Singapur – oder tödliche Tropen. Volker Schult

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Singapur – oder tödliche Tropen - Volker Schult

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Schutz bietet. In einer Bucht mit sanft geschwungenem Halbkreis befiehlt Kapitänleutnant Kurz am späten Nachmittag vor Anker zu gehen. Eine üppig sprießende Vegetation lässt die Insel geradezu überquellen. Eine Fülle von Grüntönen. Einfach überwältigend. Die Insel hat ein prächtiges, einnehmendes Flair. Wilhelm Kurz, die Offiziere wie auch die gesamte Besatzung sind fasziniert von dem Anblick. Eine verschwenderische Vegetation tut sch vor ihnen auf. Üppige Sträucher. Bambus. Schatten spendende Palmen.

      Heinrich Adler hat ein Treffen mit einem Chinesen vereinbart, der sich auf Langkawi gut auskennt, also die notwendigen Informationen liefern und Wilhelm Kurz auch einen persönlichen Eindruck vermitteln kann. Zugleich soll der Chinese über gute Kontakte zum Sultan von Kedah verfügen und auch dessen Vertrauensperson sein.

      Mit einem Beiboot lässt sich Wilhelm Kurz an den blendend weißen Strand bringen, wo der Chinese schon auf ihn wartet. Das Wasser in der Bucht strahlt. Leuchtet. Ein unglaubliches Blau. Türkisblau.

      Das lässt sich ja alles gut an, denkt sich Wilhelm Kurz. Nach der Begrüßungszeremonie führt ihn der Chinese, der sich als Kaufmann Heng Wan Chu vorstellt, in einen fast direkt am Stand gelegenen größeren Bambusbungalow. Mit kleinen, aber schnellen Trippelschritten läuft Heng vorweg. Heng ist wie die meisten Chinesen von eher kleinem Wuchs und sein langer schwarzer Zopf baumelt auf seinem Rücken hin- und her.

      Wie in den Tropen üblich löst die Dunkelheit den hellen Tag innerhalb kürzester Zeit ab. Eine richtige Abenddämmerung gibt es nicht. In der lauschigen Tropennacht mit einer leichten, erfrischenden Brise bittet Kaufmann Heng zu Tisch. Bei einem ausgiebigen Essen mit allen möglichen Arten von Fleisch und Fisch, mit viel Reis, reichhaltigem Gemüse und natürlich leckeren tropischen Früchten, gibt Heng Wilhelm Kurz einen Überblick über die Gegebenheiten Langkawis. Nach dem traditionellen chinesischen Tee nach dem Essen kommt auch der Alkohol nicht zu kurz.

      Mit etwas hoher Stimme und in einem eher schwer verständlichen Englisch mit hartem chinesischem Einschlag teilt Heng Wilhelm Kurz die wichtigsten Informationen mit.

      „Sir, zwischen den Gebirgszügen gibt es fruchtbare Täler und gutes Wasser in ausreichender Menge. Die Berge sind dicht mit Nutzhölzern bestanden und bieten erholungsbedürftigen Europäern einen kühlen und gesunden Aufenthaltsort. Die zahlreichen Täler und Ebenen sind, wie schon erwähnt, fruchtbar, so dass hier Kokosnüsse, Reis und Zucker angebaut werden können. Außerdem gibt es Marmor und Zinnvorkommen, die aber bisher überhaupt nicht ausgebeutet worden sind.“

      Letzteres liegt Heng dabei besonders am Herzen. Hat doch vor kurzem sein Neffe Low bewiesen, wie lukrativ der „Handel“ mit Zinn sein kann. Es scheint leicht zu sein, diese Deutschen zu betrügen. Man muss sich zunächst natürlich ihr Vertrauen sichern. Daran soll es nicht scheitern, denkt sich Heng und lacht lautlos in sich hinein. Vielleicht gelingt es auch ihm, Heng, in absehbarer Zeit mit Hilfe der Deutschen ein kleines Vermögen für den Zweig seiner Familie abzuzwacken. Doch diese Gedanken behält er für sich. Vielmehr fährt er fort:

      „Sir, auf der gesamten Insel Langkawi leben knapp unter eintausenddreihundert Menschen, teils Malaien, teils Chinesen. Sie bestreiten ihren Lebensunterhalt meist durch Fischfang. Ein anderer chinesischer Kaufmann, aber kein Freund von mir, wie ich Ihnen versichern kann Sir, hat die Einnahmen auf die Opiumausfuhr, die Abgaben auf Spirituosen, den Holzschlag, den Fischfang und auf die Ausfuhr von Büffeln, Häuten und Reis für zwei Jahre im Voraus gepachtet. Das ist hier in der Gegend durchaus üblich.

      Seine Hoheit der Sultan benötigt dringend Geld. Soviel kann ich Ihnen verraten, Sir. Natürlich nur im Vertrauen“ und grinst Wilhelm Kurz dabei mit seinem kleinen Mund und dem dünnen Oberlippenbärtchen verschwörerisch an.

      „Mit Verlaub, Sir, darf ich Ihnen ebenfalls ganz im Vertrauen und in vollkommener Bescheidenheit mittteilen, dass ich von Seiner Hoheit dem Sultan persönlich autorisiert bin, anzufragen, ob das Deutsche Reich an der Pachtung der Insel Interesse hat.“ Dabei streift sein Blick Wilhelm Kurz nur kurz.

      Der ist ganz begeistert von den Ausführungen und der viele Alkohol in ungewohnt tropischer Hitze lassen ihn unachtsam werden.

      „Das ist es! Langkawi ist der geeignete Stützpunkt für unsere Marine!“, entfährt es ihm begeistert. Heng horcht auf. Dann realisiert Wilhelm Kurz, wie unklug diese Äußerung war. Verdammt! Hoffentlich hat der Heng das nicht richtig mitbekommen. Nun in einem neutralen Tonfall stellt Kurz klar:

      „Sehr interessant, muss ich schon sagen. Aber wir Preußen schießen nicht so schnell.“

      Mit einem Fragezeichen im Gesicht schaut Heng Wilhelm Kurz an.

      „Das heißt mit anderen Worten, ich benötige Bedenkzeit für die Überlegung, ob ein Landstreifen aus Sicht der deutschen Marine geeignet ist, um als Kohlenlager zu taugen.“

      Diese Worte kann Heng nachvollziehen und nickt leicht.

      Da die Tropennacht früh hereingebrochen ist, hat Wilhelm Kurz das Gefühl, dass der Uhrzeiger schon viel weiter vorgerückt ist. Tatsächlich aber ist es noch gar nicht so spät. Wie schnell man sich doch täuschen kann, denkt er.

      Mittlerweile haben die beiden einiges getrunken, Kurz dabei mehr als Heng.

      Heng besteht darauf, seine Gastfreundschaft unter Beweis zu stellen.

      „Sir, es wäre mir und meiner Familie eine große Ehre und außerordentliche Freude, wenn der Herr Kapitän die Nacht als mein Gast in dem Bambusbungalow nebenan, der ganz bescheiden auch mir gehört, verbringen würden.“

      „Ähm, ja, nun. Sehr freundlich von Ihnen. Aber ich weiß nicht so recht. Ich sollte vielleicht doch lieber auf mein Schiff zurückkehren“, bemüht sich Wilhelm Kurz die Einladung freundlich abzulehnen.

      „Herr Kapitän, Sie sollten heute Abend wirklich hier übernachten. Das würde Ihnen erlauben, die besondere Atmosphäre der Insel aufzunehmen. So können Sie besser zu einer Entscheidung kommen, Sir. Wenn Herr Kapitän diesen Ratschlag untertänigst erlauben. Alles ist auch schon vorbereitet, Sir.“

      Wilhelm Kurz denkt darüber nach. Der Vorschlag hat tatsächlich etwas für sich. Nach so viel gutem Essen verspürt er wahrlich keine rechte Lust, in seine stickige Kajüte an Bord zurückzukehren. Aber für seine Entscheidung ausschlaggebend ist eher die Tatsache, dass sich der Alkohol nun doch in seinem Kopf deutlich bemerkbar macht.

      Kurzerhand sagt er zu.

      „Heng, ich bedanke mich für Ihre Gastfreundschaft und nehme Ihr freundliches Angebot an.“

      Daraufhin verbeugt sich Heng tief vor Kurz und begleitet seinen Gast zu dem nahegelegenen Bambusbungalow. In der Tat, alles scheint vorbereitet zu sein. Das Bett ist hergerichtet, das Moskitonetz hängt schon von der Decke.

      „Herr Kapitän gestatten mir noch einen letzten Hinweis. Es ist außerordentlich wichtig, schnell unter das Netz zu kommen, sodass die umherschwirrenden Moskitos keine Chance haben, sich darunter zu verirren.“

      Nickend nimmt Wilhelm Kurz den Rat entgegen. Heng verabschiedet sich, wünscht eine gute Nacht und fügt an, dass er seine Tochter noch schnell schicken werde, um dem Herrn Kapitän kühles Wasser und einige Erfrischungen für die Nacht zu reichen. Wieder bedankt der sich für die ihm gewährte Gastfreundschaft.

      Nachdem Heng den Bungalow verlassen hat, beginnt Wilhelm Kurz sich Gedanken zu machen.

      Eigentlich aber muss er gar nicht länger nachdenken. Nach seinen Informationen und Eindrücken steht für ihn fest, dass Langkawi für das Reich nicht nur als Kohlenstation von großem

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