Spurensuche, Lebensorte, Lebenswege. Группа авторов

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Spurensuche, Lebensorte, Lebenswege - Группа авторов

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war, hellte es auf. Schön, nun kann der Urlaub beginnen! So bin ich ganz entspannt mit meinem „Rundgenutschten” (damit meine ich mein Auto) die Prager- und Muldentalstraße bis Grimma gefahren, weiter auf der B107 nach Schönbach und dann links in die Straße nach Podelwitz eingebogen. Erstaunlicherweise bin ich keiner Umleitung begegnet. Na ja, man muss auch mal Glück haben im Leben. Als ich so gegen 10.45 Uhr im Schloss eingetroffen war, konnte ich noch nicht ins Zimmer, was ich fast ahnte. Ab 12 Uhr war dann das Zimmer beziehbar. Aber ich nicht faul, habe meinen Rucksack geschnappt und bin losgetrabt. In der Ferne sah ich schon die extrem spitztürmige Kirche von dem etwa 1,5 km entfernten Nachbarort Collmen. Die Landstraße führte ständig bergan, glücklicherweise war es nicht warm, sonst wäre ich zerflossen..

      Als ich dann unentschlossen vor den verschlossenen Türen der Collmener Kirche stand, kamen springlebendig zwei kleine Mädchen angehüpft, die vielleicht so etwa 6 und 8 Jahre alt waren. Die Ältere von beiden fragte mich gleich, ob sie mir denn die Kirche zeigen solle. Das nahm ich natürlich gerne an, schon mit dem Hintergedanken, vielleicht auf der Orgel spielen zu können. Sogleich holten sie den Kirchenschlüssel und brachten noch ein etwa 12-jähriges Mädchen mit.

      Die Bitte der Mädchen, doch mal die Orgel zu spielen, musste ich leider ablehnen, weil ich keine Noten mithatte, denn ohne Noten bin ich hilflos. Aber dieses Problem war auch gleich behoben. Sie sind mit mir zum Kantor nicht weit vom Pfarrhaus gestürmt, um diesen erst einmal um Erlaubnis zu bitten. Wie sich herausstellte, war dieser der Posaunenwart Arno S., den ich durch meine Schwester (sie blies lange Jahre Posaune), nur namentlich kannte. Er konnte sich sogar noch an meine Schwester erinnern. Die Welt ist doch manchmal ein Dorf. Er gab mir gern die Genehmigung und so konnte ich jederzeit den Kirchenschlüssel holen.

      Nach Podelwitz zurückgekehrt, musste ich mich erst einmal stärken. Ich hatte seit 7.30 Uhr noch nichts wieder gegessen und es war mittlerweile 12.30 Uhr.

      Anschließend besichtigte ich die im Schloss befindliche Heimatstube. Einfach herrlich, die vielen antiken Sachen. Kindheitserinnerungen und vergangene Zeiten wurden wieder lebendig. Ich kam auch sofort mit anderen begeisterten Besuchern ins Gespräch. Nach einem vielleicht 1 ½ stündigen Rundgang luden in einem wohnlich-altertümlichen eingerichteten Zimmer weißgedeckte Tische mit brennenden Kerzen zum Verweilen ein. Ich konnte trotz meines vollen Magens einfach nicht widerstehen und probierte den leckeren Kuchen und dazu gleich zwei Tassen Kaffee, den mir Frau Knochenbrei – die gute Seele des Schlosses – servierte. Eine Familie setzte sich ebenfalls an meinen Tisch und es entspann sich – wie kann es anders sein – ein Gespräch zwischen uns.

      Gleich danach packte ich die Noten in meinem Rucksack und machte einen 1 ½ stündigen Verdauungsgepäckmarsch nach Collmen über die Dörfer Chommichau und Zschadraß, um mich an der dortigen Orgel auszutoben. Nun konnte ich den Mädchen, die nach einer Stunde in die Kirche kamen, doch noch ein bisschen Orgelmusik bieten. Auch der Vater der beiden forderte mich auf, am liebsten jeden Tag zu kommen.

      Gegen 18.15 Uhr im Quartier angekommen, habe ich erst einmal ausgepackt und dann das noch zu Hause geschmierte Fettbemmchen verzehrt. Ich konnte nicht umhin, noch mal das Schloss, bewaffnet mit Fotoapparat und Sonnbrille, zu verlassen. Die Abendstimmung draußen war doch zu verlockend.

      So, nun ist es schon wieder kurz nach 22 Uhr.

      Jetzt mach ich es mir aber gemütlich bei einem Glas Sekt.

      Das habe ich mir redlich verdient.

      Christine Kayser

      Sommer 1966

      Ein Sonntag, wie immer. Die ganze Familie schläft fest und wie üblich, sehr lange. Durch die nur angelehnte Tür des Elternschlafzimmers ist leichtes Schnarchen zu vernehmen. Es ist Mutter. Der Vater schläft ruhig.

      Die „Große“ wird durch einen Sonnenstrahl geweckt. Im Kinderzimmer herrscht noch Ruhe. Ihr Bruder liegt unter seiner Zudecke. Er hat sich bis über beide Ohren eingerollt. Ein wild zerzauster Haarschopf lugt hervor. Der Junge liegt da wie tot. Auch die zwei Schwestern bewegen sich noch nicht. Eng umschlungen liegen sie da. Das Bettzeug ist total zerwurstelt. Zwei kleine Füße hängen heraus. Der Nachttopf steht neben dem Bett. Manchmal ist er fast voll, aber heute nicht. Sicher hat die Kleine wieder mal ins Bett gemacht. Sie will nachts nicht aufs Töpfchen gehen. – Wegen der Mäuse.

      Die „Große“ passte nicht mehr ins Kinderzimmer und so wurde ihr im Korridor unter der Dachschräge eine Schlafnische eingerichtet. Sie findet es romantisch und toll. Endlich ein neues Bett, ein eigener Schrank mit zwei Türen und einem Spiegel in der Mitte. Sie kann ihr Glück kaum fassen. Jede Woche nimmt sie alle Sachen heraus und sortiert sie ganz ordentlich wieder ein. Dann lässt sie die Schranktüren eine Weile offen und freut sich über den schönen Anblick. „Habe ich es jetzt gut.“ Sie denkt laut zurück: „Schön war es schon, abends mit kalten Füßen in ein vorgewärmtes Bett der bereits schlafenden Geschwister zu kriechen.“ Nicht so angenehm fand sie es manchmal im Bett der Kleinen, wenn sie plötzlich nachts spürte, wie es um sie herum feucht-warm wurde. Doch die Müdigkeit ließ sie weiter schlafen. Aber morgens! Das Nachthemd war pitschnass und roch. Damals war Winter und es war kalt im Zimmer. „Jetzt ist alles anders.“ Ein Lächeln umspielt ihren Mund und Ihre Gedanken eilen voraus. Nun hält sie nichts mehr in ihrem Bett. Langsam schleicht sie auf Zehenspitzen die Treppe hinunter und begibt sich ins Bad. Nach einer Katzenwäsche zieht sie sich an. Frühstücken kann sie noch nicht. Vom Vortag der alte Malzkaffee genügt. „Hm, bitter.“ Sie schreibt einen Zettel: „Bin mal zum Feld, nehme Hella mit.“ Leise schließt sie die Haustür. Freudig kommt die Hündin angesprungen und wirft sie fast um. „He, nicht so stürmisch, komm, wir gehen.“

      Beide laufen zum Tor hinaus. Die Sonne lacht und gibt ihr Bestes. Der Himmel strahlt blau, ist fast wolkenlos. Sie laufen über Feldwege. Es riecht nach Gras und Erde. In ihrem Innern jauchzt das Herz. Sie ist von der Schönheit der Natur ergriffen. Tief atmet sie auf, lacht. Hella lacht auch. Sie hat das Maul weit offen und zeigt ihre weißen Zähne. Voller Lebensfreude springt und tollt sie über den Acker. Ein verschreckter Hase rennt im Zickzack davon und sie hinterher „Lass das, komm her!“ Sie folgt „Toben darfst du, aber keine Hasen fangen.“ Und Hella versteht. Sie legt sich hin und bekommt jetzt Streicheleinheiten, die sie dankbar genießt. Mit ihrer Zunge leckt sie die Hand ihrer jungen Herrin.

      Das Mädchen entdeckt die Rübenhacke der Mutter am Feldrain „Ich habe Lust, Rüben zu verziehen. Mutter wird sich freuen – und mich loben.“ Sie blickt an sich herunter. Das Kleid, welches sie trägt, ist ein Modellkleid und laut Expertise hochmodisch. Es war ein Geschenk der Eltern zur Jugendweihe. Ihr gefiel es damals einfach nicht. Getragen hatte sie es noch nie. So etwas würde sie sich niemals kaufen. Damals machte sie „gute Miene“ und bedankte sich brav. Nun trägt sie es zum ersten Mal auf dem Feld, denn im Schrank war nichts Rechtes zu finden.

      Mit der Rübenhacke macht sie sich voller Eifer über die Rüben her. Es geht ganz gut. Ab und zu jedoch ärgert sie sich: „Wieder mal zu viel weggehackt.“ Nun drückt sie ein Pflänzchen, dass am Boden liegt, ganz fest in die Erde, damit es wieder anwachsen kann. Weit und breit ist kein Mensch zu sehen. Nur sie und Hella sind auf dem Feld. Sie stutzt: „He, du.“ Ein kleines Etwas, was sie noch nie gesehen hat, sitzt plötzlich vor ihr. Das reckt sich und spreizt die Arme, kleine Pfötchen zeigen Krallen.

      Das seltsame Etwas gibt komische Geräusche von sich. Es hat niedliche, spitze Zähne und ein weißes Unterbauch- und Brustfell. Alles andere ist bräunlich. Weil dieses Tierchen so niedlich ist, will sie es fangen, um es zu streicheln. Das Tierchen flieht. Hella merkt nichts. Die Sonne wird heiß. Ihr Kleid liegt in einer Furche, mitten im Rübenfeld. In einem BH aus weißer Spitze und einem Höschen, die Rübenhacke in der Hand arbeitet sie fleißig weiter. Sie will noch einige Reihen schaffen.

      Die

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