Genießen in Friaul. Silvia Trippolt-Maderbacher
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Casanova und Kulinarik
Liebe geht durch den Magen. Ich muss das wissen, schließlich habe ich einen Koch als Ehemann. Ob dies der legendäre Giacomo Casanova auch wusste, als er 1773 im Castello di Spessa weilte? Das herrschaftliche Schloss aus dem Jahr 1200 thront auf einem sanften Hügel zwischen Cormòns und Gorizia, mitten in der schönen Parkanlage sowie am gepflegten 18-Loch-Golfplatz. Das gesamte Areal ist umgeben von berückenden Weingärten. Familie Pali hat das Anwesen 1987 gekauft und in ein imposantes Resort verwandelt. So gehören neben Schloss und Golfplatz auch das Club House mit Bar und Restaurant, das Weingut, der »Wine Store Casanova« sowie die »Tavernetta al Castello« dazu. Dieses komfortable und elegante Lokal am Fuße des Schlossberges ist aus den früheren Bauernhäusern entstanden.
Das internationale Publikum sitzt vor historischen Steinwänden und der großen offenen Feuerstelle. Küchenchef Tonino Venica führt seine Gäste auf fantasievollen Wegen zurück in die Geschichte und lässt traditionelle Rezepte auf äußerst kreative Weise hochleben. Der frisch gefangene Fisch kommt täglich aus der Lagune von Grado. Wunderbar schmecken die Gänse-Salami auf einem Nest aus Mais und Chicorée sowie die Spinatcremesuppe mit feinen Speckwürfeln. Ein Klassiker: Blecs (grob geschnittene Pastaflecken) aus Buchweizen und Mais mit Wildschwein sowie Kohlrabiblüten. Von den Pastagerichten erwähnen wir gerne die Tagliolini mit Pesto aus Vogerlsalat und Montasio-Käse sowie die Lasagnette mit Artischocken und Topinambur. Als Hauptgerichte werden etwa Ente mit Wirsing-Törtchen, Rosmarin-Kalbswangerl sowie Lagunenfische serviert.
Besonderes Augenmerk gilt den Weinen aus dem DOC Collio-Anbaugebiet. Pflicht ist es natürlich, die hauseigenen Top-Weine zu probieren. Um das Weinangebot abzurunden, werden aber auch andere italienische und ausländische Weine auf der Weinkarte angeboten. Keine Sorge, falls Sie sich nach dem Essen noch ein, zwei Gläschen der fantastischen Edelbrände der Marke De Mezzo (gehört zum Castello) gönnen: wunderschöne, herrschaftliche Zimmer stehen im Castello bereit oder auch schlichte, gemütliche Gästezimmer im Landhausstil bei der Tavernetta. Man sagt, Giacomo Casanova hat im Castello di Spessa so einige Liebesabenteuer erlebt. Gut vorstellbar, dass hier Liebe zunächst durch den Magen geht.
Tavernetta al Castello
Via Spessa 7
34070 Capriva del Friuli
Tel. (+39 0481) 80 82 28
Aus der Tavernetta-Küche: Rosmarin-Kaninchen mit Speck und Mangold.
6 | CASSACCO: »Mulino Ferrant«
Mühlen-Idyll
Dieses Buch enthält, wie gesagt, keine professionelle Gastrokritik und ist auch kein klassifizierender Gastroguide. Hier finden Sie lauter persönliche Erfahrungen, die meine Familie und ich auf unseren kulinarischen Wanderungen durch das Friaul gemacht haben. Zugegeben, ich tu mir schwer mit Guides zum Thema Essen und Trinken. Warum ich das so sage: Ich besitze mehr oder weniger jeden einschlägigen Band, den es im Alpen-Adria-Raum gibt. Und was ich überhaupt nicht mag ist, wenn persönliche Lieblingslokale ignoriert und Lieblingsspeisen ohne Grund für »out« erklärt werden (z. B. gratinierte Jakobsmuscheln, Wolfsbarsch, Schokokuchen mit flüssigem Kern).
Und da sitze ich wieder einmal in der bezaubernden Trattoria »Mulino Ferrant«, einer geschmackvoll renovierten Mühle aus dem frühen 18. Jahrhundert. Inklusive Mühlrad. Das Lokal befindet sich 16 Kilometer nördlich von Udine, kurz nach der Ortschaft Conoglano. Es wird von Paolo Fant geführt, dessen Gastronomieherz eindeutig für einheimische Produkte schlägt. Also schmaust man neben dem allgegenwärtigen Frico auch gefüllte Teigtaschen mit Kräutern oder Gnocchi mit Entenragout. Zuvor gibt es zartcremigen Rohschinken aus San Daniele. Und danach eine Panna cotta mit Erdbeeren.
Die Sonne lacht vom Himmel, unter den Arkaden ist es herrlich schattig. Rund um die Mühle: 12 000 Quadratmeter Grün. Ein fantastisches Areal, weit und lang genug für Spaziergänge, Reitausflüge und Fahrradtouren. Der Erholungsfaktor ist hier nicht zu toppen. Warum ich das alles so genau weiß? Ähm, ich hab’s nachgelesen. Manchmal findet sich ja doch Brauchbares unter den Gastro-Bewertungen.
Mulino Ferrant
Via dei Mulini 8
33010 Cassacco
Tel. (+39 0432) 88 13 19
7 | CASTELNOVO del FRIULI: »Dal Cjco«
Genuss-Oase
Wie das Erfolgsrezept in der Osteria »Dal Cjco« aussieht? Man nehme Slow-Food-Produkte von höchster Qualität und Frische und mische sie mit traditionellem Geschmack sowie einer Portion Einfallsreichtum und Inspiration. Dazu kommt dann noch mehr als ein Schuss Selbstvertrauen in die regionale Küche und ein unschlagbares Geschwister-Gespann.
So sind es Liana und Massimo Cozzi, die sich in der ruhigen Ortschaft Oltrerugo (46 Kilometer nordöstlich von Pordenone) eine feine Genussoase geschaffen haben. Liana kocht, Bruder Massimo führt den Service.
Wir sitzen gediegen neben dem Fogolar, mit einem schönen Blick ins Grüne. Die Speisekarte wird mündlich vorgetragen, die Küche basiert auf Fleisch, einigen Seitensprüngen Richtung Adria sowie einigen vegetarischen Ideen. Wir starten mit marinierten Sardellen, Kapern und Oliven bzw. den Salumi der Region. Herrlich die Teigtaschen mit Leimkraut oder das Risotto mit Montasio-Käse. Als Hauptspeise schmeckt besonders der Schweinsbraten mit Spargel und Spinat. Käsefans freuen sich über eine gelungene Auswahl von Käsesorten wie Formadi Frant, Pecorino, Montasio, Asìno usw. Als Naschkatzen raten wir unbedingt, die fantastischen Kuchen zu probieren. Dazu einen Gang zurückschalten, Ruhe und Vino genießen. Prädikat: sehr empfehlenswert!
Dal Cjco
Loc. Oltrerugo 119
33091 Castelnovo del Friuli
Tel. (+39 0427) 900 32