Genießen in Friaul. Silvia Trippolt-Maderbacher
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8 | CAVASSO NUOVO: »Ai Cacciatori«
Slow Food vom Feinsten
Alltagsstress raus! Niemand hetzt uns heute. Einfach mal innehalten und genießen. Hand aufs Herz: Diese abgeschiedene Gegend und dieses kleine Dorf am Rande der Berge, 30 Kilometer nördlich von Pordenone, sind nicht unbedingt der Nabel der Welt, und trotzdem: kein kulinarisches Brachland. Dafür sorgt eines der besten Lokale der italienischen Slow-Food-Szene, das »Ai Cacciatori« in Cavasso Nuovo. Perfekt, um kurz der Hektik zu entschwinden. »La vita è bella«, stellt der Bär freudig fest und erhebt dabei sein Glas Friulano.
Wer in dem Fall für dieses unbeschwerte Dasein verantwortlich ist? Zuerst Gastgeber Daniele Corte, der seinen Gästen jeden Wunsch von den Augen abliest. Allerdings ist es schwer, hier noch welche zu haben (weil sie ohnehin von Haus aus erfüllt werden). Und Angelina, Danieles Ehefrau und Chefköchin. Auf ihren Tellern landet, was sich im Umkreis an kulinarischen Schätzen so finden lässt. Dabei konzentriert sich die Qualitätsfanatikerin auf die besten Grundprodukte sowie auf authentischen Geschmack, und sie folgt akribisch den Jahreszeiten.
Als wunderbaren Einstieg empfehlen wir die Polenta mit warmer Pitina und geräuchertem Ricotta. Pitina? Das ist ein ganz besonderes Wurst-Produkt, molto tipico für diese Gegend. Sieht aus wie ein platt gedrückter Salami-Knödel. Mit Almkräutern gewürzt, mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt, in Polentamehl gewälzt und geräuchert. In der Osteria kann man die Pitina auf verschiedenste Arten probieren.
Aber auch, wer Innereien wie Kalbsnieren, Leber und Kutteln liebt, ist hier an der richtigen Adresse. Wir entscheiden uns für Blecs mit Kastanien und Ragù di lepre (Hasenragout). Das Lokal hieße jedoch nicht »Ai Cacciatori«, wenn es nicht hervorragendes Wild (Hirsch, Reh, Rebhuhn, Wildschwein) gäbe. Im Herbst ein Traum: Risotto mit Steinpilzen. Zu trinken? Die reiche Auswahl an über 300 Etiketten lässt keine Wünsche offen. Danach warten grandiose Dolci, basierend auf Kastanien und Kaki sowie außergewöhnlich variantenreiche Käsesorten mit verschiedensten Gelees dazu.
Die einzige Sorge, die uns in dem Moment quält: Hoffentlich geht sich trotz der üppigen Portionen noch etwas kleines Süßes aus! Aber stressen lassen wir uns deshalb nicht.
Ai Cacciatori
Via Armando Diaz 4
33092 Cavasso Nuovo
Tel. (+39 0427) 77 78 00
Friaulische Wurstspezialität: Pitina
La Stella
Knappe 4 Kilometer nördlich von Cavasso Nuovo entfernt. Über den Fluss Meduna. Fantastische friaulische Küche: Kutteln mit Bohnen und Polenta, Tagliatelle mit Weinbergschnecken, Risotto mit Kräutern, Wachteln mit Polenta, Apfelkuchen, Schokoladenkuchen.
Via Principale 38
33092 Meduno
Tel. (+39 0427) 861 24
Macelleria Bier
Die Pitina ist das Aushängeschild unter den hiesigen Wurstspezialitäten. Fleischermeister Filippo Bier hat dieses beliebte Slow-Food-Produkt perfektioniert.
Via Roma 1
33092 Meduno
Tel. (+39 0427) 861 89
9 | CAVAZZO CARNICO: »Borgo Poscolle«
Schule des guten Geschmacks
Tischunsitten, die mich nerven – erstens: Mit der Nase zum Gericht und schnüffeln. Zweitens: Vom Nachbarsteller kosten. Drittens: Den Teller mit der Zunge abschlecken. Bin ich selbst davor gefeit? Nicht immer. Zu gut duften im »Borgo Poscolle« die Ravioli mit Kaninchen, zu sehr lockt das Perlhuhn, das ich unbedingt von des Bären Teller schnappen muss.
Aber beginnen wir von vorne. Es waren einmal zwei Gymnasiallehrer in Triest. Rita Lenisa und Lucio Pillinini. Deren Traum war es, eine eigene kleine Trattoria zu führen. Deshalb eröffneten sie in ihrer Pension das »Borgo Poscolle«. Allerdings in einer ganz anderen Ecke des Friauls. Nämlich nicht am Meer, sondern in der Carnia bei Tolmezzo.
Jede Ecke des freundlichen Lokals trägt die persönliche Handschrift der Gastgeber. Und die fühlen sich sichtlich wohl zwischen Bibliothek, Zeichnungen, Grafiken, dem offenen Herd, einer Comicsammlung, dem Sichtgebälk. Das überträgt sich natürlich sofort auf das eigene Wohlbefinden. Willkommen zu Hause!
Gekocht wird unkompliziert, mit hervorragenden Zutaten, wenn möglich in Bio-Qualität. Rita überwacht die Kochtöpfe, gemeinsam mit Luca Paschini, Lucio kümmert sich um die Gäste und den Weinkeller. Wir starten mit einem herrlich leichten Rindscarpaccio, hausgemachter Pasta mit Ragù. Der Baccalà? Himmlisch dezent und cremig. Bei der Hauptspeise können wir uns kaum zwischen dem gebratenen Rosmarin-Lamm und dem Schweinsfilet mit Speck und Äpfeln entscheiden. Weitere zwei Pluspunkte für diese heimelige Trattoria, die einmal ein Pferdestall war: der Sitzgarten im Freien mit Blick auf Berge und Kirche, sowie das grandiose Preis-Leistungsverhältnis.
Bei den Dolci hat Rita das Sagen. Millefoglie (feinblättriges Schichtdessert) sind ein Klassiker, dazu gibt es Milcheis und Cremiges aus Schokolade. Perfekt: die Apfeltorte. Und mein Dessertteller war blitzeblank.
Borgo Poscolle
Via Poscolle 21A
33020 Cavazzo Carnico
Tel. (+39 0433) 93 50 85
Frico con patate
Käseomelett mit Kartoffeln
Ein Klassiker der friaulischen Küche, der oft mit Polenta gegessen wird. Ein deftiger Schmaus, mit nur wenigen Zutaten.
Zutaten für