Weihnachtswundernacht 1. Группа авторов

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Weihnachtswundernacht 1 - Группа авторов

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sie es tun? Würde ich mein Patenkind dazu ermutigen? Da merke ich, dass die Blicke auf mir ruhen. Ich bin die Letzte in der Runde, die noch nichts gesagt hat. Und ich sage vorsichtig, fragend: »Geschichtenerzählerin vielleicht?« Denn als kleines Mädchen hatte ich meine Puppen und den Teddy aufmerksam in eine Reihe gesetzt, um ihnen Geschichten zu erzählen. Die konnten sich nicht wehren, und ich konnte stundenlang meiner Fantasie freien Lauf lassen. In meiner Erinnerung haben sie mir immer gerne zugehört. Ich bin überzeugt, einige haben sogar hin und wieder zustimmend genickt.

      Und weil die Stimmung in diesem Moment ein bisschen so ist wie damals und wir an diesem Adventssamstag alle irgendwie zurückversetzt wurden in unsere Kinderzimmer, zu Fußballschuhen, Bilderbüchern, Träumen und Spielen, ist mir nach erzählen. Und ich beginne:

      »Ich kannte mal einen, der hatte erst eine ganze Weile lang, es kommt einem ausgesprochen ewig vor, eine Welt geschaffen. Sterne, das Meer, Kastanienbäume, Rosen, Tannen, Granatäpfel, den Zimt und den Zucker, Schneeleoparden und Menschen. Und dann eines Tages fasste er einen Entschluss, oder fasste sich ein Herz, wie man sagt, als würde er einem Kinder-Jugendwunsch nachspüren, und offenbarte, dass er Zimmermann werden wolle.« Ich gucke in die Runde, Entdecker, Stewardess, wohlhabend, Gloria, Tänzer, zufrieden, Künstlerin und frage: »Ihr kennt den doch, oder?« Und sie nicken alle.

      Wir reden noch lange: Wurde er groß? Nicht nach unseren Maßstäben. Aber weltberühmt. Erfolgreich? Nicht wirklich. Aber wir bereiten uns zurzeit alle auf seinen Geburtstag vor. Er wurde Zimmermann. Baute Türen für neue Räume. Fenster zum Himmel. Runde Tische, um in Gemeinschaft Brot zu teilen. Er starb viel zu jung, unvergessen. Er zeigte sogar, dass die Liebe stärker ist als der Tod, fast unglaublich. An einem Samstagnachmittag verdanken wir ihm adventliche Stimmung, jetzt wirklich. Sie geht über Kerzen und Kekse hinaus. Jesus ist ein Kind. Wie die Kinder, die ihre Wunschzettel so ernst nehmen und ihre Erwartungen an das Leben, erinnert er uns an unsere Träume. Dass er ein Handwerk als Beruf erlernt hat, scheint uns nicht so bedeutend. Weil er vor allem ein Mensch war. Wenn Gott, der Liebe ist, Mensch wurde, kann der Mensch werden, wozu er geschaffen ist: ein Liebender. Das ist uns auf einmal das Wichtigste. Das sollten wir dann auch können. Auf einmal ist alles möglich.

      Die Überlegungen gingen weiter. Am nächsten Morgen, am Sonntag, erzählten wir uns, wie die Träume uns nicht losgelassen hatten. Und Jesus selbst uns keine Ruhe ließ mit seinem Wunsch vom Menschwerden und Lieben. Einige beschlossen, Wunschzettel zu schreiben. Mindestens für sich selbst. Andere sagten, sie hätten gebetet. Und wir alle freuten uns sehr auf Weihnachten.

      CHRISTINA BRUDERECK

       Süßer die Glocken nie klingen

      Sogar die Orgel, frisch entstaubt, ertönt an den Adventssonntagen von der Empore. Der Gottesdienst – diesmal eher klassisch gestaltet, sehr zur Freude der älteren Semester – ist vorüber. Darum, dass das Paar keinen Winkel fand, ging es heute. Kein Platz für Weihnachten in der hektischen Weihnachtszeit. Hier und da stehen einige Gottesdienstbesucher, sonntäglich herausgeputzt, am Rand der Stuhlreihen gruppenweise zusammen und plaudern. Dicht am Ausgang, auf Höhe der Schirmständer und der im Winter für nasse Mäntel bereitgestellten Kleiderstangen, sammeln sich einige Besucherinnen, die Sonntag für Sonntag immer links hinten im Gottesdienstraum sitzen.

      »Ach, das war ja wieder ein richtig schöner Gottesdienst! Jetzt, so kurz vor Weihnachten, gehen mir jedes Lied und jedesWort so ganz besonders zu Herzen! Geht es euch nicht auch so?«

      Drei Damen im besten Alter, dezent geschminkt, stehen lächelnd beieinander und nutzen die wenigen Minuten, die ihnen der wohldurchdachte und haargenau strukturierte sonntägliche Tagesablaufplan einräumt. Noch vor Ende der Zeitschaltuhrautomatik des Backofens, in dem der Sonntagsbraten bereits schmort, gilt es, den Heimweg anzutreten. Aber die Zeit für ihr übliches Geplauder wurde von allen eingerechnet.

      »Ja, mich stimmt die Advents- und Weihnachtszeit immer so ein wenig melancholisch, nachdenklich. Da zieht es mich förmlich in das Gotteshaus.«

      Alle drei nicken. Die Dame in der Mitte besonders.

      »Diese Jahreszeit ist einfach wie gemacht für das In-sich-Gehen.«

      Die Dame rechts zupft einen Fussel vom ordentlich über den Arm gelegten Wollmantel. »Feierlich war sie, diese Predigt, das muss man dem Pastor schon lassen. Aber musste er denn am Ende wieder auf diese Sonderspenden und Opfer hinweisen? Meinem Mann und mir gefällt das gar nicht.«

      Von links und aus der Mitte kommt enthusiastische Unterstützung durch nahezu synchrones Kopfnicken:

      »Genau! Um diese Zeit sind immer schon die Jahresbeiträge für den Automobilclub und das Konzertabo fällig. Und die Rate für das Wochenendhaus kommt auch bald wieder auf den Tisch.«

      »Bei uns kommen noch die Sportvereine dazu, die Studiengebühren der Kinder! Es wird einem aber auch gar nichts geschenkt!«

      Erneutes heftiges Nicken von rechts und aus der Mitte, wobei die Dame in der Mitte leicht nervös die Oberlippe verzieht.

      »Dann wird immer gleich an das weibliche Feingefühl appelliert mit diesen Bildern und Sätzen von Ausländern – als ob uns hier in Deutschland alles in den Schoß fiele …«

      Ein weiterer Fussel wird vom Mantelrevers geschnippt.

      »Ist dein Mantel eigentlich neu? Der ist ja todschick!« Der Stoff und die Verarbeitung werden eingehend bestaunt. Es folgt allgemeine Bewunderung.

      »Man muss doch auch mal an sich denken! Gerade hat Walter die neue Skiausrüstung bekommen.«

      »Vergiss nicht die neuen Winterreifen, von denen du letzten Sonntag erzählt hast, und den neuen Bildschirm für euren Sohn!«

      Die Dame links erhebt den Zeigefinger der rechten Hand, wobei sie ihr glitzerndes Armband kurz im Lichtkegel der Deckenbeleuchtung spielen lässt:

      »Da hast du goldrichtig gehandelt! Für uns muss auch immer mal wieder etwas herausspringen, sonst kommt man selbst viel zu kurz!«

      Rasche Seitenblicke nach links und rechts.

      »Wenigstens etwas Schönes für sonntags muss man doch im Schrank haben!« Die Köpfe wandern aufeinander zu und werden etwas dichter zusammengesteckt.

      »Also, wenn ich da an diese Frau aus der Nachbarschaft denke, die seit kurzem die Gottesdienste besucht, da muss ich mich schon sehr wundern! Wie kann man denn in solch abgewetzten Klamotten in der Kirche erscheinen?« Die Röcke werden pikiert glatt gestrichen.

      »Mir wäre das direkt peinlich.« Zur Sicherheit werden auch die Blusen noch einmal gerade gezupft. »Ich habe gehört, die andere junge Frau aus der Nachbarschaft, diese mit Kleinkind, ohne Mann – die wurde wohl in den Hauskreis bei Berchtholds eingeladen.« Die zwei anderen Damen machen große Augen.

      »Aber das war doch immer so eine gemütliche Runde bei ihnen!«

      »Die Frau des Pastors sagte, wir sollten beim nächsten Treffen vielleicht einen Bibelkurs starten.«Von links kommt eine abwehrende Handbewegung, während die Augen der Dame rechts noch größer werden.

      »Was?

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