Drei Erzählungen von Christiane Benedikte Naubert in einer Transkription von Sylvia Kolbe: "Die Warnerin. Eine Geschichte aus dem dreißigjährigen Kriege.", "Die weiße Frau" und "Herzog Christian von Eisenberg oder: das eisenberger Gespenst". Christiane Benedikte Naubert

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Drei Erzählungen von Christiane Benedikte Naubert in einer Transkription von Sylvia Kolbe:

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jungen Savelli hatte er dunkel gekleidet, gleich einem versuchenden Dämon; solte dieser im Saal auf und nieder hüpfen, das anwesende Frauenvolk zu necken, besonders aber bleiben ihm selbst zur Seiten, gleichsam anzudeuten, daß der Wallenstein sey mit dem Geiste des Abgrunds im Bunde: war denn schon also verfügt, zur schnöden Schmeiley32 für einen Herrn wie der König, daß am Ende der verlarvte Feind und Helfer fallen solten zu des Helden Füßen.

      Wie? sprach Lucardis zu mir, als ihre Getreue uns diese Verlarvungen brachte zur Ansicht. Wie? diese blutige Maske Lauenburg? Hat er unsern Anschlag errathen? Daß er günstig wählen würde für uns, das hatt ich erwartet: was kann dieser ersinnen, dem heimliche Strafe nicht nachhinkt? aber fast ist dieses zu treffend!

      Daß wir ihm nicht verrathen seyn konnten, wußten wir indeß; niemand kennet unser Geheimniß, als wir zwey und die Mutter. Und schickten wir uns schnell nun zur Arbeit des Putztisches; die Schwestern, und anderer Jungfraun ein Paar, waren vorlängst33 schon abgeführt von der Lucardis Brüdern nach dem Tanzsaal.

      Und es schuf die Mutter, den Possen nur um des guten Endzwecks willen billigend, meine Freundin zur hinkenden Ate, mich aber zum glänzenden Schutzgeist. Ist aber jene, die Ate, eine alte heidnische Göttin der Strafe, so unabläßig dem Laster, dem blutigen, nachschleicht. Und ward sie vorgestellt als eine dunkle Gestalt, welcher, um nur ein wenig ins Auge zu fallen, Blumen wol nöthig gewesen waren; aber als diese Ate fragte, wo ist mein Mohnkranz? entgegnete die Mutter: Laß also seyn; wir wollen das Laster wecken, nicht einschläfern! Auch mir hat sie keine Blumen gegönnt, ungeachtet mich, als Schutzgeist, ein ganzer Frühling hätte umduften sollen; hatte fürsichtiglich alle den Weißmänteln gegeben, denn uns solche hätten verrathen können an den Lauenburg, der sie kannte. Zog aber hervor für mich, meiner Pathe, der alten Frau Fuggerin, ganzes Gepränge, neu in Gold gesetzt, fast blendend, daß einem die Augen vergingen: und so erschien ich im weißen Engelkleide, himmelblau umgürtet, mit wallendem Haar, als glänzender Schutzgeist.

      Und die Mutter, alle Wege kennend des Fuggerschen Palasts, bracht uns nun selbst durch heimliche Stiegen und Gänge, ungesehen an eine der Thüren des Tanzsaals, so daß wir standen mitten unter der glänzenden Versammlung, ohne daß einer wußte, wie oder woher wir kamen.

      Ich stand anfangs erschrockener, als einem Genius zukam, aber Ate gewahrte bald ihr blutiges Opfer, das eben unter den freundlichen Weißmänteln eine Lucardis glaubte ausfündig gemacht zu haben. Indem sie begann diesem Fliehenden durch alle Säle mit ihrer Geißel und mit beißendem Spott zu verfolgen, (wie denn ihr Zünglein das wohl konnte,) gewann ich Muth, hinter den König zu treten. Mein strahlender Aufzug machte mir Platz, und der Gedanke an das, was ich vorstellte, erhob meine Seele. Gustav, du bester der Könige, wer wollte dein Schutzgeist nicht seyn! und wer, gesandt dich zu warnen, sich an deine Seite nicht wagen, selbst mitten unter den Feinden!

      Ich verharrete still auf meinem Posten; die Art Wesen, worunter ich mich geschwungen, begünstigte mein Schweigen, maßen die Himmelsgeister nicht viel sprechen sollen!

      Der König, mich gewahrend, maß mich unabläßig mit den Augen, in welchen ich einiges Wohlgefallen wahrnahm. Statt der Larve beschattete meine Augen nur ein leichter Flor, der mich unkenntlich machte, ohne zu entstellen die etwanige Lieblichkeit des jungfräulichen Gesichts.

      Schöner Engel, wer bist du? fragte der König endlich.

      Dein Schutzgeist, Gustav!

      Hast du Botschaft an mich?

      Der Geist spricht zu dem Menschen nur, wenn er allein ist!

      Und siehe, nun sind wir allein, begann er nach einer Weile von neuem, als man sich, vermuthlich mit Absicht, entfernte.

      Nicht so ganz allein! versetzte ich; denn wehe, dort ist noch das blutige Laster, von der Strafe verfolgt! Sieh, sieh, jetzt krümmt sichs durch seine Schlangengänge dir näher!

      Das ist der Wallenstein, lachte der König, den sie mir vorspielen! Einfältige Mummerey: ich kann sie nicht leiden!

      Das ist der Lauenburg! entgegnete ich ernst. Er ist in des Wallensteins Farbe! denke dem Räthsel nach, und hüte dich!

      Engels, was sagst, und wer bist du?

      Dein Warner, o Gustav! auch dein Retter vielleicht, willst du anders mir trauen und folgen!

      Willst du mir Wichtiges entdecken, sagte er leise, so rede! jetzt ist es Zeit!

      Und ich redete und sagte so viel, aber nicht gnüglich; wie war dies möglich, hier unter tausend Aufmerkern! Der König staunte, glaubte, glaubte nicht, forderte Beweise; hier war zu Beweisen der Ort nicht.

      Mittlerweile geißelte Ate den Lauenburg heran, ach zu zeitig! Die Jungfraun brachten zu gleicher Zeit den bösen Dämon, der ihnen diesen Abend tausend schlimme Streiche gespielt aus seiner Taschen. Sie hatten ihn mit Blumenketten gebunden und stellten ihn vor Gericht des Königs. So ward dies ernst gemeynte Schauspiel eine Posse, und verfehlte seines Endzwecks, so wie immer geschieht, wenn Wahrheit zu lachend sich kleidet. Ach, Verdacht hatt ich vielleicht gesäet in das Herz des verrathnen Königs, aber keine Rettung; dies erwies ja die Zukunft!

      Unsere Masken fielen, der König fragte nach meinem Namen. Lucardis nannte mich ihm. Ey, sagte er, so muß ich auch dem guten Geiste, der mich bewacht, eine Himmelsbelohnung geben! Man rufe den wachhabenden Rittmeister an der südlichen Pforte!

      Der Geforderte kam, und mein Geliebter, euer Vater, meine Kinder, lag in meinen Armen.

      Daß er euer Vater ist, liebe Töchter, das sage euch, womit der König seinen Schützern, dem irdischen und dem sogenannten himmlischen, an diesem Tage lohnte. Er legte unsre Hände zusammen, der folgende Tag war unser Hochzeittag.

      Lauenburg, der etwas von den Geheimnissen unserer Mummerey in dem Kaltsinn des Königs muthmaßen mochte, nahm seine Masregeln. Nie konnte dem Helden der Schutzgeist wieder nahen!

      Ate entkam dem Laster, das nun sie verfolgte, auf ihr einsames Bergschloß; mich schirmte die Hand des treuen Gatten. – –

      Euch aber, ihr Töchter, euch warne ich vor dem bösen Dämon; auch dich, Ludmilla, meiner Schwester einziges Kind! Siehe, fast zwanzig Jahr sind seit jenem Abend verfloßen. Ein Savelli wirbt um dich. Siehe zu, obs nicht jener sey, der aus einem bösartigen Knaben unmöglich ein tugendhafter Mann geworden seyn kann.

      Solt ich mich, wie nach meines Lilienström Tode mir oft freudig der innere Sinn sagt, schnell niederlegen zu sterben: so sey dir, Maria, das Bedenkliche vertraut! Eile und warne die Freundin!

      B. N.

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      Erschienen bei:Friedrich Rochlitz: Selene; 1807; Eilftes Heft.

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