... und hinter uns die Heimat. Klaus-Peter Enghardt

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... und hinter uns die Heimat - Klaus-Peter Enghardt

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eilte.

      Inzwischen strömten die Bewohner der umliegenden Häuser in die unterirdischen Schutzräume und besetzten natürlich die sichersten Plätze an den dicken Längsmauern. Auf der Straße versuchte der Luftschutzwart, mit dröhnender Stimme Ordnung in das Durcheinander der hastenden Menschen zu bringen. Er trieb die Massen lautstark an, geordnet im Bunker Schutz zu suchen.

      Kaum waren die Leute in die Bunkerräume geeilt, da war das Dröhnen und das Heulen der Bomben und Luftminen zu vernehmen. In einem der hinteren Räume hatte die Nachbarin von Familie Knieschitz an einer Längsmauer zwei Plätze für Elfriede und Katharina freigehalten. Direkt neben ihnen war der Eingang zur Gasschleuse, durch den sie bei einem Giftgasangriff schlüpfen konnten. Die Männer nahmen in den vorderen Räumen Platz. Die Menschen saßen eng zusammengedrückt auf Holzbänken und hofften, dass der Feuersturm sie verschonen würde.

      Die Flugzeuge warfen sogenannte »Christbäume« über der Stadt ab, die den nachfolgenden Bomberverbänden die Ziele ausleuchteten. Stabbrandbomben fielen auf die Stadt, fraßen sich durch Stahl und Beton und hinterließen keine Überlebenden. Wer ungeschoren geblieben war, der erstickte in den Kellerräumen, weil die Brandbomben den Kellern den Sauerstoff entzogen.

      Der Luftschutzwart ließ die Stahltüren verriegeln, Nachzügler hatten nun keine Chance mehr, in den Bunker zu gelangen. Elfriede Knieschitz hatte sich ängstlich bei ihrer Tochter untergehakt und zitterte.

      Obwohl sie bisher alle Fliegerangriffe unbeschadet überstanden hatte, konnte sie diese Angst nicht ablegen, doch so wie ihr, ging es wohl den meisten Menschen im Bunker. Unruhig schaute sie von ihrem Platz aus in den nächsten Raum und war froh, als sie ihren Mann entdeckt hatte.

      Die Detonationen übertrugen sich auf die meterdicken Bunkermauern und die Kinder begannen zu weinen. Frauen hielten sich die Ohren zu und verbargen die Gesichter ihrer Kinder unter ihren Jacken oder Mänteln.

      Die Männer vermuteten die Einschläge in den Stadtbezirken Deutz oder Kalk und alle hofften, dass die Bomber ihre todbringende Last nicht über Nippes oder Ehrenfeld abwarfen.

      Das Bunkerlicht flackerte beängstigend und erlosch schließlich ganz.

      Der Luftschutzwart betätigte eine batteriebetriebene Lampe, die jedoch nur spärliches Licht in das Dunkel brachte und deren Schein die hinteren Räume des Bunkers gar nicht erreichte. Einige Frauen beteten leise vor sich hin, Kinder weinten laut, da sie sich in der Dunkelheit fürchteten.

      Der Luftschutzwart befahl, die Kerzen anzuzünden, die sich, ebenso wie die Zündhölzer auf kleinen Regalen oder in Nischen in den Bunkerräumen befanden, um auszuschließen, dass das geruchlose und todbringende Kohlenmonoxid in die Räume eindrang.

      Dann nämlich erloschen die Kerzen. Deshalb musste auch die Belüftung funktionieren.

      Immer wieder war das Heulen und Krachen der Bomben zu hören, das den Menschen im Luftschutzbunker das Blut in den Adern gefrieren ließ. Inzwischen hatte der Luftschutzwart mit wenigen Handgriffen in einem kleinen Nebenraum den Generator gestartet.

      Endlich gab es wieder Licht in den Bunkerräumen und das Weinen der Kinder brach allmählich ab.

      Unablässig kreuzten die Lichtkegel der Scheinwerfer am Himmel über Köln, um feindliche Flugzeuge einzufangen, die dann von den Fliegerabwehrkanonen mit einem ungeheuren Aufwand an Munition beschossen wurden. Lautes Heulen und die darauf folgende Detonation am Boden verrieten, wenn der Fliegerabwehr ein Abschuss gelungen war. An jenem Abend kehrten zwei britische Maschinen nicht mehr zu ihrem Standort zurück.

      Diesmal ertönten bereits nach dreißig Minuten die Sirenen, die den Menschen die Entwarnung signalisierten.

      Wieder einmal waren die Bewohner Kölns in den Bunkern der Stadt mit dem Leben davon gekommen.

      Der Luftschutzwart öffnete die Stahltüren und die Menschen gingen schweren Schrittes die Treppen hinauf auf die Straße. Unsicher schauten sie die Straße entlang, um eventuelle Schäden auszumachen, aber an jenem Abend war ihr Stadtteil verschont geblieben und die Bewohner der umliegenden Straßen strebten ihren Häusern zu.

      Auch Familie Knieschitz ging nach Hause. Es wurde kaum gesprochen. Nach so einem Fliegerangriff gab es keine Worte, um die Minuten in Angst zu beschreiben, jeder verarbeitete das Erlebte noch einmal in Gedanken.

      Paul Knieschitz hatte beide Frauen untergehakt und drückte sie fest an sich. Er war kein Mann der großen Worte, doch ihm war klar, dass ihr Familienzusammenhalt das Fundament dessen war, was seiner Familie all das Leid des Krieges ertragen ließ. Und mit dieser Geste ließ er es seiner Frau und seiner Tochter spüren.

      Den Jahreswechsel 1942/​43 verbrachte Familie Knieschitz wieder gemeinsam mit Tante Ida und Onkel Herbert.

      In den vergangenen Tagen war es in Köln ruhig geblieben und die Menschen begingen den Jahreswechsel mit verhaltenem Optimismus. Irgendwann würde es der deutschen Wehrmacht gelingen, den Feind zu vernichten, hofften sie.

      Doch bereits am Sonntag, dem dritten Januar, trieben die Sirenen die Menschen Kölns um achtzehn Uhr wieder einmal in die Luftschutzbunker.

      Um neunzehn Uhr waren die Angriffe überstanden, doch bereits um neunzehn Uhr fünfundvierzig ertönten die Sirenen erneut und versetzten die Menschen für fünfzehn Minuten in Angst und Schrecken, doch auch diese Fliegerangriffe hatten die Häuser und die Bewohner der Rothehausstraße schadlos überstanden.

      Am Abend beriet sich die Familie Knieschitz über diese ungewisse Situation und kam schweren Herzens zu dem Ergebnis, dass Katharina so schnell wie möglich wieder nach Ostpreußen zurückreisen soll, obwohl sie eigentlich bis zum Donnerstag bleiben wollte.

      Bereits am nächsten Abend erfolgte der nächste schwere Bombenangriff.

      Als die Familie danach wieder in ihrer Wohnung war, packte Katharina niedergeschlagen ihre Koffer. Sie wusste zwar, dass Köln zu verlassen, die einzig richtige Entscheidung war, doch sie verließ auch zugleich ihre Eltern und wusste nicht, ob sie sie gesund wiedersehen würde.

      Der Abschied am nächsten Morgen war gepaart mit guten Ratschlägen und Niedergeschlagenheit. Diesmal hatte sogar Paul Knieschitz Tränen in den Augen, als er seine Tochter zum Abschied in die Arme nahm.

      Und auch diesmal machte Katharina Station bei Mutter Kleinschmidt, die sich sehr über den Besuch des jungen Mädchens freute, doch bereits einen Tag später saß sie im Zug nach Königsberg.

      Vor dem Bahnhof in Loditten stand ein dunkler Borgwart, dessen Fahrer offensichtlich auf seinen Fahrgast wartete.

      Als Katharina mit ihren Koffern am Fahrzeug vorüberging, öffnete der Fahrer die Tür und sprach die junge Frau an.

      Es war der Bürgermeister, der seinen Neffen erwartete und Katharina anbot, sie nach Loditten mitzunehmen.

      Erfreut nahm die Lehrerin das Angebot an.

      Noch als sie ihre Koffer im Gepäckraum des Wagens verstaute, trat ein junger Leutnant an den Wagen, der so gar nicht die Figur seines Onkels besaß, der war nämlich eher klein und untersetzt, der Leutnant dagegen groß und sportlich. Nachdem er Katharina und seinen Onkel begrüßt hatte, nahm er, wie selbstverständlich, auf dem Rücksitz Platz und bot der jungen Frau den Beifahrersitz an. Seinen Koffer legte er im Fond neben sich.

      Während der wenigen Minuten

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