Träume - Spiegel der Seele, Krankheiten - Signale der Seele. Reinhold Ruthe

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Träume - Spiegel der Seele, Krankheiten - Signale der Seele - Reinhold Ruthe

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oder Mut

      in Bilder zu fassen, die prägnant die Lebensgrundauffassung dieses Menschen in dieser Zeit spiegeln.

      Ein Träumer ist darum ein Maler und Dichter. Aber wir haben verlernt, die Sprache der Gefühle zu entziffern. Von klein auf wurden wir dazu erzogen, unseren Kopf zu benutzen, alles rational und sachlich zu erklären. Wir sind kopflastig geworden. Herz und Gefühl sind auf der Strecke geblieben. Da jeder Mensch seinen Malstil hat, müssen Seelsorger und Berater diesen persönlichen Stil mit dem Ratsuchenden zu entziffern suchen.

      Selbstverständlich gibt es Symbole, die in allen Kulturen, in der Vergangenheit und Gegenwart gleich sind. Es sind Symbole, die uns auch in Märchen und Sagen der Völker begegnen. Sie haben einen ähnlichen Aussagewert, und doch

       jeder Mensch geht anders mit diesen Symbolen um;

       jeder Mensch trägt andere Erwartungen, Befürchtungen und Deutungen an dieses Symbol heran;

       jeder Mensch spricht im Traum ein unverwechselbares Thema an, das Ähnlichkeiten mit vielen Menschen auf der Welt aufweist und doch originär diesen Menschen beschäftigt.

      Hüten wir uns darum, in der therapeutischen Seelsorge

       Ratsuchenden eine Lexikondeutung überzustülpen,

       Ratsuchenden unsere Interpretation einzureden,

       Ratsuchenden unsere Erfahrungen mit bestimmten Symbolen anzubieten.

      Der Träumer selbst hat alle Bilder gestaltet, hat seine Symbole seinem Lebensstil entsprechend gewählt. Nur er allein kann uns Auskunft geben, wie er seine Bilder versteht.

      In der Seelsorge oder Beratung helfen wir ihm, die Bilder,

       die beglücken oder bedrücken,

       die ihm Mut machen oder Angst einjagen,

       in denen er Lösungen anbietet oder vor denen er kapituliert,

      segensreich zu verarbeiten.

      Ein Beispiel mag verdeutlichen, wie irreführend Bilder sind, wenn sie angeblich nur auf eine bestimmte Art gedeutet werden können.

      Ich denke an das Bild der Treppe. Türme und Treppen, die bestiegen werden können, stellen in der psychoanalytischen Literatur ein sexuelles Symbol dar. Ein Tier besteigt ein anderes. Besteigt ein Mensch den anderen? Ist in unseren Köpfen und Herzen dieser Gedanke beheimatet?

      Patricia Garfield, eine amerikanische Traumforscherin, charakterisiert in einem Traumbuch die Treppe folgendermaßen:

      »Das Ersteigen einer Treppe ist oft ein Symbol für Sexualverkehr, und zwar in Träumen von Männern und Frauen, weil das träumende Gehirn die rhythmischen Vorwärts- und Rückwärtsbewegungen des Koitus mit den Bewegungen des Steigens assoziiert.«1

      Vorstellen können wir uns, dass unter vielen Treppen-Träumen auch einer die Treppe als sexuelles Symbol enthält. Andere Vorstellungen sind im Allgemeinen viel eher nachvollziehbar. Denn wir sagen:

       Jemand ist die Treppe hinaufgefallen;

       jemand ist die Treppe hinuntergefallen;

       jemand kämpft darum, einmal auf dem »berühmten Treppchen« als Schönheitskönigin, Spitzensportler und Sieger eines Wettlaufes zu stehen;

       jemand befindet sich auf der Treppe des Erfolges.

      Für die praktische Traumarbeit ist auch im Hinblick auf dieses Symbol zu fragen:

       Was will dieser Ratsuchende mit diesem Bild konkret ausdrücken?

       Spiegelt die Treppe Ehrgeiz und Geltungsstreben wider?

       Spiegelt die Treppe Versagen oder Misserfolg wider?

       Wie wird die Treppe im Traum erlebt?

       Fühlt sich jemand auf der Treppe gehetzt?

       Was zieht ihn womöglich?

       Erreicht der Träumer auf der Treppe sein Ziel? Stößt er auf Widerstände? Auf welche?

      Die Deutung der Traumsymbolik hat in der psychoanalytischen Literatur merkwürdige Blüten getrieben. Entsprechend dem Konzept der Freud’schen Libido-Theorie erstreckt sich die Erklärung von Traumsymbolen in erster Linie auf sexuelle Inhalte. Besonders ein Mitarbeiter Freuds, Wilhelm Stekel, trieb dies auf die Spitze. So kam es, dass in jedem länglichen Gegenstand,

       vor allem in Stöcken und Schirmen,

       in Stängeln und Bäumen,

       in Bleistiften und Säbeln,

       in Flinten und Revolvern,

       in Dolchen und Säbeln

      männliche Sexualorgane gewittert wurden.

      Sigmund Freud hat diesem Deutungswirrwarr selbst Vorschub geleistet, wenn er beispielsweise schrieb:

      »Kästen, Schränke, Öfen entsprechen dem Frauenleib, aber auch Höhlen, Schiffe und alle Arten von Gefäßen.

       Zimmer im Traum sind zumeist Frauenzimmer, die Schilderung ihrer verschiedenen Eingänge und Ausgänge macht an dieser Auslegung gerade nicht irre. Das Interesse, ob das Zimmer offen oder verschlossen ist, wird in diesem Zusammenhang leicht verständlich … Stiegen, Leitern, Treppen, respektive das Steigen auf ihnen, und zwar sowohl aufwärts oder abwärts, sind symbolische Darstellungen des Geschlechtsverkehrs.

       Tische, gedeckte Tische und Bretter sind hier gleichfalls Frauen, wohl des Gegensatzes wegen. Die Körperwölbungen sind aufgehoben.

       Alle komplizierten Maschinen und Apparate der Träume sind mit großer Wahrscheinlichkeit Genitalien, in der Regel männliche – … Ganz unverkennbar ist auch, dass alle Waffen und Werkzeuge zu Symbolen des männlichen Gliedes verwendet werden: Flug, Hammer, Flinte, Revolver, Dolch, Säbel usw. Auch Kinder bedeuten im Traum oft nichts anderes als Genitalien, wie ja Männer und Frauen gewohnt sind, ihr Genitale liebkosend als ihr Kleiner zu bezeichnen.

      Den kleinen Bruder hat Stekel richtig als Penis erkannt. Mit einem kleinen Kinde spielen, den Kleinen schlagen usw. sind häufig Traumdarstellungen der Onanie.«2

      Patricia Garfield hat in ihrem neuesten Buch diese Symboldeutung noch erweitert. Auf einigen Seiten beschreibt sie weibliche Traumsymbole. Nach ihrer Darstellung können

       Vasen und Töpfe,

       Urnen und Krüge,

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