Die Forsyte-Saga. John Galsworthy

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Die Forsyte-Saga - John Galsworthy

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begrüßt zu haben. Sie sei krank, hieß es, und das war kein Wunder.

      Aber schuldbewußt blickten sie einander an. Sie wollten keinen Skandal verbreiten, wollten nicht boshaft sein. Wer wollte das wohl? Und es wurde Außenstehenden gegenüber kein Wort davon verraten, ein ungeschriebenes Gesetz unter ihnen hieß sie schweigen.

      Dann kam die Nachricht, daß June mit dem Großvater an die See gegangen war.

      Er hatte sie nach Broadstairs gebracht, das jetzt in Aufnahme kam, nachdem Yarmouth, trotz Nicholas, an Ansehen verloren hatte, und kein Forsyte ging ohne die Überzeugung an die See, für sein Geld eine Luft zu erhalten, die seine Galle in einer Woche krank machen mußte. Die verhängnisvolle Neigung des ersten Forsyte Madeira zu trinken, hatte seine Nachkommen offenbar anfällig gemacht.

      Also June ging an die See. Die Familie wartete Entwicklungen ab; sonst war nichts weiter zu tun.

      Aber wie weit – wie weit waren ›jene Beiden‹ gegangen? Wie weit würden sie noch gehen? Ging wirklich überhaupt etwas vor? Es konnte sicherlich nichts daraus werden, denn sie hatten beide kein Geld. Höchstens ein Flirt, der wie all solche Beziehungen zu rechter Zeit ein Ende nahm.

      Soames' Schwester, Winifred Dartie, die mit der Luft von Mayfair, wo sie wohnte, modernere Grundsätze in Bezug auf eheliches Verhalten eingesogen hatte, als, zum Beispiel, in Ladbroke Grove üblich waren, lachte bei der Idee, daß etwas daran sein sollte. Das ›kleine Ding‹ – Irene war größer als sie selbst, und es war ein wesentliches Zeugnis für den soliden Wert einer Forsyte, immer so ein ›kleines Ding‹ zu sein – das kleine Ding langweilte sich. Warum sollte sie sich nicht amüsieren? Soames war ziemlich langweilig, und was Mr. Bosinney anbetraf – nur dieser Hanswurst George hatte ihn den ›Bukanier‹ nennen können – sie blieb dabei, daß er sehr ›chic‹ war.

      Dieser Ausspruch – daß Mr. Bosinney ›chic‹ war – verursachte förmlich Aufsehen, doch er wirkte nicht überzeugend. Daß er ›einigermaßen gut aussah‹, waren sie bereit zuzugeben, aber daß man einen Mann mit so ausgesprochen vorstehenden Backenknochen, den merkwürdigen Augen und weichen Filzhüten ›chic‹ nennen konnte, war nur ein weiteres Beispiel für Winifreds extravagante Art allem Neuen nachzulaufen.

      Es war in jenem denkwürdigen Sommer, wo Extravaganz an der Tagesordnung war, wo selbst die Erde extravagant war, wo die Kastanien mit Blüten übersäet, die Blumen von Duft getränkt waren, wie nie zuvor; wo Rosen in jedem Garten blühten und die Nächte kaum Raum genug für das Gewimmel der Sterne hatten; wo jeden Tag von früh bis spät die Sonne in voller Rüstung ihren ehernen Schild über dem Parke schwang, und die Menschen so sonderbare Dinge taten, wie ihr Frühstück und Mittag im Freien einzunehmen. Unerhört war die Zahl der Droschken und Wagen, die über die Brücken des schimmernden Flusses strömten und den besseren Mittelstand zu Tausenden in die grüne Pracht von Bushey, Richmond, Kew und Hampton Court hinaus trugen. Beinahe jede Familie mit dem Anspruch zur Equipagen-Klasse gerechnet zu werden, sah sich einmal in diesem Jahre die Roßkastanien in Bushey an oder unternahm eine Spazierfahrt unter den spanischen Kastanien im Richmond Park. Gemächlich, wenn auch in einer Wolke von Staub, die sie selber aufwirbelten, rollten sie dahin und starrten vornehm auf die ragenden Geweihe großer träger Hirsche in einem Wald von Farren, der Herbstliebhabern eine Decke versprach, wie man sie nie zuvor gesehen. Und dann und wann, wenn der zärtliche Duft der Kastanienblüten und Farren ganz nahe herüberwehte, sagte wohl einer zum andern: »Was für ein sonderbarer Geruch!«

      Und die Lindenblüten waren in diesem Jahr von seltener Pracht, beinahe honigfarben. In den Ecken der Londoner Squares strömten sie einen Duft aus wenn die Sonne unterging, der süßer war als der Honig, den die Bienen daraus gesogen – einen Duft, der ein namenloses Sehnen in den Herzen der Forsytes und ihresgleichen erweckte, wenn sie die Kühle nach dem Essen im Bereich jener Gärten genossen, zu denen sie allein die Schlüssel besaßen.

      Und diese Sehnsucht trieb sie, im sinkenden Licht des Tages inmitten der vage dämmernden Blumenbeete zu weilen, trieb sie, sich wieder und immer wieder umzuschauen, als warte ein Liebhaber auf sie – warte, das letzte Licht unter dem Schatten der Zweige verlöschen zu sehen.

      Ein vages, durch den Duft der Linden erwecktes Mitgefühl, der schwesterliche Wunsch sich selbst zu überzeugen, der Gedanke, die Wahrheit ihres Ausspruchs, daß ›nichts daran sei‹ zu beweisen, oder einfach nur das Verlangen nach Richmond zu fahren, dem man in diesem Sommer nicht widerstehen konnte, veranlaßte die Mutter der kleinen Darties (Publius, Imogen, Maud und Benedikt) den folgenden Brief an ihre Schwägerin zu schreiben.

      »30. Juni.

      Liebe Irene!

      Ich höre, daß Soames morgen über Nacht in Henley bleibt. Wäre es nicht lustig, wenn wir uns in einer kleinen Gesellschaft aufmachten und nach Richmond führen. Willst Du Mr. Bosinney bitten, so bringe ich den jungen Flippard mit.

      Emily (sie nannten ihre Mutter beim Vornamen – es war so ›chic‹) will uns den Wagen leihen. Ich werde Dich und Deinen Herrn um sieben Uhr abholen. Deine Dich liebende Schwester Winifred Dartie.

      Montague hält das Essen in ›Scepter und Krone‹ für ganz schmackhaft.«

      Montague war Darties zweiter und bekannterer Name – der erste war Moses – denn er war nichts, wenn nicht der Mann von Welt.

      Die Vorsehung setzte ihrem Plan mehr Widerstand entgegen, als ein so wohlwollendes Unternehmen verdiente. Erstens antwortete der junge Flippard:

      »Liebe Mrs. Dartie!

      Tut mir schrecklich leid. Zu fest versagt.

      Ihr

       Augustus Flippard.«

      Es war zu spät herumzuschicken, um dieses Mißgeschick zu beseitigen. Mit der Entschlossenheit und Taktik einer Mutter, kam Winifred auf ihren Mann zurück. Sie hatte ganz das entschiedene, aber tolerante Temperament, das zu einem gut Teil Profil, blondem Haar und grünlichen Augen paßt. Sie kam selten oder nie in Verlegenheit; oder wenn es geschah, verstand sie immer es in einen Vorteil umzuwandeln.

      Auch Dartie war in bester Laune. Erotic hatte den Lancashire Cup nicht gewonnen. Dies berühmte Tier, obendrein noch Eigentum einer der Säulen des Rennplatzes, der heimlich viele Tausende gegen ihn gesetzt, war nicht einmal gestartet. Die achtundvierzig Stunden, die dieser Schlappe folgten, gehörten zu den dunkelsten in Darties Leben.

      Visionen von James suchten ihn Tag und Nacht heim. Schwarze Gedanken über Soames mischten sich mit leisester Hoffnung. Am Freitag abend war er so angegriffen, daß er sich betrank. Doch am Samstag Morgen triumphierte der echte Börsen-Instinkt in ihm. Mit ein paar hundert Pfund, die er unmöglich hätte zurückzahlen können, ging er in die Stadt und setzte alles auf Concertina im Saltown Borough Handicap.

      Wie er zu Major Scrotton sagte, mit dem er im Iseeum frühstückte, hatte ›der kleine Judenjunge, Nathans, ihm den Tip gegeben‹. Ihm sei alles ganz einerlei. Sollte er knausern – ein Geizhals sein? Kam er nicht heraus – nun ja, dann zum Teufel, mußte der Alte eben zahlen!

      Eine Flasche Pol Roger für eigene Rechnung hatte ihm neue Verachtung für James eingeflößt.

      Er kam heraus. Concertina brach den Hals dabei – ein furchtbarer Schrei! Aber wie Dartie sagte: es ging nichts über Mut!

      Er war der Expedition nach Richmond durchaus nicht abgeneigt, wollte sogar selbst alles ›bestreiten‹. Er hegte große Bewunderung für Irene und wünschte auf mehr gemütlichem Fuße mit ihr zu stehen.

      Um halb sechs kam der

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