Eva langt zu. Liza Cody

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Eva langt zu - Liza Cody страница 2

Автор:
Серия:
Издательство:
Eva langt zu - Liza  Cody

Скачать книгу

essen. Ich habe drei Hunde, die sind auch groß und stark, die wollen auch fressen. Wer soll uns durchfüttern? Sie vielleicht? Dass ich nicht lache. Das letzte Mal, als ich umsonst was zu essen gekriegt habe, war ich im Knast, und so viel ist mir ein geschenktes Essen auch wieder nicht wert, das können Sie mir glauben.

      Kein schöner Gedanke.

      Also hörte ich auf zu denken und sagte: »Komm mit, Milo, wir gehen uns die Beine vertreten.« Und ich machte die Tür des Lieferwagens auf.

      Milo ist mein dritter Hund, mein Jüngster. Ich habe ihn mit der Flasche aufgezogen. Ich weiß, Eigenlob stinkt, aber ich muss trotzdem sagen, dass er sich zu einem richtigen Untier entwickelt hat. Ein Kopf wie ein Stier und Füße wie ein Kamel. Dabei ist er noch nicht mal ganz ausgewachsen.

      Er kam aus seinem unruhigen Schlaf hoch und machte: »Hörf?«

      »Klappe«, sagte ich und legte ihm die Hand auf die Schnauze. Ich bringe ihm nämlich bei, nur Laut zu geben, wenn es darauf ankommt. Man kann keinen Wachhund gebrauchen, der ohne guten Grund loskläfft. Außerdem war er noch gar nicht richtig im Stimmbruch. Manchmal ist es echt zum Schießen, wenn er »Hip-hörf« macht und dann selber ganz verdattert aus der Wäsche guckt. Aber ich darf nicht lachen. Wenn ich lache, meint er, ich wäre ein Weichei. Was ich nicht bin. Ich bin der Boss. Das darf er nicht vergessen.

      »Platz!«, sagte ich und ging ein paar Schritte weg. Ich richte ihn zurzeit auch aufs Sitzenbleiben ab. Er soll nicht wie ein Schoßhündchen hinter mir herlaufen. Ein Wachhund ist kein Schmusetier, was Milo aber noch nicht ganz kapiert hat.

      Ich versteckte mich zwischen Audis, BMWs, Rovers und anderen blankgewienerten Autos, wo ich ihn zwar noch sehen konnte, aber er mich nicht.

      »Ramses!«, rief ich. »Lineker!«

      Milo machte sich ganz lang, als ob er angeleint wäre. Aber er kam nicht. Ich war richtig happy. Er soll nur auf seinen eigenen Namen hören. Aber ich hatte meine beiden anderen Hunde gerufen. Und die konnten nicht kommen, weil sie nicht da waren. Sie waren zu Hause und bewachten den Schrottplatz, wo wir wohnen.

      Ich war sehr zufrieden, weil Milo nicht nur seinen Namen gelernt hatte, sondern auch wusste, wie die beiden anderen Hunde hießen.

      Ich ging noch ein Stück weiter, dann rief ich: »Milo!«

      »Hörf-hip!«, tönte er. Blödes Hundebaby. Er kam in großen Sätzen auf mich zugesprungen und prallte voll gegen meine Oberschenkel.

      »Klappe«, sagte ich. »Platz.«

      »Hörf?«, sagte er. Aber er setzte sich hin und grinste von einem Ohr zum anderen, als ob er gerade einen tollen Witz erzählt hätte.

      »Klappe, du Waschlappen«, sagte ich. Ich gab ihm trotzdem einen halben Hundekuchen, weil er seine Sache gut gemacht hatte, auch wenn er zu gesprächig war.

      Ich nahm ihn links neben mich bei Fuß. Wir gingen die Luxusschlitten ab und sahen nach, ob auch noch alle Radkappen, Telefone und Kassettenrecorder da waren.

      Angeblich ist der Parkplatz nämlich diebstahlsicher, aber so sicher, wie die Besitzer behaupten, ist er noch lange nicht. Weil in der letzten Zeit ein paar von den teuren Wagen aufgebrochen worden waren, mussten Milo und ich die Nacht im Lieferwagen verbringen. So leicht findet sich keiner, der für diesen Aufpasserjob besser taugt als ich. Was ich über Autodiebstahl nicht weiß, passt in das Nasenloch eines Flohs. Das können Sie mir ruhig glauben.

      Es war kalt, und es war dunkel. London schnarchte – wie immer. Das Licht aus meiner Taschenlampe tanzte vor uns her, und Milo sah mit seinem dampfenden Atem wie ein Drache aus.

      Nur Milo und ich mussten arbeiten und uns im Freien die Nacht um die Ohren schlagen. Ich und Milo. Milo und ich. Alle anderen hatten sich ins Warme verkrochen, lagen eingemummelt in ihren verschwitzten Betten, schnarchten und furzten gemütlich vor sich hin. Sie brauchten sich keine Sorgen zu machen, denn sie hatten ja die gute alte Eva, die ihren Familienferrari bewachte.

      Lachen Sie ruhig, das stört mich nicht. Aber vor einem Jahr hätten Sie nicht gelacht, dafür hätten Sie viel zu viel Respekt vor mir gehabt. Weil ich vor einem Jahr noch die Londoner Killerqueen war. Eine berühmte Catcherin. Ich bin in ganz Südengland aufgetreten. Ich war der kommende Star. Die Londoner Killerqueen, die größte, stärkste, härteste Catcherin in der ganzen Szene.

      Und dann das Ende. Man hat mich abgesägt. Aber das ist eine andere Geschichte, und ich will nicht mehr daran denken.

      Nur so viel will ich Ihnen verraten: Es war nicht meine Schuld. Es war die Schuld der anderen Ärsche, aber ich musste dafür bezahlen. Immer dasselbe Lied.

      Wenn ich vor einem Jahr in eine Halle marschiert kam, hat das Publikum meinen Namen gerufen: »Eva, Eva, Killerqueen, Killerqueen!« Die Leute kreischten und brüllten. Sie buhten und zischten und tobten. Man konnte mich nicht ignorieren. Das konnte keiner, kein Mensch. Weil ich jemand war. Weil mein Name auf dem Plakat stand. Ich hatte Geld in der Tasche und mein Bild im Programmheft.

      Aber das war voriges Jahr. Jetzt bin ich ein Niemand. Jetzt stapfe ich mit den Händen in den Ärmeln im kalten Mondlicht auf einem Parkplatz herum, und der Einzige, der sich darum kümmert, ob ich tot oder lebendig bin, ist Milo.

      Braucht man sich da noch zu wundern, dass die Feindin die Situation eiskalt ausgenutzt hatte? Es gibt solche Leute. Sie warten, bis du am Boden liegst, und dann trampeln sie mit ihren genagelten Stiefeln auf dir rum. Sie sagen: »Hast du diese Woche schon etwas vor, Eva?« Wenn sie ganz genau wissen, dass du höchstens zu Hause sitzen und Däumchen drehen kannst, weil keiner mehr was mit dir zu tun haben will.

      Auf genau die Tour war mir die Feindin gekommen. Sie sagte: »Wenn du keine anderen Pläne hast, hätte ich einen Auftrag für dich.«

      Andere Pläne, dass ich nicht lache! Als ob sie nicht wüsste, dass ich nichts vorhabe. Als ob ich einfach sagen könnte: »Verpiss dich, Frettchengesicht. Such dir einen anderen Idioten.« Was ich ihr am liebsten antworten würde.

      Meinen Sie etwa, ich hätte Lust, die ganze Nacht Rovers und Rolls-Royce zu bewachen? Sie sind wohl unterbelichtet. Ich? Die Londoner Killerqueen? Die ehemalige Londoner Killerqueen. Ich doch nicht. Nein, ich habe was Besseres verdient.

      Mir ist nichts in den Schoß gefallen. Ich habe selber was aus mir gemacht. Und ich musste schwer genug dafür ackern.

      Aber jetzt bin ich wieder da, wo ich mal angefangen habe. Ganz unten. Und die Feindin nützt das aus. Sie lässt mich bei den Bonzenautos Kindermädchen spielen und meint auch noch, ich müsste ihr dafür dankbar sein. Irrtum, Gnädigste!

      »Lass die Finger vom Bier«, sagt sie. Was geht sie das überhaupt an, ob ich was trinke? »Bleib wach«, sagt sie. Mach dies, mach das. Immer nur Befehle.

      Falls Sie es noch nicht wissen, die Feindin, das ist die allwissende Anna Lee von der Agentur Lee-Schiller Security. Sie ist eine Bullentante, eine echte Landplage. Aber sie hat Kohle und ich nicht. Deshalb kann sie bestimmen, wo es langgeht. Sie kriecht in ihr warmes Bettchen, während ich in der Eiseskälte die Drecksarbeit für sie erledigen muss. Alles eine Frage der Moneten. Wer Geld hat, kann sich ins Fäustchen lachen. Wer keines hat, muss springen.

      Wer welches hat, kann sagen: »Es würde dir mal wieder guttun, Eva. Du hast überhaupt keine Kondition mehr.«

      Und ich darf ihr bloß in Gedanken antworten: »Hast du was gesagt? Oder nur an einem Backstein geknabbert? Ich will nichts davon hören.«

Скачать книгу