Der fromme Chaot auf Gemeindefreizeit. Adrian Plass

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Der fromme Chaot auf Gemeindefreizeit - Adrian Plass

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im Glas oder über den Kopf, Liebling?“

      Rief Dennis am Nachmittag zu Hause an und trug ihm die Idee vor. Hätte schwören können, dass im Hintergrund leise rauschende Wellen zu hören waren, die sanft gegen einen tropischen Sandstrand schlugen.

      „Finde ich klasse“, sagte er träge und schob sein Glas dem kubanischen Barkeeper hin, um sich noch eine Piña Colada mit etwas mehr Rum und etwas weniger Ananas machen zu lassen. „Hört sich großartig an, Adrian. Mach das. Grüß mir Anne.“

      Er legte auf. Weg. Wahrscheinlich war er ein bisschen spät dran, um unten am Strandgrill noch etwas von den Riesengarnelen und den Wildschweinsteaks zu ergattern.

      Ab da war ich wirklich begeistert. Anne hängte sich richtig in die Sache rein, Gott sei Dank. Sie konnte schon immer gut organisieren. Überall lagen Listen herum, die sie sich machte, und sie plauderte lebhaft am Telefon mit Josey und Gerald.

      Ich freue mich riesig, dass Josey und Cameron, mein sechzehnjähriger Enkel, mit Gerald zur Gemeindefreizeit kommen würden. Cameron steckt voller Überraschungen, wenn Sie wissen, was ich meine.

      Und Josey – Josey. Ich weiß noch genau, wie wir unserer damals noch zukünftigen Schwiegertochter erstmals begegneten. Gerald und Josey waren sich nähergekommen, nachdem sie am Ridcliffe Hall Theological College in Camford ein gemeinsames Seminar besucht hatten. Anne und ich sollten sie und Gerald an einem Freitagabend in einem Restaurant in der Barton Road, ganz in der Nähe des Colleges, treffen. Ich war lächerlich nervös. Was sie wohl von mir halten würde? Was hatte sie von meinem Sohn über mich zu hören bekommen? Dann standen wir uns in der Lobby des Restaurants gegenüber. Sie war ziemlich klein und sehr hübsch, hatte kurze dunkle Haare und die ruhigsten, freundlichsten blauen Augen, die ich je gesehen habe.

      Sie flüsterte: „Bist du so nervös wie ich?“

      „Ich vergehe vor Angst“, erwiderte ich.

      Sie hakte sich bei mir unter, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab mir einen Kuss auf die Wange. So hat sie es seither immer gemacht. Seit diesem Tag sind Anne und ich hingerissen von ihr, und daran hat sich nie etwas geändert.

      Komische Sache mit der Liebe. Man denkt, man verstünde was davon, aber in Wirklichkeit weiß man immer nur ein kleines bisschen über einen winzigen Teil davon. Man bildet sich ein, die verschiedenen Arten der Liebe zu kennen. Als Sohn, als Bruder, als Ehemann, als Vater, als Freund – aber es gibt immer Überraschungen. So eine war Josey. Sie fand einen Platz in mir, an dem noch niemand wohnte, und zog dort ein.

      Wahrscheinlich stimmt mit mir irgendetwas nicht. Ich weiß noch, wie ich einmal versuchte, mit meinem Freund Richard darüber zu reden, als Anne und ich mit den Cooks in der Nähe von Middleton-in-Teesdale im Urlaub waren, kurz nachdem Gerald und Josey ihre Verlobung bekannt gegeben hatten. Richard und ich gingen den Wanderweg zum High Force Waterfall hinunter, nachdem es in diesem Teil der Grafschaft Durham vierzehn Tage lang in Strömen geregnet hatte. Nachdenklich und offensichtlich nicht laut genug sagte ich zu ihm: „Denkst du manchmal über die vielen verschiedenen Arten von Liebe nach, Richard?“

      „Ja“, erwiderte er mit Nachdruck und versuchte, das lauter werdende Rauschen der Wasserfälle zu übertönen, „das tue ich. Ich glaube, ich kann immer noch eine ganze Menge davon aufzählen. Ich habe sie früher auswendig gelernt. Das war so eine Art Hobby von mir.“

      „Was?“

      „Willst du ein paar hören, die ich noch weiß?“

      Richard Cook? Verschiedene Arten der Liebe? Auswendig lernen? Ich war fasziniert. Da denkt man, man kennt jemanden …

      „Ja, klar, leg los.“

      „Willst du sie in alphabetischer Reihenfolge haben? So habe ich sie mir eingeprägt.“

      „Äh, ja, von mir aus, wie du willst.“

      „Ackerzwiebel, Blumenzwiebel, Brutzwiebel, Feldzwiebel, Gartenzwiebel …“

      Ich brüllte wie ein Wahnsinniger gegen Wind und Wasser an.

      „LIEBE, NICHT ZWIEBEL, RICHARD!“ Richard schritt unbekümmert weiter in die Gischt voran und zählte dabei laut und mechanisch seine Zwiebeln auf.

      „Hyazinthenzwiebel, Jakobszwiebel, Kartoffelzwiebel …“

      „LIEBE! LIEBE!“

      „Küchenzwiebel, Lauchzwiebel, Lilienzwiebel, Mäusezwiebel …“

      Gab auf. Es kam mir vor, als wäre ich in ein anderes, völlig fremdartiges Paralleluniversum geraten. Um es vorsichtig auszudrücken: Unter einem unaufhaltsamen Wasserstrom zu stehen und dabei einem nicht weniger unaufhaltsamen, alphabetisch geordneten Strom von Namen jeder je entdeckten oder gezüchteten Spezies von Zwiebeln auf diesem Planeten zu lauschen, dürfte wohl ziemlich nahe am Ende des Spektrums meiner surrealen Erlebnisse einzuordnen sein.

      Freute mich nicht ganz so riesig, als ich eines Abends einen

      Anruf von Minnie Stamp erhielt, bei dem sie mir mitteilte, sie sei fest entschlossen, mit zur Freizeit zu kommen.

      Minnie ist eine Grundschullehrerin, die sich vor ein paar Monaten unserer Gemeinde angeschlossen hat. Sie ist Mitte dreißig, eher dünn als schlank, und Kopf, Oberkörper und Beine scheinen bei ihr nie eine gerade Linie zu ergeben. Wahrscheinlich liegt das daran, dass sich immer irgendein Teil ihres Körpers vor ungebetenem Mitgefühl krümmt. Außerdem – ich weiß, man sollte auf so etwas gar nicht achten – hat sie ein kleines

      Problem damit, den Buchstaben „R“ auszusprechen, besonders dann, wie ich mir in meinem Fieberwahn einbilde, wenn sie meinen Namen sagt. Eigentlich ganz hübsch auf ihre rührselige, Gänseblümchenkränze flechtende Art, aber sie geht mir ziemlich auf den Wecker, vor allem, weil sie auf jede Äußerung von mir so reagiert, als wäre ich zu ihr in die Seelsorge gekommen.

      Letztes Jahr zum Beispiel fragte ich sie in der Gemeinde, ob sie irgendetwas zu dem Erntedankfestabend beitragen wollte, dessen Organisation ich übernommen hatte. Sie legte ihren Kopf zur Seite und kräuselte ihre Augenwinkel zu einer fürsorglichen, mitfühlenden Miene.

      „Och Adrian“, sagte sie, „will niemand bei deinem kleinen Picknick mitmachen?“

      „Was? Äh, ja, nein, ich meine, es gibt kein Problem, Minnie. Es haben sich schon eine ganze Menge Leute eingetragen, vielen Dank. Es ist auch eigentlich kein Picknick, und ein kleines schon gar nicht. Vor allem ist es nicht mein Picknick. Ich will ja nur …“

      „Das gibt dir einen Vorwand, um auf Leute zuzugehen und dich mit ihnen zu unterhalten, nicht wahr, Adrian?“

      Was für schwachsinnige Knirpse lässt unser Staat denn von dieser Frau unterrichten, lieber Himmel?

      „Minnie, ich habe es nicht nötig …“

      „Wir haben dich doch alle lieb, Adrian. Gott liebt dich durch uns. Das weißt du doch, oder? Du brauchst dich nicht winzig klein und verloren zu fühlen. Du bist einer von den Leuten, die ich Gottes arme kleine Heinzelmännchen nenne, wie du dich immer abrackerst und plagst, damit wir dich bemerken. Aber wir bemerken dich doch, und wir haben dich ganz, ganz doll lieb!“

      Sie befeuchtete ihre Fingerspitze mit der Zunge und berührte mich damit spielerisch an der Stirn. Hätte sie geahnt, wie dicht dieses arme kleine Heinzelmännchen daran

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