Verzweifeln oder krank werden ist auch keine Lösung!. Gerhard Seidel
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Egal wer Verursacher der Probleme ist, die sich im Zusammenhang mit der Psychosozialen Gesundheit ergeben, die Unternehmen oder die Mitarbeiter, es ist auf jeden Fall ein eklatanter Verstoß gegen das Ökonomische Prinzip, welches ja verlangt, mit den vorhandenen Mitteln einen größtmöglichen Erfolg zu erzielen. Das Prinzip gilt aber nicht nur für die Unternehmen, sondern auch für die, die dort ihre Leistung verkaufen. Beide Partner haben die Pflicht, sich um die Einhaltung der vertraglichen Vereinbarungen zu kümmern.
Frage eines Teilnehmers: Das ist ja eine vollkommen neue Sichtweise, auch die Mitarbeiter in die Verantwortung zu nehmen. Da werden sich aber einige – von den Gewerkschaften mal ganz abgesehen – ziemlich wehren.
Antwort : Ja, das befürchte ich auch. Doch es wird ihnen nichts anderes übrig bleiben. Kranke Unternehmen werden keine Chance gegen solchen haben, die betriebliche Leistungsmöglichkeiten bieten, wo sich die menschlichen Potenziale und Kompetenzen entfalten können, es einfach Spaß macht zu arbeiten. Wie ich Ihnen gleich noch darstellen werde, bedrohen die Kosten die Unternehmen in ihrer Existenz. Ein Konkurs trifft alle. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Argument nur auf taube Ohren stößt.
Außerdem werden wir mit diesem Beratungskonzept nicht alle retten können, nur solche Organisationen, die die Zeichen der Zeit erkannt haben, die unser Angebot überzeugt und die mit uns gemeinsam die notwendigen Korrekturen vornehmen.
Auf den ersten Blick stellt sich vielleicht für Sie auch die Frage, wieso das – durchaus ernsthafte – gesellschaftliche Problem der Psychosozialen Gesundheit eine Basisinnovation der kommenden Jahrzehnte sein soll. Und vor allem auch, wieso Sie als Coach oder Berater, als Chef oder Führungsverantwortlicher helfen können, diese Schwierigkeiten zu beseitigen, die sich inzwischen zu enormen Kostenbelastungen entwickelt haben.
Frage eines Teilnehmers: Geht es eigentlich um Psychosoziale Gesundheit, wo wir helfen könnten, oder nicht eher um psychosoziale Krankheiten?
Antwort: Sie haben mit dieser Frage etwas angeschnitten, über das ich zunächst auch etwas irritiert war. Selbstverständlich geht es um körperliche und geistige Belastungen und um Lebensweisen, die die Menschen krank machen. In den Unternehmen sind das krankmachende Arbeitsbedingungen, aber auch in der privaten Sphäre der Mitarbeiter kann die Ursache liegen. Denn oft ist der Lebensstil dieser Menschen schlicht gesagt krankmachend. Die Umstände in den Unternehmen zu verbessern, diese Aufgabe ist für uns als Berater und Manager präsent, das können und dürfen wir. Doch körperliche Beeinträchtigungen oder gar Krankheiten dürfen nur Ärzte, Psychologen, ausgebildete Therapeuten usw., also sogenannte Heilberufe, behandeln.
Was die Psychosoziale Krise der Mitarbeiter angeht, so können wir ihnen helfen, dieser mehr Bedeutung zu geben, und ihnen deutlich machen, dass es Verbesserungsmöglichkeiten gibt und dass wir sie dabei unterstützen, Mittel und Wege zu finden, um die auch von ihnen verursachten negativen Auswirkungen zu reduzieren.
Wir können – und dies zu erkennen ist wichtig! – bestimmte Probleme in den Unternehmen lösen. Für andere können wir nur Empfehlungen geben und aufzeigen, was passiert, wenn nichts passiert. Wir können den Mitarbeitern nur klar machen, welche Auswirkungen ein ungesunder Lebensstil hat, wie man lernt, mit Stress umzugehen und wann es sinnvoll ist, einen Arzt oder Therapeuten aufzusuchen – auch wenn die Krankenkasse die Behandlungskosten nicht übernehmen wird.
Jede Heilung, egal ob in einem Unternehmen oder bei den Mitarbeitern, ist Selbstheilung. Wir können – wie ein Arzt oder Therapeut – nur helfend und unterstützend tätig werden. Die Impulse, die wir als Berater oder als Führungskraft geben, helfen lediglich, innere Prozesse zu aktivieren. Doch um dies zu ermöglichen, braucht es die Bereitschaft, etwas ändern zu wollen. Egal ob es das Management ist oder ob es die Mitarbeiter sind: Sie müssen sich darum kümmern, dass das, was notwendig ist – um die Not zum Guten zu wenden –, auch geschieht.
Wo die Einsicht fehlt, wo keine Motivation vorhanden ist, wo der Leidensdruck nicht groß genug ist, da kann selbst der beste Berater und Coach nichts bewirken. Diese lethargische Haltung, diese passive Opferrolle wird von den Menschen in der Regel dann praktiziert, wenn sie keine Hoffnung haben, die Situation zu verbessern. Wenn sie sich damit abfinden – frei nach Dante: „Wir lassen alle Hoffnung fahren!“
Das Problem ist, dass rationale Einsicht oft nicht Motivation genug ist, sich zu neuen Ufern aufzumachen. Wer nicht über die Ressourcen verfügt, die Dinge zu verändern, wer nicht die erforderliche Resilienz besitzt, wer keine Ideen zur Lösung hat, ist schnell resigniert und ergibt sich in sein scheinbar unvermeidliches Schicksal.
1.2 Das Beratungsangebot
Das Beratungsangebot, welches ich Ihnen hier vorstelle, ist keine eierlegende Wollmilchsau für alle betrieblichen und menschlichen Probleme. Und vielleicht kommen Sie, wenn Sie es kennengelernt haben, zu der Einschätzung, dass diese Workshops in den Unternehmen nicht ausreichen, um die dort existierenden Probleme zu lösen. Das will es auch gar nicht erreichen. Im Gegenteil, das Beratungsangebot will nichts anderes, als zur Selbstheilung animieren. Gewollt sind Impulse zur Bewusstseinsveränderung, gewollt sind leichte Reize, um Veränderungen zu erzeugen.
Es gibt eine wichtige Regel für qualitatives und quantitatives Wachstum, welche auch für diesen Bereich gilt: Leichte Reize fördern das Wachstum, starke Reize lähmen es. Extrem starke Reize töten, vernichten jegliches Wachstum. Viel hilft nicht immer viel! Oft sind homöopathische Dosierungen sinnvoller und effektiver als das volle Programm helfender Beratungskunst.
Das Angebot muss einfach, logisch, effizient bzw. effektiv und kostengünstig sein. Wir können das Unternehmen nicht tagelang anhalten und wir können keine Kehrtwendung um 180 Grad bei der Führung und den Mitarbeitern initiieren. Das würde alle „aus der Kurve hauen“.
Wenn diese Dienstleistung Dünger für qualitatives und quantitatives Wachstum sein soll, dann ist zunächst die Analyse der „Bodenbeschaffenheit“ wichtig. Was ist die Situation? Welche Wachstumsfaktoren fehlen? Welche Menge und welche Art von „Bodennahrung“ fehlen? Nur die richtige Dosis eines adäquaten Wachstumsfaktors kann zur Verbesserung und Erholung führen. Man kann nämlich auch falsch düngen, ja man kann den Boden sogar vergiften, wenn man das falsche Mittel einbringt.
Ich vergleiche das gern mit einer Metapher: Da steht der Chef einer Firma mit seiner leeren Problemschüssel vor Ihnen, die er mit möglichen Hilfestellungen gefüllt haben möchte. Wir kommen mit zwei Eimern und wundern uns, dass er ziemlich entgeistert reagiert und die „Universalhilfen“ auch nicht bezahlen will. Letztlich läuft unser gut gemeintes Heilwasser über und landet im Gully.
Meine Erfahrung als Unternehmer, Berater und Coach lehrt mich: Biete nicht alles an, was möglich ist, sondern nur das, was nötig ist. Dafür muss die zu lösende Aufgabe genauestens bekannt sein.
Natürlich macht man so etwas immer unter dem Aspekt: Ich wollte doch nur helfen! Doch wie sagte mir mal ein Chef, dem ich auch mehr angedeihen lassen wollte, als er und seine Firma vertrug: „Bitte nicht zu viel helfen, unser Leben ist schon schwer genug!“ Manchmal ist Hilfe wichtig, aber oft sollte man darauf verzichten und einfach akzeptieren und zulassen, dass der andere Zeit braucht, um selbst darauf zu kommen, was richtig ist.
Ähnlich funktioniert auch der Impuls für die Selbstheilungsprozesse, die die notwendigen Energien und Ressourcen aktivieren, damit die Genesung eintreten kann.
Frage eines Teilnehmers: Ich finde diese Sichtweise interessant. Meine Erfahrung als Führungskraft ist, dass die Probleme,