „Wahrscheinlich war ein anderer Junge in dem Wald und hat nach uns geworfen, und Joker hat zufällig ein Eichhörnchen gesehen. Und dass dieser Hieronymus nicht ganz dicht war, ist doch jedem klar gewesen, oder? Gänseblümchen als Killerblumen! So ein Quatsch!“

      „Ich fand es beruhigend, dass die Ortschaft irgendwo in unserer Nähe sein muss. Der Name kam mir irgendwie bekannt vor“, sagte Phil.

      Sie verabredeten sich für den nächsten Nachmittag bei Gina, und Joker meinte, es sei gut, eine Nacht darüber zu schlafen.

      Und so gingen Ginas Wünsche tatsächlich in Erfüllung. Sie duschte, ging früh ins Bett und fiel in einen tiefen Schlaf.

      Nur ihr letzter Wunsch, nie mehr den zeitlosen Wald zu besuchen, ging nicht in Erfüllung.

      „So, dann gib mal die Karte her“, sagte Phil.

      Er lag mit dem Rücken auf Ginas Couch und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

      „Du führst dich auf, als ob du hier der Chef wärst“, giftete Gina zurück.

      „Meine Güte, bist du empfindlich!“, brummte Phil und rappelte sich auf. „Sind alle Italienerinnen so?“

      „Das hat damit gar nichts zu tun. Es kommt auf den Ton an. Ich bin schließlich nicht deine Sklavin.“ Sie öffnete die Tür und ging hinaus.

      „Mamma mia!“, murmelte Phil.

      „Komisch“, ließ sich Joker hören, der vor dem Tisch saß, schon längst die Karte studierte und auf das kurze Wortgefecht gar nicht geachtet hatte. „Es gibt hier in der Gegend eine Ortschaft, die Grabstetten heißt, aber ich meine, auf dem Ortsschild gestern stand Garbstetten.“

      Phil, der aufgestanden war und sich auch über die Karte beugte, nickte. „Ja, ich bin ziemlich sicher, dass ich auch Garbstetten gelesen habe. Na, vielleicht ein Druckfehler, aber wie auch immer, das sind ungefähr fünfzehn Kilometer, die könnten wir mit unseren Rädern locker hin und zurück fahren. Und dann sehen wir ja, ob das die Ortschaft ist oder nicht.“

      Die Tür ging auf, und Gina erschien mit einem Tablett, auf dem drei Gläser mit Cola und eine Schale mit Nüssen standen.

      Sie stellte das Tablett ab und reichte Joker demonstrativ als erstes ein Glas.

      „Danke.“

      Phil, der das Manöver verfolgt hatte, griff zum nächsten Glas und überreichte es Gina mit einer kleinen Verbeugung: „Signorina?“

      Unwillkürlich musste Gina lächeln und nahm die Cola in Empfang. Und wenn Gina lächelte, wurde es gleich viel heller im Raum.

      „Grazie.“

      Joker tippte sich wortlos an die Stirn.

      „Also, dann fahren wir gleich mal hin“, schlug er vor.

      „Wo fahren wir hin?“, fragte Gina.

      „Wir haben diese Ortschaft von gestern gefunden, aber sie heißt nicht Garbstetten, sondern Grabstetten.“

      „Klar, Grabstetten kenne ich. Das liegt doch hier in der Nähe. Ich hab mich gestern schon gewundert über den Schreibfehler. Und das auf einem Ortsschild!“

      „Na ja“, meinte Joker, „vielleicht ist es ja gar nicht der Ort, wo wir gestern waren, vielleicht gibt es ja Garbstetten und Grabstetten.“

      „Hm“, sagte Phil, „das können wir doch im Inhaltsverzeichnis nachprüfen.“ Er wandte sich an Gina: „Hast du zufällig einen Atlas im Haus? Und wenn ja, hättest du die Güte, ihn mir zu geben?“

      „Siehst du, du kannst höflich sein, wenn du willst! Natürlich habe ich einen Atlas hier: den Schulatlas.“

      Sie ging zu dem einzigen Regal in ihrem Zimmer und zog ein dickes gebundenes Buch heraus.

      Phil nahm es in die Hand, legte es auf den Tisch und suchte im Inhaltsverzeichnis. „Hm. Hier gibt es kein Garbstetten.“

      Joker zuckte mit den Schultern. „Dann ist es vielleicht zu klein. Los, wir werfen uns noch ein paar Nüsse in den Rachen und radeln los.“

      Und das taten sie dann. Draußen herrschte ein herrliches Frühlingswetter. Ideal zum Radfahren. Phils und Jokers Räder standen schon draußen, und Gina holte ihres aus dem Keller. Dann fuhren sie los. Phil vorneweg und Gina und Joker nebeneinander.

      „Warum hat eigentlich Phil vorhin so süßlich gesprochen?“, fragte Joker.

      „Ach, manchmal vergreift er sich im Ton, wird rüpelhaft, und ich habe ihm klargemacht, dass ich nicht seine Sklavin bin.“

      „Und wie ich dich kenne, hast du es sehr überzeugend gemacht.“

      „Sicher. Aber … du warst doch im selben Raum.“

      Joker blickte beim Fahren etwas betreten zur Seite. „Hab ich nicht mitbekommen, ehrlich.“

      Gina schüttelte den Kopf: „Typisch Jungs.“

      Sie fuhren von der Bundesstraße herunter und nahmen eine Abkürzung über einen stabilen Feldweg, der als Radweg ausgeschildert war.

      Nach zwanzig Minuten, kurz vor der nächsten Ortschaft, stieß der Radweg wieder auf die Bundesstraße.

      Da im Augenblick kein Auto unterwegs war, fuhren sie zu dritt nebeneinander.

      „Kommt euch die Straße bekannt vor?“, fragte Phil.

      Joker schüttelte den Kopf. „Nee, mir nicht.“

      „Mir auch nicht“, sagte Gina.

      Ein paar Minuten später erreichten sie das Ortsschild, auf dem Grabstetten stand. Schweigend fuhren sie durch den kleinen Ort. Ein Hund bellte, und ein Traktor kam aus einer Seitenstraße.

      Groß war Grabstetten nicht.

      „Wir fahren durch und schauen uns die Ortschaft von der anderen Seite an“, schlug Phil vor. „Vielleicht sind wir gestern von dort gekommen.“

      „Den Gedanken hatte ich eben auch“, sagte Joker.

      Als sie das Ortsschild auf der anderen Seite passiert hatten und nun zurückblickten, pfiff Joker durch die Zähne.

      „Diesmal kommt mir die Strecke bekannt vor.“

      „Mir auch“, sagte Gina und

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