Hochsensibel - und trotzdem stark!. Reinhold Ruthe

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Hochsensibel - und trotzdem stark! - Reinhold Ruthe

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„Lastentragen, die verkannte Gabe – Hochsensible Menschen als emotionale Lastenträger“. Das Ehepaar legt Wert darauf, von einer „speziellen Begabung“ zu sprechen.

      Nach Meinung vieler Forscher wird übrigens auch bei Tieren das Phänomen der Hochsensibilität beobachtet. Die Prozentzahl gleicht der bei Menschen.

      Zwei Bücher habe ich herausgegriffen. Selbstverständlich gibt es inzwischen mehrere Veröffentlichungen. Aber in Seelsorge und Beratung wird dieses Thema bis heute stiefmütterlich behandelt, zum Nachteil vieler Betroffener.

       Zunahme von seelischen Störungen

      Sensible und Hochsensible hat es immer geben. Während ich mit diesem Kapitel beschäftigt bin, lese ich zwischendurch die Tageszeitung. Einige Male in der Woche werden Leserfragen beantwortet, die nach der Herkunft von Sprichwörtern und Redewendungen fragen. Heute fragt ein Leser: „Woher stammt der Begriff ‚Die Flöhe husten hören’?“ Eine Redewendung, die punktgenau beschreibt, was Menschen mit Hochsensibilität umtreibt. Die Antwort der Redaktion: „Die Redewendung steht für frühzeitig informiert und sensibel für Neuigkeiten sein oder auch kleine Veränderungen wahrnehmen und Sachverhalte erahnen können. Spöttisch steht sie auch für eine Einbildung, die gar nicht existiert. Die Redensart ist seit dem 16. Jahrhundert belegt. Sie verwendet das Bild des überscharfen Gehörsinns.“3

      Seit Jahrhunderten hat man gewusst:

       Es gibt Menschen, die sensibel auf alles Neue reagieren,

       die kleinste Veränderungen wahrnehmen,

       die Sachverhalte erahnen,

       die einen überscharfen Gehörsinn haben,

       die spöttisch als Eingebildete kritisiert werden.

      Eine weitere Redewendung drückt es ähnlich aus: „Sie hören das Gras wachsen.“ Immer hat es Menschen gegeben, die mehr gehört, mehr gesehen und mehr wahrgenommen haben.

      Was erleben wir auf dem Gesundheits- und Krankheitssektor? Die Gesetzlichen Krankenversicherungen sprechen von einer Zunahme von seelischen Störungen seit 1990. Heute verbringen Menschen mit seelischen Störungen und Krankheiten mehr Tage in Kliniken als Herz-Kreislauf-Kranke. Durch gute Präventionsmaßnahmen – sportliches Training und bessere Ernährung – haben sich die Aufenthalte von Herz-Kreislauf-Kranken um 41 % verringert.

      Die Zahl der seelisch Gestörten dagegen ist erheblich angestiegen.

      Ein Grund: Für diese Menschen wird vorbeugend zu wenig getan. Ein zweiter Grund: Der soziale Wandel und die globalisierte Industriegesellschaft, die Hektik, Stress und Ängste fördern, belasten den Menschen zunehmend.

      Sind diese Menschen zusätzlich hochsensibel,

       fühlen sie sich leichter überfordert,

       fühlen sie sich von Geräuschen und visuellen Eindrücken bombardiert,

       erleben sie stärker als andere eine Überreizung und Übererregung.

      Der Chefredakteur von „Psychologie heute“ schrieb in seinem Editorial,

       dass von den Berufstätigen in Deutschland offenbar 63 % unfähig seien, sich richtig zu erholen,

       dass nur jeder Zehnte wisse, was ihm wirklich guttäte,

       dass es den meisten Deutschen schlecht gelänge, abzuschalten, runterzukommen oder auszuspannen,

       dass Erschöpfung das Leitsymptom der Moderne sei,

       dass auch die Freizeit zur Stressfalle würde.

      „Was Erholung überhaupt bedeutet und wie sich etwa die überstimulierte Psyche am besten regeneriert, das muss neu durchdacht werden.“4

      Viele Hochsensible gehören zu den „schnell Erschöpften“. Es sind die, deren Psyche „überstimuliert“ reagiert. Genau das ist der Ausdruck, der treffend widerspiegelt, was Hochsensible empfinden.

      In anderen Kapiteln wird darüber nachgedacht, was besonders Hochsensible bedenken müssen, um sich zu schützen, sich zu entspannen und sich neu zu orientieren.

       Was heißt Hochsensibilität?

      Zunächst steckt in dem Begriff das Wort sensibel. Das französische Wort heißt sensible, das lateinische Wort sensus = Gefühl, Empfindung. In der Umgangssprache gleichbedeutend mit feinfühlig, empfindsam, reizempfindlich.

      Das Wort sensibel hat bei vielen Menschen einen negativen Beigeschmack.

      Es wird mit empfindlich, reizbar und nervenschwach in Verbindung gebracht.

      Das Wort sensitiv meint alle Sinne. Und genau da liegt das Problem. Das Gehör, das Auge, der Tast-, Geschmacks- und Geruchssinn sind bei Hochsensiblen nervlich stärker ausgeformt. Sie sind wacher und feiner, sie reagieren empfindsamer. Das Nervenkostüm dieser Menschen ist empfindsamer gestrickt.

      Überall werden solche Menschen gesucht und gebraucht. Psychologen, Berater und Seelsorger müssen sensibel sein. Von Tänzern, Schauspielern, Fotografen und Designern ganz zu schweigen.

      Hochsensibel meint, wenn wir die sprachlichen Unterschiede weglassen, der Mensch reagiert übersteigert, überempfindlich, überstimuliert.

      Der Schweizer Psychiater und Psychotherapeut Dr. Samuel Pfeifer hat die positiven und die negativen Aspekte der Sensibilität gegenübergestellt.

      Auch Hochsensibilität kann gute Eigenschaften beinhalten. Sie ist in erster Linie eine Gabe und ein Geschenk. Aber ein paar Schraubendrehungen weiter sind wir im negativen, im kritischen, im überempfindlichen Bereich.

      Unterschiede zwischen sensiblen und empfindlichen Menschen5

      Positive Aspekte:

       feinfühlig,

       intensives Empfinden,

       tiefes Wahrnehmen und Erleben,

       angesprochen von der Schönheit in Natur, Kunst, Musik und Dichtung,

       intuitive Wahrnehmung,

       wird berührt vom Leid anderer Menschen,

       empfänglich für alles Übernatürliche.

      Negative Aspekte:

       überempfindlich,

       verletzlich (vulnerabel),

       liest und spürt zwischen den Zeilen,

       denkt zu viel nach,

       introvertiert und schüchtern,

       ängstlich,

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