Das Lebende Universum. Duane Elgin
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Dass wir in einem lebendigen Feld der Existenz leben, ist eine uralte Erkenntnis. Erst in den letzten Jahrhunderten hat die Wissenschaft dem modernen Verstand diese Erkenntnis ausgeredet, indem sie behauptet, Materie sei leblos und das Weltall sei nur eine leere Bühne. Nun stellen ausgerechnet die Werkzeuge der Wissenschaft diese Ansicht von einem leblosen Universum in Frage. So wie wir anfangen zu erwägen, ob die Erde ein vereinter, lebendiger Organismus ist, beginnen wir auch zu fragen, ob das Universum eine einzige, integrierte Lebensform ist. Zwar ist die Bedeutung dieses Satzes komplex, doch eine sinnvolle Definition ist, dass ein lebendiges Universum ein vereintes und vollkommen voneinander abhängiges System ist, das ständig vom Fluss enormer Mengen an Lebensenergie regeneriert wird, zu deren Grundwesen das Bewusstsein oder die selbstreflexive Fähigkeit gehört, die Systemen auf jeder Existenzstufe ein gewisses Maß an Entscheidungsfreiheit ermöglicht. In Kapitel 2 werden wir all diese Eigenschaften und noch mehr untersuchen.
Macht Lebendigkeit einen Unterschied?
Welchen Unterschied macht es, ob das Universum tot oder lebendig ist? Wenn Kinder Hunger leiden, das Klima destabilisiert wird, Ölquellen versiegen und die Weltbevölkerung wächst, warum ist es dann wichtig, sich mit dieser Frage zu befassen? Wen kümmert es, ob wir in einem lebendigen Universum leben – warum sollte das einen Unterschied machen? Im Folgenden finden Sie ein paar wesentliche Gründe, warum es einen großen Unterschied macht, ob wir das Universum als tot oder lebendig ansehen. Um die Gegensätze zu verdeutlichen, zeige ich die Polaritäten besonders krass auf.
Ist das Universum gleichgültig oder uns freundlich gesonnen?
Welche Einstellung wir zum Universum haben, das uns umgibt, hat eine enorme Wirkung auf unsere Lebenserfahrung. Wenn wir das Universum grundsätzlich für leblos halten, werden Gefühle der existenziellen Befremdung, Panikattacken, Ängste und Befürchtungen verständlich. Warum sollten wir die Verbundenheit mit der kalten Gleichgültigkeit lebloser Materie und leeren Raums suchen? Wenn wir uns dem Leben hingeben, werden wir nur in existenzieller Verzweiflung versinken. Doch wenn wir in einem lebendigen Universum leben, werden Gefühle einer subtilen Verbundenheit, der Neugier und Dankbarkeit selbstverständlich. Dann sehen wir uns als Teilhaber an einem kosmischen Garten des Lebens, den das Universum seit Milliarden von Jahren geduldig hegt und pflegt. Die Perspektive vom lebendigen Universum erlaubt es uns, von Gleichgültigkeit, Angst und Zynismus zu Neugier, Liebe und Bewunderung überzuwechseln.
Geraten wir in Vergessenheit oder bleiben wir in Erinnerung?
Ein lebloses Universum hat in seinem Fundament kein Bewusstsein; daher ist es der Menschheit und unseren Schöpfungen, die sich entwickeln, gegenüber gleichgültig. Nichts von dem, was wir tun, ist von dauerhafter Bedeutung. Alles wird in Vergessenheit geraten. Dasselbe Prinzip trifft zu, egal ob es sich um den Einzelnen oder eine ganze Weltzivilisation handelt: Ein totes Universum erzählt keine Geschichten. Ein lebendiges Universum ist von sich aus eine riesige Geschichte, die sich andauernd entfaltet und zahllose einzigartige Figuren enthält, die mitreißende Dramen des Erwachens spielen. Die Essenz dieser Geschichten und was daraus gelernt wird, bleibt in Erinnerung und erhalten. Dadurch hat ein Universum, das sich weiterentwickelt, Weisheit, die es an seine Nachkommen weitergeben kann.
Sollen wir uns abgrenzen oder zusammentun?
Wenn wir das Universum als etwas ansehen, das zum größten Teil unfruchtbar und ohne Leben ist, und wenn wir unsere Zeit auf Erden im Grunde als einen Kampf ums materielle Überleben betrachten, dann ist es für uns Menschen sinnvoll, uns in diesem Konflikt voneinander abzugrenzen. Wenn wir das Universum jedoch als quicklebendig empfinden und unsere Zeit auf der Erde als eine Entdeckungsreise in diese Lebendigkeit, dann ergibt es Sinn, wenn wir uns zusammentun und gemeinsam an der Umsetzung dieses großartigen Potenzials arbeiten.
Konsumverhalten oder bewusste Schlichtheit?
Der Materialismus ist eine rationale Antwort auf das Leben in einem toten Universum. In einem materiellen Universum bietet Konsum eine Identitätsquelle und ein Mittel, um Bedeutung und Leistung zu erreichen. Woran habe ich in einem leblosen Universum Spaß und Freude? An Objekten. Wie weiß ich, dass ich etwas wert bin? An dem, wie viel Besitz ich angesammelt habe. Welchen Bezug zur Welt sollte ich haben? Den der Ausbeutung dessen, was tot ist (das Universum) zugunsten der Lebenden (ich selbst). Konsum und Ausbeutung sind die natürlichen Folgen einer Perspektive vom toten Universum. Doch wenn wir die Fundamente des Universums als quicklebendig ansehen, ergibt es Sinn, den materiellen Überfluss und unnötigen Aktivismus zu minimieren und im nichtmateriellen Reichtum des Lebens zu wachsen – den wohltuenden Beziehungen und liebevollen Gemeinschaften, dem Ausdruck von Kreativität und anderen Dingen.
Sind wir voneinander getrennt oder miteinander verbunden?
Wenn wir nicht mehr als biologische Einheiten und grundsätzlich voneinander getrennt sind, ist es verständlich, zu glauben, wir wären vom Leid anderer Lebewesen abgetrennt. Doch wenn wir alle im selben Meer der subtilen Lebendigkeit schwimmen, ist es sinnvoll, die Verbundenheit mit und Sorge um das Wohlbefinden anderer direkt zu erleben. Wenn wir dieselbe Matrix der Existenz teilen, dann berührt der Rest an Leben mich längst und erzeugt das Feld, innerhalb dessen ich existiere, mit.
Wer und was sind wir?
Sind wir nicht mehr als eine Sammlung von Elementen, die eine Reihe chemischer und neurologischer Reaktionen erleben? Ist an uns mehr dran als unsere materiell-biologischen Komponenten? In einem toten Universum werden die Grenzen unseres Wesens durch die Umrisse unseres physischen Körpers definiert. Aber in einem lebendigen Universum wird unsere körperliche Existenz von einer Lebendigkeit durchzogen und aufrechterhalten, die sich nicht von der Lebendigkeit des Universums trennen lässt. Wenn wir Wesen sind, deren Bewusstsein über unseren biologischen Körper hinausgehen kann und bis in die entferntesten Ecken des lebendigen Universums zu dringen vermag, dann stellt unser physischer Körper nur den kleinsten Bruchteil des gesamten Ausmaßes unseres Wesens dar.
Das sind nur ein paar der grundsätzlichen Wege, wie unsere Einstellung zum Leben sich radikal unterscheiden kann, abhängig davon, welche dieser beiden Sichtweisen realer erscheint. Der Alltag ist selbstverständlich nicht immer so eindeutig, wie diese Polaritäten ausmalen. Wichtig ist, dass es enorme Folgen für unsere individuelle und auch kollektive Zukunft hat, ob wir das Universum in seinen Grundmauern als tot oder lebendig ansehen.
Generell glaube ich nicht, dass die menschliche Gemeinschaft eine neue Beziehung zueinander und zur Erde aufbauen kann, solange wir nicht auch eine neue Beziehung zum Universum aufbauen. Diese neue Perspektive hat Konsequenzen zur Folge, die unser ganzes Leben verändern.
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Das erste Wunder
Zuerst ist die Natur unbegreiflich,
Sei nicht entmutigt, fahre fort,
Es gibt göttliche Dinge, gut entwickelt,
Ich schwöre dir, es gibt göttliche Wesen,
die sind schöner als tausend Worte.
Walt Whitman1
Indianische Mythen sprechen von drei Wundern. Das erste