Eva langt zu. Liza Cody

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Eva langt zu - Liza Cody страница 13

Автор:
Серия:
Издательство:
Eva langt zu - Liza  Cody

Скачать книгу

so ein Gemütsmensch bin. Wenn ich nicht so eine Engelsgeduld mit dir hätte, hättest du schon seit Monaten Lokalverbot.«

      »Sie können mich nicht einfach rausschmeißen«, sagte ich. »Mein Geld ist so gut wie jedes andere.«

      »Wo wir gerade beim Thema sind«, sagte sie. »Wo …?« Aber ich wollte nichts mehr hören. Diese verschrumpelten Quatschtanten haben immer noch ein anderes Thema auf Lager. Die geben nie Ruhe.

      Als ich wieder an unseren Tisch kam, saß ein Geschirrverkäufer vom Markt auf meinem Platz. Er wollte Simone anbaggern. Kein Wunder eigentlich, aber es passte mir trotzdem nicht, und ich sagte: »Verpiss dich, du Scheich. Musst du nicht langsam nach Hause zu deiner Frau?«

      Er sagte: »Wie kommst du denn zu so einem Prachtexemplar von Schwester, Eva?«

      Ich sagte: »Zieh Leine, Missgeburt.« Aber insgeheim freute ich mich, weil Simone zu mir gestanden hatte. Wenn sie nach unserer Ma geraten wäre, hätte sie das nie gemacht. Ma gibt ja nie freiwillig zu, dass sie mit mir verwandt ist.

      »Männer«, sagte Simone, nachdem er sich verkrümelt hatte. »Immer wollen sie was von einem.«

      »Bist du verheiratet?«, fragte ich. Keine Ahnung, wie ich darauf kam. Kaum zu glauben, dass ich nicht wusste, ob meine Schwester verheiratet war.

      »Tja …«, sagte sie, und ich hielt den Atem an. Ich wollte nicht, dass sie verheiratet war. Ganz und gar nicht.

      »Ich war mal verheiratet«, sagte sie. »Aber die Ehe ging in die Brüche.«

      Ich war vielleicht froh, das können Sie mir glauben. Ich wollte sie nicht wieder zurückhaben, nur um sie dann mit jemand anderem teilen zu müssen.

      »Nach ein paar Monaten war alles schon wieder vorbei«, sagte sie.

      »Wie kam das?«, fragte ich.

      »Es ging einfach nicht«, sagte sie. »Es war ein Fehler. Ich bin nicht zum Hausmütterchen geboren.«

      »Und wozu bist du geboren?« Es war wirklich merkwürdig. Als wir noch zusammen waren, hätte ich sie so etwas nie fragen müssen. Sie war zu etwas Besserem geboren, das stand fest. Jeder mochte sie. Sie hätte werden können, was sie wollte, außer vielleicht Gehirnchirurg – in der Schule waren wir beide nicht die Besten.

      »Ach«, sagte sie. »Ich habe Verschiedenes ausprobiert. Aber es war schwer. Meine andere Familie …«

      »Ja?«

      »Ruhig, Eva«, sagte sie. »Es lässt sich nicht ändern. Du weißt, dass wir nichts dagegen machen konnten. Wir waren noch Kinder. Wir mussten dahin gehen, wo man uns hingeschickt hat.«

      »Aber deshalb musstest du dich noch lange nicht adoptieren lassen«, sagte ich. »Du musstest nicht für immer zu ihnen gehen. Dazu hat dich keiner gezwungen.«

      »Es gibt solche und solche Zwänge.«

      »Was soll denn das wieder heißen?«

      »Ach, Eva«, sagte sie. »Schrei mich nicht an. Bitte, schrei mich nicht an. Ich kann es nicht ertragen, wenn du mich anschreist.«

      Das stimmte. Sie musste immer weinen, wenn sie angeschrien wurde. Deshalb hat sie auch nicht halb so viele Schläge kassiert wie ich. Man brauchte sie bloß anzuschreien, damit sie anfing zu weinen.

      »Du musstest nicht für immer zu ihnen gehen«, sagte ich.

      »Sie hatten Teppiche auf dem Fußboden«, sagte sie. »Und Zentralheizung. Ich bekam ein eigenes Zimmer. Sie wollten mich. Sie haben mir ein Zuhause gegeben, Eva.«

      »Ich wollte dich auch«, sagte ich. »Und ein Zuhause hattest du schon.«

      »Nein«, sagte sie.

      »Doch«, sagte ich.

      »Nein«, sagte sie. »Und du auch nicht. Sei doch mal ehrlich. Und schrei mich nicht an. Wenn du mich anschreist, gehe ich.«

      »Wir hatten uns«, flüsterte ich. Mir hatte das genügt. Warum war es für sie nicht genug gewesen? Ich brauchte keinen Teppichboden, wenn ich sie hatte.

      »Wir hatten immer nur Ärger, waren ständig auf der Flucht.«

      »Aber wir waren zusammen. Es war schön, wenn wir zusammen waren.«

      »Scht!«, sagte sie. »Du warst zäher als ich.«

      »Ja, und wer hat auf dich aufgepasst?«

      »Jetzt schreist du schon wieder.«

       »Ich schreie doch gar nicht!«

      »Ich gehe«, sagte sie. Und sie ging.

      Ich konnte es nicht fassen. Von einer Sekunde auf die andere war sie weg. Schnips, ich habe eine Schwester, schwups, ich habe keine mehr. Einfach so.

      Ich stand auf.

      Der Wirt kam an. Er sagte: »Heb sofort den Stuhl auf, Eva. Du kannst nicht einfach hier reingewalzt kommen und mit den Möbeln um dich schmeißen.«

      »Weißt du was?«, sagte ich. »Geh doch in die Kirche und orgel dir einen.«

      Ich weiß nicht mehr genau, was danach passiert ist, auf jeden Fall saß ich plötzlich draußen im Regen, in der Gosse. Irgendwie war ich in den letzten Tagen ein bisschen zu oft auf dem Hosenboden gelandet. Vor der Kneipe lungerten ein paar Kerle rum, die gackerten wie die Hühner. Ich stand auf und ging nach Hause. Ich konnte es nicht fassen – sie war einfach abgehauen. Einfach so, ohne mir ihre Adresse dazulassen.

      Dabei hatte ich sie gar nicht angeschrien. Oder? Na gut, vielleicht war ich ein bisschen laut geworden, aber das galt noch lange nicht als anschreien. Was bildete sie sich eigentlich ein?

      Es stand auch kein Renault Clio mehr auf der anderen Straßenseite. Als ob ich mir alles nur ausgedacht hätte.

      Aber ich hatte es nicht erfunden. Simone war wieder da. Oder zumindest da gewesen.

      Die Hunde spielten verrückt, und da fiel mir wieder ein, dass ich sie vergessen hatte. Also ließ ich sie raus. Ramses war dermaßen sauer, dass er mir ein Stück aus der Jacke riss. Ich musste ihm einen Tritt verpassen, sonst hätte er nach mir geschnappt. Lineker sah mich nur höhnisch an.

      »Verpisst euch«, sagte ich. »Ihr versteht das nicht. Ich weiß nicht, wo ich sie finden soll. Ihr seid bloß Köter. Ihr habt doch keine Ahnung, wie das ist.«

      »Hörf?«, sagte Milo.

      »Schnauze«, sagte ich. »Mit dir bin ich auch fertig.« Und das meinte ich so, wie es sich anhörte. Ich wollte keinen halbstarken Hund. Ich wollte Simone.

      »Hip«, sagte Milo, und Ramses schnappte nach ihm.

      »Sie ist zu empfindlich«, sagte ich. »Sie war schon immer ein viel zu sensibles Pflänzchen.«

      »Hip?«

      »Ich

Скачать книгу