Cork, noch mehr Mord. Ursula Schmid-Spreer
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Es war gegen zwei Uhr morgens. Mr. Kilbrides gähnte herzhaft und winkte der Serviererin. Er orderte zwei Irish Rose. Mit leicht säuerlichem Gesicht stellte die Kellnerin die beiden Cocktails hin.
»Hm, fein, ein guter Irish Rose besteht aus 4 cl irischem Whiskey, 1 cl Grenadine und 2 cl Zitronensaft, und natürlich Eiswürfeln«, meinte Joey freudig.
Sie prosteten sich zu. Brigid wollte gerade ihren ganzen Mut zusammennehmen und ihm die Frage »Zu dir oder zu mir?« stellen, als er ihre Hoffnungen abrupt beendete: »Es war ein netter Abend, Zuckerschnecke. Ich muss nun nach Hause. Der Babysitter ist bis halb drei Uhr gebucht. Meine Frau wird auch bald zu Hause sein. Für meine Dienste erlaube ich mir 200 Euro zu berechnen, die auf die Gesamtrechnung, Wein, Cracker, Cocktail und so weiter, gesetzt werden.«
Brigids Augen wurden groß. Mit einem einzigen Schluck kippte sie den Cocktail hinunter. Joey lächelte sie freundlich an, schlürfte in kleinen Schlucken.
Er stand auf und verbeugte sich formvollendet, ergriff Brigids Hände, drückte einen schnellen Kuss darauf. Sie schaute immer noch entgeistert auf ihren abendlichen Begleiter, stupste ihn, sodass er zurück auf die Plüschcouch fiel. Ihr Mund war immer noch weit geöffnet, als sie fluchtartig das Lokal verließ. Sie stolperte mehr, als sie ging. Um abzukürzen, nahm sie den Weg durch den Hafen. Sie sah weder die Geschäfte noch Restaurants, noch kümmerte sie sich um Liebespaare, die in den Ecken knutschten.
Endlich war sie zu Hause.
»So ein unverschämter Kerl! Wie konnte ich auf dieses Gesäusel hören.«
Sie fiel in unruhigen Schlaf, träumte wild.
Es dauerte eine Weile, bis sie das unangenehme Geräusch identifizieren konnte, das da in ihre unruhigen Träume vordrang. Sie war mit Kleidung und Make-up eingeschlafen. Jemand läutete penetrant an der Haustür.
Dem uniformierten Polizisten, der da an der Tür stand, zeigte sich das Gesicht einer faltigen Mittvierzigerin, deren Schminke deutliche Spuren auf ihrem Gesicht hinterlassen hatte. Die Augen waren verquollen, das Kleid saß schief auf den Hüften, eine große Laufmasche zierte einen Strumpf.
»Miss Brigid Walker? Ich verhafte Sie wegen versuchten Mordes an Mr. Joey Kilbrides.«
Brigid ließ sich einfach auf den Boden plumpsen, so überrumpelt war sie. Welche Ungeheuerlichkeit!
»Auf Toilette darf ich aber schon noch gehen, hä?«
»Meine Kollegin wird Sie begleiten.«
Erst jetzt sah Brigid, dass hinter dem Beamten eine weibliche Person stand. Brigid wusch sich Gesicht und Hände, schlüpfte in einen Trainingsanzug und ließ sich dann widerspruchslos mitnehmen. Auf der Garda wurde ihr mitgeteilt, dass Joey Kilbrides, kurz nach ihrem Aufbruch aus dem Pub, tot zusammengesackt war. Die Obduktion hätte eine Vergiftung ergeben. Ob sie etwas dagegen hätte, wenn man ihr Blut abnähme?
*
»Wir haben ihr Blut abgenommen. Sie hatte immer noch 1,2 Promille«, sagte Mick.
»Und habt ihr sonst noch etwas gefunden?« Ian war sehr interessiert.
»Sie hatte ebenfalls Gift im Körper.«
Daniel und Mick sahen sich an, blickten dann fragend zu ihren Kollegen.
»Wie kann so etwas sein? Beide sollten wohl vergiftet werden, aber nur einer stirbt. Da sind wir jetzt gespannt, wie es weitergeht.«
»Die Serviererin im Oaks hatte die Ambulance gerufen, nachdem sie vergeblich versucht hatte, Joey aufzuwecken. Er war auf der Plüschcouch einfach zusammengesunken. Der Notarzt stellte den Tod fest und rief die Garda. Leider hatte die Serviererin Ruth Gordon die Gläser schon abgeräumt und auch abgespült.«
»So ein Pech aber auch«, warf Kevin ein.
»Die wollte wahrscheinlich nach Hause. War ja schon spät«, meinte Ian.
»Unserem Rechtsmediziner, Dr. Kelly, ist aber trotzdem etwas aufgefallen. Auf der Tischplatte waren ein paar Spritzer. Die hat er aufgefangen und untersucht.«
Ian und Kevin sahen Mick und Daniel neugierig an.
*
Zwei Damen saßen im Verhörraum der Garda in der Kyrills Street. Eine Polizeibeamtin stand gelangweilt in der Ecke. Die Damen würdigten sich keines Blickes. Jede starrte stumpf vor sich hin. Brigid hatte sich in eine bunte Leggings gezwängt und ein schwarzes weitschwingendes Oberteil darübergezogen. Diesmal hatte sie auf Make-up verzichtet. Ihre Finger kneteten nervös ein Taschentuch. Da wollte sie nur einen schönen Abend verbringen, war den Schmeicheleien eines Gigolos aufgesessen und dann verdächtigte man sie auch noch, ihn umgebracht zu haben. Die Beamten hatten keinerlei Gift in ihrer Wohnung gefunden. Das beruhigte sie.
Die andere Dame war zierlich, ihre blonden Haare hatte sie zu einem Knoten gebunden. Das Gesicht war blass. Sie fingerte ebenfalls hibbelig in ihrer Tasche umher. Gar zu gerne hätte sie geraucht. Das Schild an der Wand war eindeutig. Ein Strich durch die Zigarette zeigte an, dass nicht geraucht werden durfte.
»Miss Walker«, sagte Mick, »Mr. Kilbrides hat Ihnen zu verstehen gegeben, dass der Abend auf Ihre Rechnung ging. Die Avancen kosteten Geld. Wussten Sie, dass er ein Callboy war?«
»Nein, woher denn?«
»Und Sie, Miss Gordon?«
Ruth Gordon druckste verlegen herum. »Ich wusste es. Joey hat seine Eroberungen zum Abschluss des Abends immer ins Oaks gebracht.«
»Sie!«, fuhr Brigid auf. Sie stand abrupt auf, sodass der Stuhl nach hinten umkippte. Die Polizeibeamtin, die einen Schritt auf Brigid zugemacht hatte, konnte gerade noch verhindern, dass deren Faust in Ruths Gesicht landete.
»Hinsetzen«, sagte Mick barsch.
»Dann haben Sie also fast täglich mitbekommen, was Joey so trieb. Haben die Damen anstandslos bezahlt?«
»Immer«, bestätigte Ruth, »die Blöße wollten sie sich wohl nicht geben.«
»Sie waren verliebt in Joey, nicht wahr, Ruth?«, brachte sich Daniel ins Gespräch. Er hatte die ganze Zeit über, mit einem Fuß an der Wand abgestützt, in einer Ecke gestanden und hatte die Szenerie neugierig beobachtet.
Ruth senkte den Kopf, sagte nichts.
»Sie haben ihn umgebracht. Und dabei haben Sie in Kauf genommen, dass auch Miss Walker sterben könnte.«
Ruth begann zu weinen, erst leise, dann bekam sie Schluckauf. »Dieser Schuft, wie oft hat er mir gesagt, dass er mich, nur mich liebt. Die Frauen würden ihm nichts bedeuten. Die würden seinen Lebensunterhalt bestreiten.«
»Und als