Babaji - Von Herz zu Herz. Gertraud Reichel

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Babaji - Von Herz zu Herz - Gertraud Reichel

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die Begegnung mit ihm verändert hat.

      Ich selbst hatte Yoganandas "Autobiographie eines Yogi" auch gelesen und Berichte von Menschen gehört und gelesen, die Haidakhan besucht hatten, als Babaji dort lebte. Dadurch entstand in mir der Wunsch, auch an diesen Ort zu gelangen, um eine Zeitlang inne zu halten, um ein paar Wochen wenigstens in Stille und Abgeschiedenheit zu leben.

      Im letzten Winter war es denn soweit. Ich hatte Urlaub bekommen, einen Flug nach Delhi gebucht und einen Brief in der Tasche, der mir den Weg weisen sollte. Von der Bus-Endstation Dam Site geht es dann zu Fuß weiter, zwei bis drei Stunden durch das Flusstal des Gautama Ganga. Dies war die Stelle in meinem Brief, die mich am meisten beschäftigte. In Tag- und Nachtträumen sah ich mich schon durch ein sonniges stilles Tal gehen und Friede und Freude empfinden. Und so war es dann auch. Begleitet von einem Inder, zierlicher und kleiner als ich selbst, der sich mein ganzes Gepäck auf die Schultern geladen hatte und mit dem ich mich nicht verständigen konnte, weil ich kein Hindi, und er kein Englisch sprach, wanderte ich durch ein sonniges und stilles Tal. Die Luft war frisch, und die Sonne wärmte meine wintermüden Glieder. Nur das Rauschen des Flusses und Zwitschern der Vögel war zu hören. Acht oder zehn Mal mussten wir den Fluss durchwaten. Das eiskalte Wasser ging mir an manchen Stellen bis zum Oberschenkel, und ich musste aufpassen, in der starken Strömung nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Mit jedem Schritt, den ich vorwärtskam, stieg meine Erwartung, und es überkam mich ein nie gekanntes Gefühl von Friede und Freude.

      Anfang Februar ist eine ruhige Zeit in Haidakhan. Die meisten Gäste, die zum groß gefeierten Weihnachtsfest gekommen waren, sind wieder abgereist und jene Besucher, die zum Frühlingsfest erwartet werden, sind noch nicht da. Als ich in Haidakhan ankam, waren außer den immer hier lebenden Indern, vielleicht vierzig westliche Besucher im Ashram. Ashram wird in Indien die Wohnung, Lehrstätte eines Heiligen genannt, wo er mit seinen Schülern lebt und meditiert. Der Haidakhan Vishwa Mahadam, was etwa "Größter Kraftort des Universums" bedeutet, liegt auf einem Hügel über dem Gautama Ganga. 108 hohe Stufen führen vom heiligen Fluss hinauf zu dem 1840 erbautem Shivatempel. In den Siebziger Jahren, als Babaji hier wirkte, wurde die Anlage ausgebaut und rund um den Tempel mehrere Gebäudes als Unterkunft für Besucher und Schüler errichtet. Auch ein Hospital und eine Schule gehören heute zum Ashram. Für die Einheimischen sind diese Einrichtungen kostenlos. So ist der Ashram nicht nur ein spirituelles Zentrum, sondern hat auch eine wichtige soziale Funktion für die Bevölkerung.

      Auf der anderen Seite des Flusstales befindet sich eine Höhle, die als die Geburtsstätte des Gottes Shiva gilt. In dieser Höhle wurde im Juni 1970 Babaji von einem indischen Brahmanen gefunden. Durch Traumvisionen war er zu diesem Platz am Fuß des Kurmanchal Kailash geleitet worden, wo er, wie berichtet wird, einen jungen Sadhu, einen indischen Heiligen, von vollkommener Schönheit vorfand, der wochenlang unbewegt in strenger Yogahaltung meditierte. Schließlich gab er sich als Inkarnation, als Wiederverkörperung des legendären Babaji zu erkennen, dessen Wiederkehr für diese Zeit in den Schriften für Anfang des 20. Jahrhunderts vorausgesagt worden war. Babaji hat fast 14 Jahre an dieser Stelle gewirkt. Heute wird der Ashram von Schülern geführt, und nach wie vor von Menschen aus aller Welt besucht. Was mich an diesem Platz besonders stark beeindruckte, war die Begegnung mit Menschen, die Babaji persönlich begegnet sind und mir davon erzählten. Dazu gehört Kamalata, eine junge Frau aus Deutschland, die mit ihren beiden noch nicht schulpflichtigen Söhnen schon den ganzen Winter hier zugebracht hatte. Sie erzählt:

       "Ich hatte überhaupt nichts mit spirituellen Dingen am Hut. Ich habe nicht an Gott geglaubt, ich habe keine Erleuchtung gesucht. Ich weiß gar nicht, wie ich es ausdrücken soll, ich war eigentlich irgend wie nur total frustriert am Leben, und ich konnte den Sinn nicht finden. Ich hatte studiert und das schien nicht meine richtige Wahl zu sein, denn ich wollte diesen Beruf nicht ergreifen. Ich wollte auch nicht heiraten, etc. und dann habe ich unbewusst die Frage ans Universum gestellt: "Wozu dieses ganze Leben überhaupt?" Dafür hat die christliche Kirche ja auch keine Antwort. Warum leben, wenn es nur dieses eine Leben gibt? Und dann bin ich in meiner Verzweiflung, die auch bis zum Selbstmordversuch ging, auf das Rebirthing gestoßen."

      Der Amerikaner Leonard Orr hat diese Methode des bewussten Atmens entwickelt und "Rebirthing" genannt, was sinngemäß "neugeboren werden" heißt. Verbunden mit lebensbejahendem Denken ist es eine Möglichkeit, die Kraft seines innersten Wesens zu entdecken und sich mit ihr zu verbinden. So können alte Ängste und eingefahrene Verhaltensmuster erkannt und aufgelöst werden. Bei einem Seminar in Deutschland traf Kamalata mit Leonard Orr zusammen.

       "Er hatte von Babaji erzählt und hat immer wieder gesagt: "Großer Yogi im Himalaya". Das war wie eine große Märchenfigur, die man nie finden kann als normaler Mensch, wo man nie hinkommt.... Irgendwie unerreichbar, wo man seinen Weg nicht hinlenken kann. Und dann habe ich aber die "Autobiographie eines Yogi" gelesen, die ich schon vorher einmal zu lesen versucht hatte, vor vier, fünf Jahren, und da war ich bis Seite zwanzig gekommen und hatte sie weggelegt, ja, und jetzt hatte ich sie gelesen, und sie in drei Tagen verschlungen, einfach ohne Pause. Und dann hab ich gedacht, so ein Leben möchte ich leben. So hautnah mit Gott möchte ich leben. Plötzlich war Gott für mich eine Realität. Wenn er so auftreten kann im Leben, dass man sich in jeder Frage an ihn wenden kann, dass man mit den Menschen über ihn reden kann usw. So ein Leben wollte ich dann plötzlich leben.

      Auf diesem Training über Weihnachten war Leonard Orr mit zehn Leuten, mit denen er anschließend nach Indien fahren wollte. Mir klingelten natürlich die Ohren. Unbewusst war in mir der Wunsch hinzufahren, obwohl ich irgendwie gedacht habe ... nie! Wer bin ich denn? Nie komme ich je dahin! Ich hatte auch noch den Satz im Kopf aus der "Autobiographie eines Yogi", wo er sagt: Du findest deinen Guru nicht. Dein Guru holt dich. Du kannst nicht losgehen und ihn suchen, er holt dich, wenn es Zeit ist für dich."

      Im Seminar mit Leonard Orr wurde paarweise in der Gruppe geatmet. Kamalata hatte mit einem älteren Mann zu arbeiten.

       "Ich war mit jemandem in der Gruppe, den ich auf den Tod nicht ausstehen konnte, und der mir so widerlich war, dass ich es kaum schildern kann. Alle Haare standen mir zu Berge, und mit dem musste ich zusammenarbeiten. Da lag dieser Mensch nun, ein älterer Mann, und da habe ich gedacht: Was kannst du ihm geben? Wenn du ihm sagst, wie er atmen soll, das nimmt er ja sowie so nicht an. Und dann war mir auf einmal glasklar, dieser Mensch braucht einfach Liebe. Und wie ich den Gedanken hatte, kam plötzlich so eine Kraft durch mich durch, wie von oben, rein in mich und aus meinem Herzen wieder raus. Und dann hab ich ihn in den Arm genommen und zwei Minuten so gehalten und da habe ich also wirklich zum ersten Mal in meinem Leben mein Herz gespürt wie es sich öffnete und wie da wirklich etwas durch mich durchströmte und was eigentlich nicht von mir war. Na ja, dann war's gut. Ich habe ihn wieder losgelassen, bin aufgestanden, wortlos hinuntergegangen und habe unten meinen Kaffee getrunken. Und wie ich da so saß, kommt er nach einer halben Stunde auf einmal hinunter, zieht seinen Stuhl neben mich heran und sagt: "So. Du willst also auch nach Haidakhan fahren!" Da wusste ich, dass das eine Einladung war. Ich hatte puddingweiche Knie und sagte: "Oh, man muss doch schreiben und vorher fragen, ob man kommen darf." Und da sagt er, er hätte irgendwie eine innere Verbindung und Babaji wollte, dass ich komme... und er solle mir das Flugticket bezahlen. Ich sollte mit ihm zur Bank gehen, er würde mir einen Scheck geben und dann könnte ich gleich meinen Flug buchen. Sie würden übermorgen fahren und ich könnte ja dann sehen, dass ich schnell nachkommen würde."

      Kamalata flog nach Delhi, und traf dort in ihrem Hotel auf einen Amerikaner, der auch nach Haidakhan wollte, den Weg schon kannte und mit ihr weiterreiste.

       "Mittags kamen wir dann in Haidakhan an. Es war auf einmal wie wenn ich nach Hause komme, wie wenn ich schon immer hier gewesen war. Es war die Jahreszeit wie jetzt, Frühling, das war wie ein Magnet am Ende, der einen total zieht. Dieser Gang über den Fluss, das kam mir vor wie Ewigkeiten. Es war wie, wirklich, wie wenn du auf das himmlische Tor zugehst, was die innere Spannung anbetrifft."

      Und dann die Begegnung mit Babaji im Ashram.

      

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