Kopenhagen. Eine Biografie. Matthias Bath

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Kopenhagen. Eine Biografie - Matthias Bath

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Fischfrauen auch als „Skovsere” bezeichnet, weil viele von ihnen seit dem 18. Jh. aus Skovshoved – dem alten Fischerdorf bei Klampenborg – nördlich von Kopenhagen kamen. Ursprünglich liefen die Frauen bei Wind und Wetter mit einem geflochtenen Fischkorb mit etwa 10 kg Fisch auf dem Rücken die rund 10 km lange Strecke von Skovshoved zum Gammel Strand zu Fuß. Ab Mitte des 19. Jhs. kamen dann Fuhrgeschäfte auf, die mit Pferdefuhrwerken die „Skovsere” zum Gammel Strand fuhren. In einem derartigen offenen Fuhrwerk konnten bis zu 20 Frauen mit ihrem Fisch befördert werden. Anfang des 20. Jhs. entstand dann eine Straßenbahnverbindung nach Skovshoved und löste die Fuhrwerke ab. Mit dem Aufkommen motorbetriebener Boote brachten die Fischer auch von außerhalb Kopenhagens den Fang wieder direkt zum Gammel Strand, während die Fischfrauen nunmehr mit Straßenbahn oder Omnibus dorthin kamen.

      Zur dauerhaften Erinnerung an die Fischfrauen ließ die Stadt Kopenhagen 1940 die Granitstatue einer stehenden Fischfrau am Gammel Strand aufstellen. Die von dem Kopenhagener Bildhauer Charles Svejstrup Madsen geschaffene, 6.000 kg schwere Steinfigur wurde am 12. November 1940 an der Ecke zum Højbroplatz enthüllt. Das Standbild stellt eine kräftige Matrone in typischer Arbeitskleidung der Fischfrauen mit Kopftuch dar.

      Im September 1956 beschlossen die Kopenhagener Stadtverordneten die Verlegung des Fischmarktes zum 1. Januar 1958 in ein neues Gebäude im Kopenhagener Südhafen. Zum einen waren die sanitären Verhältnisse am Gammel Strand schon immer problematisch gewesen. Auch sprachen lebensmittelhygienische Gründe gegen den Straßenhandel mit Fisch. Zum anderen nahm der Umfang des Marktbetriebes, auch durch die zunehmende Motorisierung bedingt, immer mehr zu, sodass hier einfach zu wenig Platz war. Schließlich hatte sich aber auch der Charakter des Fischhandels geändert. Der Verkauf fangfrischen Fisches durch die Fischfrauen an Kopenhagener Endverbraucher ging allmählich zurück, während der Verkauf an Groß- und Zwischenhändler, der sich aber nur schwerlich im Wege des Straßenhandels bewerkstelligen ließ, eine immer größere Bedeutung erlangte. Zumindest für Zwecke des Großhandels war ein baulich geschlossener Fischmarkt mit Verkaufstheken, Glasabdeckungen und fließendem Wasser erforderlich.

      Die Fischfrau vom Gammel Strand im August 2008

      Am 2. Januar 1958 zog der Kopenhagener Fischmarkt feierlich in seine neuen Räumlichkeiten im Gaswerkshafen. Dort wurde der frische Fisch ausschließlich per Bahn oder mit Last- und Lieferwagen aus den Fischereihäfen des Landes angeliefert. Die Zeit der Anlandung fangfrischen Fisches von See her war für Kopenhagen vorbei. Mit dem Umzug der Großhändler waren zudem auch die Lieferanten der Fischfrauen vom Gammel Strand zum neuen Fischmarkt gewechselt. Am Gammel Strand blieben lediglich acht bis zehn Fischfrauen zurück, die nun aber alle aus Kopenhagen stammten. Die verbliebenen Fischfrauen setzten ihren Handel am Gammel Strand fort und ihre Kunden hielten ihnen die Treue. Allerdings mussten die Fischfrauen nun noch etwas früher aufstehen, weil sie morgens zum neuen Fischmarkt mussten, um sich dort ab sieben Uhr bei ihren Lieferanten mit Fisch einzudecken. Auch wenn aus kulturgeschichtlichen Gründen weiter Ausnahmegenehmigungen für die wenigen verbliebenen Fischfrauen vom Gammel Strand erteilt wurden, ging deren Zahl in den kommenden Jahren weiter zurück. Ende der 80er-Jahre war nur noch eine einzige – Doris Marx – übrig geblieben. Als sie am 13. März 2008 ihren Handel schloss, endete damit eine jahrhundertelange Tradition am Gammel Strand.

      Der Kopenhagener Fischmarkt blieb nur für gut 40 Jahre im Gaswerkshafen und zog dann 1999 in neue geräumige Gebäude auf Neuanschüttungen im Nordhafen. Dort wo er bis 1999 lag, befindet sich heute das im Oktober 2000 eröffnete Einkaufszentrum „Fisketorvet”, das sowohl den Namen als auch die Silhouette eines Fisches in seinem Firmenlogo bewahrt hat, um so an den hier betriebenen Handel mit Fisch zu erinnern.

      Die Statue der Fischfrau vom Gammel Strand musste im Oktober 2011 der Baustelle für die neue Linie der Kopenhagener Metro weichen und wurde im Depot eingelagert. Die Eröffnung der Metrostation Gammel Strand ist für 2018 vorgesehen. Spätestens dann soll auch die steinerne Fischfrau wieder auf ihren Sockel zurückkehren.

       Ein Deutscher macht Kopenhagen mit juristischen Winkelzügen zur Hauptstadt Dänemarks (1416)

      Erich von Pommern war mütterlicherseits ein Urenkel des 1375 verstorbenen dänischen Königs Valdemar IV. Atterdag. Er wurde um 1382 in Rügenwalde unter dem Namen Bogislaw als Sohn des Herzogs Wartislaw VII. von Pommern-Stolp und dessen Frau Maria geboren. Erichs Mutter war eine Tochter des mecklenburgischen Herzogs Heinrich III. und dessen Frau Ingeborg, einer Tochter Valdemars IV.

      1387 holte ihn seine Großtante Margrete (1353 – 1412) zur Aufrechterhaltung ihrer Regentschaft über Dänemark und Norwegen als Pflegesohn und nächsten männlichen Erben zu sich und ließ ihn schon zu Neujahr 1388 vom norwegischen Reichsrat als Erik III. zum König von Norwegen ausrufen, für den sie bis zu dessen Mündigkeit weiter die Regentschaft ausüben sollte.

      Im Januar 1396 wurde Erich als Erik VII. zum König von Dänemark und dann im Frühling jenes Jahres als Erik XIII. auch zum König von Schweden gekrönt. Margretes eigentliches Ziel war aber mehr als ein in allen drei nordischen Ländern angenommener gemeinsamer Thronfolger. Sie wollte eine Union der nordischen Länder in Form eines gemeinsamen Großreiches. So berief sie für den Sommer 1397 ein Treffen der Spitzen von Adel und Geistlichkeit aller drei Länder ins schwedische Kalmar ein, in dessen Ergebnis die sogenannte Kalmarer Union über die Vereinigung der nordischen Länder geschlossen und der 15-jährige Erich am 17. Juli 1397 im Beisein von 67 Bischöfen, Prälaten und Rittern zum Unionskönig über die drei nordischen Reiche gekürt wurde. Die tatsächliche Regentschaft wurde allerdings auch nach Erichs Volljährigkeit weiter von Margrete bis zu ihrem Tode 1412 ausgeübt.

      1406 heiratete Erich die englische Prinzessin Philippa (1394 – 1430), eine Tochter König Heinrichs IV. von England. Die Ehe blieb jedoch kinderlos.

      Als er nach dem Ableben seiner Großtante 1412 die Herrschaft übernahm, war er bereits 30 Jahre alt. Bislang im Schatten Margretes stehend führte er zunächst nur fort, was sie bereits begonnen hatte. So erscheinen die ersten Jahre seiner Regierung verglichen mit deren Folgezeit als seltsam ereignisarm. Erich bemühte sich, die Union und ihren Einfluss im Ostseeraum zu festigen und Schleswig wieder für die dänische Krone zu gewinnen. Wirtschaftlich sollte die Königsmacht vor allem durch die Erhebung neuer Steuern und Zölle gestärkt werden. Allerdings ist ein besonderes Interesse Erichs an der Øresundregion als Zentrum seines Reiches erkennbar. Hervorzuheben ist auch die Gründung der Hafenstadt und Festung Landskrona am Ostufer des Øresunds 1413.

      So ist es nicht verwunderlich, dass auch das bevölkerungsreiche Kopenhagen (1377 zählte es etwa 3.500 Einwohner) in das Blickfeld Erichs geriet. Stadt und Burg Kopenhagen waren ja seit Absalons Zeiten stets Besitz des Bistums Roskilde gewesen. Doch hatte der Roskilder Bischof Henrik Gertsen 1350 die Stadt Kopenhagen König Valdemar IV. als Dank für deren Befreiung von der Besetzung durch die Holsteiner Grafen auf Lebenszeit überlassen. Nach seinem Tode 1375 fiel Kopenhagen aber wieder an das Bistum Roskilde zurück.

      Unter Bischof Peder Jensen Lodehat (1396 – 1416) wurden Burg und Schloss von Kopenhagen wieder neu errichtet. Nach Lodehats Tod 1416 sah Erich die Stunde gekommen, Burg und Stadt Kopenhagen endlich in den Besitz der dänischen Krone zu bringen.

      Er behauptete, Lodehats Vorgänger, der Roskilder Bischof Niels Jakobsen Ulfeldt, habe 1375 Kopenhagen mit Gewalt und nicht nach den Gesetzen des Landes an sich gebracht. Dies ließ er sich, noch bevor in Roskilde ein neuer Bischof gewählt worden war, durch einen Urteilsspruch des Landsthings von Seeland vom 19. Februar 1417 bestätigen. In dem Urteil, an dem zwölf auf Seeland ansässige Reichsräte mitgewirkt hatten, wurde der dänische König zum alleinigen Herrn von Kopenhagen erklärt.

      Es nützte dem neuen Bischof von Roskilde

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