Der Club der scharfen Tanten. Heinz-Dietmar Lütje

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Der Club der scharfen Tanten - Heinz-Dietmar Lütje

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mehr, wie sie sich für die kleinen Leute und unschuldig in Not geratenen Menschen selbstlos einsetzte. Also waren eigentlich alle zufrieden.

      Das waren sie auch noch am nächsten Tag, bis auf Etta, die mit doch kräftigem Zähneknirschen zur Kenntnis nehmen musste, dass das große Foto eigentlich nur Edelgarde huldigte, und sie und auch die Anderen nur Randfiguren waren. Als sie dann noch lesen musste, dass wohl die bekannte Sportreiterin und Großgrundbesitzerin Edelgarde v. Toppendorf den weit überwiegenden Betrag zum Abschluss des Vergleichs beigesteuert hatte, war ihr der Tag endgültig verdorben.

      Aber das war nichts gegen das, was für die Damen des Stammtisches „Ladies Power“ folgen sollte.

      Nachdem die Members, wie sie sich jetzt generell selbst bezeichneten, bei ihrer ablehnenden Haltung für die um Aufnahme ersuchenden Damen blieben, kriselte es in vielen Ehen.

      Am härtesten traf es Annemarie Felten, deren Mann Olaf nach Vorlage der ersten Ergebnisse der Steuerprüfung beurlaubt wurde und seiner Frau die Hauptschuld anlastete sowie zu trinken begann.

      Kurz darauf folgte der Scheidungsantrag. Ebenso erging es auch Helga Altmann. Da beide laut Ehevertrag keine Unterhaltsansprüche geltend machen konnten, waren sie diejenigen, die am meisten verloren.

      Der Herbst kam und Weihnachten stand vor der Tür. Nur wenige Wochen waren vergangen – und doch hatte sich soviel geändert. Auch und gerade für die Damen des Stammtisches. Einige Ehen waren gescheitert. Annemarie Felten wohnte zwar noch in dem großen Haus mit ihren Kindern Frank und Ellen, aber wohl nicht mehr lange, da ihr ausgezogener Olaf, der noch immer beurlaubt war und wohl auch kaum wieder seinen Vorstandsposten zurückerhalten würde, wieder ins Haus drängte. Helga Altmann hingegen hatte ihre Koffer und die ihrer Tochter gepackt und war zu ihrer neuen besten Freundin, Henriette Hähnlein, auch Madam Chantal genannt, gezogen. Dort in der Villa in der Sierichstraße bewohnte sie jetzt mit Töchterchen Doreen eine der drei separaten, kuscheligen Dachgeschosswohnungen. Für Doreen bezog Helga den entsprechenden Unterhalt und für die fehlenden Scheinchen arbeitete sie jetzt für Madam Chantal unter dem Künstlernamen „Circe“.

      Am 10. Dezember feierte der Stammtisch „Ladies Power“ dann seinen „Nikolaus-Stammtisch“.

      Aber alles, wirklich alles, war anders als noch im letzten Jahr.

      Annemarie Felten, die Frau des noch immer beurlaubten Vorstands der „Hanseatischen Bürger und Geschäftsbank“, wie auch Helga Altmann lebten in Scheidung. Beide ließen sich von ihrer Stammtischschwester Nadine Göricke vertreten, die ihre Interessen bestens vertrat, aber einräumen musste, dass sich die finanzielle Lage der Damen nicht zu ihrem Besseren wenden ließ.

      Das große Wort führte, wie sollte es auch anders sein, Etta v. Tarla-Hippenstedt. Diese hatte sich, wie üblich, bereits in Form gebracht, also reichlich vorgeglüht.

      „Aber, Ladies, trotz aller Probleme, die einigen von euch von ihren Kerlen und auch anderer Seite bereitet worden sind, so sind wir uns doch treu geblieben und haben uns weder kaufen, noch erpressen lassen. Darauf sollten wir unser Glas erheben!“ Mit diesen Worten sorgte Etta dafür, dass alle dreizehn anwesenden Ladies ihr gefülltes Glas mit der edlen Flüssigkeit aus der französischen Champagne erhoben und ihr zuprosteten. Das nicht alle der Anderen ihre Fröhlichkeit wirklich teilten, fiel der in Feierlaune befindlichen Etta nicht weiter auf. Vielleicht schaute sie auch mehr auf Erika Boll, die in der Tat ausgesprochen zufrieden und glücklich wirkte. Sie hatte ja auch allen Grund dazu, war sie doch jetzt schuldenfrei und mit ihrem Salon in der Gewinnzone angelangt. Auch Henriette Hähnlein alias „Madam Chantal“, die mit ihrer neuen, in vielen Rollenspielen absolut souverän agierenden, Gehilfin mehr als zufrieden war, hatte wenig Grund zu klagen. Ganz anders Nadine Göricke, die sehr gern klagte, waren doch in Familienangelegenheiten stets lukrative Streitwerte gegeben. Auch wenn sie aufgrund der rechtswirksamen Eheverträge von Helga und Annemarie für diese selbst nur wenig erwarten durfte, so hatte sie doch sofort die Chancen genutzt, auf Festsetzung höherer Unterhaltsbeträge für deren Kinder das Gericht zu bemühen.

      Aber auch Edelgarde v. Toppendorf, die sonst immer die strahlende Schönheit, der das Alter nichts anhaben konnte, zu verkörpern schien, obwohl sie selbst es überhaupt nicht darauf anlegte, schien in Gedanken versunken. Das passte nun so gar nicht zu der attraktiven Dame von Welt, der, außer ihren unübersehbaren körperlichen Vorzügen, auch ein beträchtliches Vermögen bereits in die Wiege gelegt worden war. Obwohl selbst gerade eine Krise durchlebend, war dieses Annemarie Felten gleich bei der Ankunft aufgefallen. Jetzt, wo die Ladies sich in einzelne Gespräche vertieften, sprach sie die sowohl als Sportreiterin, wie auch sonst wohl bekannteste der Stammtischschwestern an. „Du siehst so abwesend aus, Gardi, was bedrückt dich? Kann ich irgendwas für dich tun?“

      Fast erschrocken wandte die Angesprochene sich ihr zu. „Na, Anne, du hast wohl mehr zu leiden als ich. Aber nett von dir, dass du fragst.“

      „Entschuldige, ich wollte nicht neugierig sein“, leitete Annemarie den Rückzug ein, „aber ich wollte wirklich nur helfen, wenn ich es denn kann.“

      Die ebenso attraktive, wie auch intelligente Baronin überlegte kurz und antwortete dann: „Ich glaube eigentlich nicht, aber vielleicht ja doch. Kennst du einen guten, aber wirklich ehrlichen Privatdetektiv? Keinen solch Schlüssellochschnüffler ohne viel Ahnung, der nachher noch seine Auftraggeber erpresst oder was gegen ein paar Scheinchen auf die Kralle an die Presse weitergibt.“

      Zu ihrer großen Überraschung nickte Annemarie Felten. „Ich glaube schon. Vor einem knappen Jahr gab es in der Bank ein Problem und da hat Olaf so einen Detektiv, auch auf Empfehlung, engagiert und der hat, womit in der Bank, das heißt bei Aufsichtsrat und Vorstand, niemand wirklich gerechnet hat, ganz schnell den Fall geklärt.“

      „Was? Das hätte ich nun wirklich nicht erwartet. Das sollten wir aber nicht hier besprechen. Aber hast du nachher überhaupt noch Zeit? Ich meine wegen Frank und Ellen?“ Edelgarde dachte an die Kinder der Freundin, wurde aber schnell beruhigt.

      „Die sind diese Woche noch bis Samstag bei Olaf und werden von Oma, also seiner Mutter, betreut und so verwöhnt, dass sie mich kaum vermissen.“

      Annemarie schüttelte den Kopf: „Tolle Frau, Olafs Mutter. Bedauert das Ganze sehr, kommt aber im Moment auch nicht an Olaf ran.“

      „Weißt du was, Anne, dann verdrücken wir uns gleich und du kommst mit zu mir nach Hause. Wir können dann noch einen guten Rotwein trinken und ich bringe dich dann morgen Vormittag wieder her, damit du deinen Wagen abholen kannst.“

      „Also, was möchtest du trinken?“ Edelgarde schaute fragend auf die Stammtischschwester, die zum ersten Mal ihr vor den Toren der Hansestadt gelegenes Landhaus besuchte und von den ganzen Eindrücken fast erschlagen wurde. Neben den Stallungen für die Pferde und das integrierte alte Gutshaus hatte Edelgardes Vater in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein fast ebenso großes Haus im Landhausstil errichten lassen, das sich über drei Stockwerke erstreckte.

      In der geräumigen Eingangshalle hingen alte Gemälde, die sich zum Teil über mehrere Meter erstreckten und Schlachtszenen aus vergangenen Zeiten darstellten. Dazu Ölbilder der Vorfahren Edelgardes und anderer Persönlichkeiten. Dazwischen angeordnet, alte Wandteppiche mit wunderschönen Mustern und Waffen aus verschiedenen Epochen. Auf dem Marmorboden standen Rüstungen, wie sie im Mittelalter getragen wurden, sowie riesige Bodenvasen, Fackelhalter und vieles mehr. Ganz anders und modern eingerichtet war der Wohnraum mit den riesigen Fenstern, den hellen Sitzmöbeln aus erlesenen Stoffen und auch weißem Leder. Ein sich über die ganze Wand ziehendes Bücherregal mit sowohl alten, vielleicht sogar über einhundert und mehr Jahre alte, teils in Leder gebundene, Bücher sowie auch neuerer Literatur zog wie ein Magnet die Blicke auf sich. „Toll, einfach toll“, entfuhr

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