Die Rache des Inquisitors. Alexander Hartung

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Die Rache des Inquisitors - Alexander Hartung

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und richtete sich auf ihrem Stuhl auf.

      »Reibe die Paste weiter ein, bis sie ganz eingezogen ist«, fuhr Agnes fort. »Ich füttere solange meine Hühner und versuche, die schadhafte Stelle im Zaun auszubessern, die mir der Besuch eines Keilers eingebracht hat.«

      Klara stand auf und nahm die Schüssel mit der gekochten Kamille entgegen. Sie lächelte, als sie das aufgeregte Gackern der Hühner aus dem Stall hörte.

      Friedrich Birsch war auf dem Weg zum Rathaus, als die Kutsche der Inquisitoren in die Straße zum Marktplatz einbog. Das Klappern der Räder hallte laut durch die Gassen und ließ jeden Bürger in seiner Arbeit innehalten. Für einen Augenblick sah er dem großen Tross fasziniert nach. Dann riss er sich von dem Anblick los und lief der Kutsche, so schnell es sich gerade noch geziemte, hinterher. Am Marktplatz angekommen, hielt das große Gefährt an.

      Ein Soldat saß von seinem Pferd ab und öffnete die Tür. Ein junger Mann stieg aus. Sein Gesicht war rosig und sein braunes Haar kurz geschoren. Er trug ein helles Habit, das mit einer dunklen Kordel geschnürt war. Der Priester wandte sich der offenen Tür zu und half einem älteren Mann hinaus, dessen Gesicht von einem langen Leben gezeichnet war. Sein Körper war hager, und nur noch wenige graue Haare zierten seinen Hinterkopf. Über seine helle Tunika hatte er einen schwarzen Überwurf gelegt, der ihm fast bis zu den Füßen reichte. Er streckte seine Hände nach vorne und ließ sich von dem Soldaten und dem jungen Priester aus der Kutsche helfen. Dann blieb der Alte stehen und hob seinen Kopf, fast als wollte er die Witterung des Dorfes aufnehmen.

      Friedrich drängte sich durch die Zuschauer, die unsicher in der Nähe standen. Er stellte sich vor den älteren Geistlichen und verneigte sich, während er mit nervösen Fingern die Strähnen seines grauweißen Haares über die hohe Stirn kämmte.

      »Willkommen in Reheim, Eminenz. Mein Name ist Friedrich Birsch, und ich gehöre zum Stadtrat. Wie kann ich Euch helfen?«

      »Gottes Segen, Herr Birsch«, grüßte ihn der jüngere Inquisitor. »Mein Name ist Pater Thomas. Ich bin der Gehilfe von Prior Baselius vom Kloster St. Bonifaz. Wir haben eine lange Reise hinter uns und benötigen ein Mahl ebenso wie eine Unterkunft.«

      »Sehr wohl«, entgegnete Friedrich und wandte sich dem jungen Priester zu. »Bitte geht in unser Wirtshaus auf der anderen Seite des Marktplatzes. Dort werden wir uns um alles kümmern.«

      Der Geistliche verneigte sich höflich und wollte schon weitergehen, als Friedrich erneut das Wort erhob.

      »Wie lange gedenkt Ihr zu bleiben?«

      »Solange es notwendig ist.«

      »Ich verstehe nicht«, antwortete Friedrich unsicher.

      »Es wurden Anschuldigungen gegen Bürger dieses Dorfes erhoben«, erklärte der Priester scheinbar ungerührt. »Wir sind hier, um deren Wahrheitsgehalt zu überprüfen.«

      »Es muss sich um einen Irrtum handeln. Wer hat diese Anschuldigungen geäußert?«

      »Dazu kann ich nichts sagen.«

      »Wir sind ein ehrbares und gottesfürchtiges Dorf. Wir haben uns keiner Ketzerei schuldig gemacht.«

      »Das haben wir schon oft gehört.«

      »Ich verbürge mich mit meinem Leben für die Einwohner von Reheim.«

      »Das werdet Ihr in der Tat«, sagte daraufhin der ältere Mann. Der Prior erhob zum ersten Mal die Stimme und richtete seine trüben, grauen Augen auf den Stadtrat. »Schickt sofort Euren Pfarrer zu mir«, sprach er weiter. »Wenn wir Eure Hilfe brauchen, rufen wir nach Euch. Ansonsten möchten wir nicht weiter gestört werden.«

      Friedrich verneigte sich ein wenig unsicher und ging in Richtung Kirche davon.

      Thomas führte Baselius zum Wirtshaus. Anscheinend war Markttag, denn der kleine Platz war voller Stände. Er erblickte Fleisch, Wurst, Käse, eine Auslage mit Töpfen und einen Messerschleifer. Die Händler trugen alte Schürzen und zerschlissene Hosen. Wären sie nicht in das Habit der Dominikaner gekleidet gewesen, hätten die Männer und Frauen lautstark ihre Waren angepriesen, aber angesichts der Kirchenmänner waren ihre Gespräche verstummt. Alle Augen waren unsicher auf die beiden Inquisitoren gerichtet. Thomas ging unbeirrt weiter und richtete seine Aufmerksamkeit auf das Wirtshaus. Ein verwittertes Schild mit einem Krug hing über der Tür. Es roch nach verbranntem Fett und altem Bier. Der Boden war mit Sägespänen ausgelegt, und der Rauch eines großen Kaminfeuers machte den Raum stickig.

      »Das Gebäude sieht nicht aus, als würde es über geräumige oder auch nur saubere Zimmer verfügen«, flüsterte der junge Priester Baselius zu. »Seid ihr sicher, dass ihr hier absteigen möchtet?«

      »Es wird meinen Ansprüchen genügen«, antwortete der ältere Mann und tätschelte die Hand von Thomas.

      Sie hatten den Marktplatz noch nicht ganz überquert, als ein dicker, älterer Mann mit einer schmutzigen Schürze aus dem Wirtshaus gelaufen kam. Seine Haare standen in fettigen Strähnen ab, und er trug einen ungepflegten Vollbart. Er hielt die Tür auf und verbeugte sich unterwürfig.

      »Willkommen im Schäumenden Krug, meine Herren, willkommen!«, sagte er und deutete in den Schankraum. »Darf ich Euch etwas zu essen reichen?«

      »Etwas Fleisch und Gemüse«, antwortete Thomas, ohne den Wirt eines Grußes zu würdigen. »Richtet bitte ein Zimmer für mich und den Prior her, und sorgt dafür, dass unsere Männer gut untergebracht sind. Über alles Weitere werden wir Euch unterrichten, wenn wir die Zeit für gekommen erachten.«

      Der Wirt verneigte sich wieder und ging in die Küche. Thomas führte den älteren Inquisitor zu einem Tisch in der Mitte und brachte ihm einen Stuhl. Dann setzte auch er sich und wartete auf das Essen.

      Der Wirt lief durch die Gaststube, so schnell es seine kurzen Beine erlaubten. Er herrschte eine ältere Frau an, sich mit dem Schneiden des Fleischs zu beeilen, während er einen Krug mit Wein abfüllte. Eilig polierte er noch zwei Tonbecher, bevor er diese zum Tisch trug und vor den beiden Inquisitoren abstellte.

      »Keinen Wein, Rainald«, sagte Thomas ungehalten und scheuchte den Mann mit einer schroffen Handbewegung weg. »Wir wollen nur etwas essen.«

      Der Wirt zog sich, eine Entschuldigung stammelnd, zurück. Dann hastete er in die Küche und half der Frau mit dem Essen.

      Baselius richtete seine Augen auf den jungen Pater. »Wart Ihr schon einmal in Reheim?«, fragte er interessiert.

      »Nein«, antwortete Thomas. »Wie kommt Ihr darauf?«

      »Ihr habt den Wirt mit seinem Namen angesprochen.«

      »Ich habe ihn aufgeschnappt, als wir hereingekommen sind«, antwortete Thomas.

      Baselius wollte darauf etwas erwidern, aber die Frau kam zum Tisch geeilt und stellte zwei große Teller mit Fleisch und einem großen Stück warmen Brotes ab. Als der Wirt noch eine Schüssel mit Gemüse brachte, unterbrachen die beiden Inquisitoren ihre Unterhaltung endgültig und begannen zu essen.

      Friedrich spürte noch immer die Angst, die ihn nach dem Gespräch mit den Dominikanern erfasst hatte. Eilig ging er die Straße zur Kirche entlang. Er brauchte den Rat von Vater Liborius. Der Pfarrer war schon viele Jahre sein geistlicher Beistand und ihm immer ein guter Freund gewesen.

      An der Kirche angekommen, hätte Friedrich

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