Das Lebende Universum. Duane Elgin
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Duane Elgin hat ein wichtiges Buch geschrieben, denn in diesem zentralen Zeitalter, in dem uns so viele Differenzen trennen, ist es absolut notwendig, unsere Gemeinsamkeiten als eine Spezies zu entdecken. Die allgemeine Erkenntnis, dass wir alle im selben lebendigen Universum leben, legt den Grundstein für positive Zukunftsvisionen, die Hoffnungsstrahlen bieten und die Finsternis der Gewitter durchdringen, die sich auf der Welt zusammenbrauen.
Vorwort
Während ich dieses Buch Anfang 2009 fertigstelle, üben eine Anzahl von Krisen enormen Druck auf das Weltsystem aus und fordern fundamentale Veränderungen: Wirtschaftskrisen, wachsende Klimaveränderungen, das Ende vom billigen Öl, bittere Armut, brutale Konflikte über Ressourcen und Religionen, die Ausbreitung von Massenzerstörungswaffen und vieles mehr. Wir erfüllen die »warnende Vorhersage an die Menschheit« der über 1.600 der wichtigsten Wissenschaftler weltweit, darunter die Mehrheit der Nobelpreisträger in den Wissenschaften1. Im Jahr 1992 warnten sie: »Eine große Veränderung an der Art und Weise, wie wir die Erde und das Leben auf Erden steuern, ist notwendig, wenn menschliches Massenelend vermieden werden soll und wenn unsere globale Heimat auf diesem Planeten nicht unwiderruflich zerstört werden soll.« Wenn eine »große Veränderung« an der Art und Weise, wie wir das Leben auf der Erde kontrollieren, erforderlich ist, wie sieht diese Veränderung dann aus? Wie können wir bei den enormen Unterschieden und Differenzen innerhalb der menschlichen Weltgemeinschaft ein gemeinsames Verständnis erlangen, um einen neuen Weg in die Zukunft zu ebnen?
Um unsere Bemühungen anzugleichen und unsere Potenziale umzusetzen, ist es für die menschliche Rasse unbedingt nötig, ein Gefühl für die Richtlinien zu entwickeln, mit denen wir zusammen leben und wachsen können. Doch welche Vision von der Reise der Menschheit hat die Breite, Tiefe und Weitsicht, die es uns ermöglicht, über unsere vielen Differenzen hinauszusehen und unsere Anstrengungen beim Aufbau einer vielversprechenden Zukunft zu vereinen? Diese integrative Vision – diese »große Geschichte« der menschlichen Reise lässt sich wie folgt zusammenfassen: Das Universum ist ein zutiefst lebendiges Entwicklungs- und Lernsystem, und wir Menschen befinden uns auf einer Entdeckungsreise innerhalb des Universums. Wir lernen, in einem lebendigen Universum zu leben. Wenn wir aus den Augen verlieren, wo wir uns befinden (nämlich dass wir in einem lebendigen Universum leben), schränken wir unser Bewusstsein darüber, wer wir sind (Wesen einer biologischen und kosmischen Dimension) und wohin wir gehen (wir wachsen in eine immer intimere Beziehung zum lebendigen Universum hinein), stark ein.
Wir können weder die Tatsache, wer wir sind, noch die Reise, auf der wir uns befinden, begreifen, ohne vorher den Punkt, wo wir uns befinden, und das Universum, in dem wir uns befinden, zu verstehen. Unsere Zukunft hängt davon ab, wie wir die Frage, ob wir das Universum als lebendig oder tot ansehen, beantworten. Wie wir in diesem Buch detailliert untersuchen werden, deuten die Beweise darauf hin, dass das Universum lebt. Davon bin ich überzeugt. Was das bedeutet, werden wir Schritt für Schritt entfalten, doch an dieser Stelle möchte ich eine erste Unterscheidung zwischen diesen beiden Vorstellungen aufzeichnen:
Die Vorstellung vom toten Universum
Das Universum ist ein unfruchtbarer und ungastlicher Ort, der fast ausschließlich aus lebloser Materie und leerem Raum besteht. Lebensformen sind äußerst selten. Auf der Erde hat sich die Materie auf irgendeine Weise zu höheren Komplexitätsstufen entwickelt und Lebensformen hervorgebracht. Doch im Rahmen des größeren Universums ist das menschliche Erlebnis nur ein unbedeutendes Staubflöckchen. Unsere Existenz als Menschen scheint sinnlos und bedeutungslos zu sein – ein kosmischer Zufall, der eines Tages in Vergessenheit geraten wird. Ein totes Universum hat kein Gedächtnis und erzählt auch keine Geschichten. Wenn der Körper stirbt, »gehen die Lichter aus« und wir verfallen zu Staub, ohne Spuren oder Überreste zu hinterlassen – weder physische noch nichtphysische. Materie zählt am meisten – materielle Besitztümer, materielle Macht, materielle Freuden und materielles Prestige.
Die Vorstellung vom lebendigen Universum
Im Gegensatz zur Perspektive vom toten Universum ist das lebendige Universum ein Bild, das das Universum als etwas darstellt, das vor unsichtbarer Energie und Lebendigkeit brummt und geduldig zu einem Garten kosmischen Umfangs heranwächst. Diese Perspektive birgt die Auffassung, dass wir Menschen als bewusste Lebensformen in diesem immensen Raum äußerst kostbar sind. Unsere wichtige Aufgabe ist es, einem Universum zu dienen, das bewusste Lebensformen heranwachsen lässt: Durch uns sieht, weiß, fühlt und lernt das Universum. Wir lernen, wie man immer bewusster in einem lebendigen Universum lebt. Was am meisten zählt, ist nicht Materie, sondern das, was unsichtbar ist – die Lebendigkeit in uns selbst, in unseren Beziehungen und in unserer Umwelt.
Vor einigen hundert Jahren entwickelte sich die mechanische und materialistische Vorstellung von einem leblosen Universum – als Teil der rationalen Denkweise der Aufklärung, die es der Menschheit erleichtert hat, sich von Aberglauben und Ängsten zu befreien, um außergewöhnliche und bahnbrechende intellektuelle und technologische Ideen umzusetzen. Doch dieses Bild nützt der menschlichen Evolution nicht mehr. Indem der Materie des Universums die Lebendigkeit entzogen wurde, hat der ursprüngliche Fortschritt der materialistischen Perspektive uns letztendlich die Ausbeutung der Umwelt und eine tiefe weltweite Krise beschert.
Weil die Art und Weise, wie wir das Universum sehen, den Zusammenhang herstellt, innerhalb dessen Grenzen wir unsere Zukunft begreifen und gestalten, ist ein akkurates Verständnis unseres kosmischen Zuhauses absolut notwendig. Während die Vorstellung von einem toten Universum Befremdung und Verzweiflung auslöst, erschafft die Vorstellung von einem lebendigen Universum inspirierende und widerstandsfähige Visionen höherer Möglichkeiten für die Menschheit. Doch ist dieser bejahende Blick in die Zukunft gerechtfertigt?
Wie rote Fäden durchziehen drei Kernfragen dieses Buch. Die Einleitung gibt die Richtung der Untersuchungen vor. In den ersten beiden Kapiteln beschäftigen wir uns mit der ersten Frage: Wo stehen wir? In Kapitel 1 erweitern wir unsere Denkweise über das Universum und über uns. In Kapitel 2 betrachten wir das Universum durch die Linse der Wissenschaft und fragen, ob es die Grundeigenschaften einer lebendigen Einheit aufweist. Da die Wissenschaft des Lebens noch in den Kinderschuhen steckt, wäre es voreilig zu behaupten, Wissenschaft könne beweisen, dass das Universum ein lebendiges System ist. Stattdessen fragen wir: Deuten die Eigenschaften in die Richtung eines lebendigen oder eines toten Universums? Und inwiefern ist das von Bedeutung?
Danach untersuchen wir die zweite Frage Wer sind wir? in den Kapiteln 3, 4 und 5. In Kapitel 3 erforschen wir, wer wir aus dem Blickwinkel der großen Weltreligionen und Weisheitstraditionen in Bezug auf das Universum sind. In Kapitel 4 erwägen wir, wie eine »Mutter Universum« zahllose Tochteruniversen – einschließlich unseres eigenen – enthalten kann. Kapitel 5 untersucht unser Seelenwesen als kosmische Geschöpfe, die gerade lernen, in einem lebendigen Universum zu leben.
Kapitel 6 und 7 beziehen sich auf die dritte Frage: Wohin gehen wir? In Kapitel 6 fragen wir, wohin das Universum geht. Hat es eine evolutionäre Richtung, die erkennbar ist? Und wenn ja, wie passt unsere eigene Reise hinein? Gehen wir »mit dem Fluss« oder nicht? In Kapitel 7 sehen wir uns an, an welchem Punkt auf unserer Reisestrecke wir uns jetzt befinden, und konzentrieren uns auf den unvorhergesehenen Drehpunkt, den wir als menschliche Rasse überwinden – indem wir von einem Weg der Trennung und Unterscheidung zu einem Weg der Verbundenheit und Gemeinschaft überwechseln.
Als Abschluss zeichnet das Kapitel 8 sechs Aufgaben auf, die für unsere Heimreise notwendig sind, und Kapitel 9 bietet Vorschläge für die persönliche Meditation und Gruppengespräche rund um die