Der gläserne Vogel. Albrecht Gralle

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Der gläserne Vogel - Albrecht Gralle

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Schild Garbstetten gestanden hat. Und es war doch viel heißer. Da sieht man mal, wie man sich täuschen kann.“

      „Ja, aber mir geht es genauso und …“

      Sie zuckten zusammen, weil hinter ihnen ein Auto hupte.

      Hastig schoben sie die Räder an die Seite.

      „Gut, dann fahren wir jetzt also weiter bis zu diesem großen Stein von gestern“, sagte Phil.

      „Also, ich weiß auch nicht“, sagte Gina zu Phil. „Alles, was du sagst, hört sich wie ein Befehl an.“

      Phil verdrehte seine Augen nach oben und stieg auf sein Rad.

      Joker lächelte. „Heute bist du aber besonders kratzig zu dem armen Phil. Ich glaube, dass er das gar nicht so meint.“

      „Natürlich meint er es nicht so, aber so kommt es bei mir an. Außerdem bin ich heute irgendwie … nervös. Diese seltsame Geschichte von gestern sitzt mir noch in den Knochen.“

      Langsam radelten sie weiter. Der Stein war unübersehbar. Es bestand kein Zweifel: Sie waren gestern hier gewesen. Bei dem Stein führte auch ein schmaler Weg in den Wald.

      „In meiner Erinnerung war der Stein kleiner“, sagte Joker und kratzte sich am Kopf.

      „Was hast du gesagt?“, fragte Phil.

      „In meiner Erinnerung war der Stein kleiner.“

      Phil blieb davor stehen. „Jetzt, wo du es sagst, fällt es mir auch auf. Aber das kann eigentlich nicht sein.“

      „Schieben wir einfach die Räder weiter“, schlug Joker vor. „Unsere Sinne sind vielleicht etwas durcheinander, oder was meinst du, Gina? War der Stein gestern kleiner oder größer?“

      „Ich finde, er sah ungefähr so aus wie gestern.“

      „Na gut.“

      Schweigend schoben sie die Räder durch den Wald, der jetzt im Frühling die braunen Blätter vom Herbst mit einem Teppich aus saftigem Grün und weißen Blüten überdeckte.

      Sie kamen schließlich zu dem abgebrochenen Baum, tratenauf die Lichtung und erwarteten die glasartige Kugel zu sehen. Aber sie war nicht da. Sie suchten jeden Quadratmeter ab. Nichts.

      „Nichts, nichts, nichts“, sagte Phil. „Inzwischen kommt es mir so vor, als ob wir alles nur geträumt haben.“

      Joker stand da, nagte an der Unterlippe und schwieg.

      „Also Jungs“, begann Gina. „Ich geb es zu: Alles leicht merkwürdig. Wie wäre es, wenn wir zurückradeln, unsere Schonung aufsuchen und nachschauen, ob die Kugel dort ist?“

      „Ja, aber wenn sie nicht hier ist, wieso soll sie dann dort sein?“, fragte Phil.

      „Keine Ahnung“, meinte Gina. „Ist nur so ein Vorschlag.“

      „Gina hat recht“, sagte Joker. „Ich will jetzt auch wissen, ob das Ding von gestern noch an Ort und Stelle ist, wenn wir von zu Hause da hinfahren.“

      Da auch Phil einverstanden war, schoben sie die Räder durch den Wald, kamen bei der Bundesstraße an und radelten mehr oder weniger schweigsam zurück. Aber sie hielten nicht zu Hause an, sondern fuhren weiter, bis sie vor der Schonung standen. Kurz entschlossen versteckten sie die Räder so, dass sie vom Weg aus nicht gesehen wurden, stiegen über den Zaun, gingen, so schnell das Dickicht es erlaubte, weiter und fanden die Kugel an Ort und Stelle.

      „Sie ist da!“, sagten sie alle drei verwundert und starrten das seltsame Ding an.

      „Verdammt, ich will es jetzt wissen!“, knurrte Phil und stürzte sich in die Kugel, die anderen beiden folgten ihm.

      Sie kamen wie tags zuvor auf der Lichtung an. Diesmal schien die Sonne nicht, sondern der Himmel hatte sich mit Wolken bezogen.

      Ohne sich groß zu verständigen, rannten sie durch den Wald, kamen auf die Bundesstraße, hetzten so lange weiter, bis sie das Ortsschild erreichten und blieben dann davor stehen.

      Auf dem Ortsschild stand groß und breit: Garbstetten.

      „Das gibt’s doch nicht!“, rief Phil und stampfte mit dem Fuß auf. „Sind wir denn alle blöd? Will uns hier jemand verarschen?“

      „Gehn wir wieder zurück“, sagte Gina leise und drehte um. Die beiden Jungen schlossen sich ihr an.

      Sie wurden zwar von Autos überholt, aber diesmal hielt keiner an. Als sie den Wald erreichten, fing es an zu regnen. Schnell liefen sie zu der Lichtung, ließen sich in die Kugel gleiten und trotteten zu ihren Rädern.

      Merkwürdigerweise schien die Sonne wieder.

      Sie blieben bei ihren Rädern stehen, und Phil sagte: „Also, ich fasse zusammen: Einmal heißt das Kaff Garbstetten, dann wieder Grabstetten. Einmal ist die Kugel auf der Lichtung, dann wieder nicht …“

      „Einmal regnet es, dann wieder nicht …“, fuhr Joker fort.

      „Einmal ist es Frühling, dann ist es Sommer“, sagte Gina.

      „Hm“, meinte Phil und richtete sich auf. „Vielleicht ist das die Lösung. Die Kugel transportiert uns in die nahe Zukunft. Das würde bedeuten, dass der Ort Grabstetten vielleicht in den nächsten Jahren seinen Namen ändern wird in Garbstetten. Das würde vieles erklären, auch das unterschiedliche Wetter …“

      „Eine Namensänderung ohne viel Sinn“, murmelte Joker und fuhr fort: „Wenn ein Ort zum Beispiel Klosett heißt, dann würde ich es verstehen, wenn man dafür den Namen … Klopphausen nehmen würde.“

      Gina lachte: „Klopphausen, die Stadt der Bekloppten.“

      „War doch nur ein Beispiel. Meinetwegen, der Ort heißt Arschingen, und man ändert ihn zu Arlingen. Das würde doch Sinn machen, aber Grabstetten in Garbstetten, wo liegt da der Vorteil?“

      „Vielleicht wenn es … geschichtliche Gründe gibt“, überlegte Phil.

      „Wie meinst du das?“

      „Vielleicht haben die Forscher herausgefunden, dass der Name nicht von Graben kommt, sondern von dem Wort Garben.“

      „Garben? Das Wort kenn ich nicht“, sagte Gina.

      „Garben, das sind so … so Bündel. Früher hatte man den Weizen in Garben gebunden.“

      „Ach so.“

      Phil gähnte. „Wie auch immer. Ich muss jetzt nach Hause, morgen schreiben wir eine Englischarbeit.“

      „Okay“, sagte Joker. „Morgen um vier bei mir?“

      „Halb sechs wäre besser“, sagte Gina. „Ich hab vorher noch Klavierunterricht.“

      „Gut. Halb sechs ist mir auch lieber. Phil?“

      „Halb sechs ist gebongt.“

      Sie

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