Eva langt zu. Liza Cody

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Eva langt zu - Liza Cody страница 5

Автор:
Серия:
Издательство:
Eva langt zu - Liza  Cody

Скачать книгу

      Mit ein bisschen Pech hätte ich nur noch einen blutigen Stumpf gehabt, wo früher mein Kopf gesessen hatte. Denken Sie mal daran, wenn Sie das nächste Mal in der Nase bohren oder sich Sorgen machen, dass Ihnen die Haare ausgehen.

      Mir war zwar immer noch schlecht, aber dafür war ich schlagartig nüchtern geworden. Die kalte Luft, die durch die kaputten Fenster kam, pfiff mir durch das eine Ohr rein und durch das andere wieder raus. Das ließ sich nicht ändern, aber ich drehte die Heizung trotzdem bis zum Anschlag auf, damit ich wenigstens warme Zehen hatte.

      Ich fuhr weiter. Immer schön langsam. Ich musste die Kiste möglichst schnell loswerden. Die fehlenden Scheiben wären sogar einem gehirnamputierten Bullen aufgefallen, und er hätte mich angehalten. Ich sah in den Rückspiegel. Keine Polizei. Noch nicht. Es war eine hässliche Nacht, aber sie konnte schnell noch hässlicher werden. Dazu brauchte man bloß einen neugierigen Polypen. Ein neugieriger Polyp würde mich schneller einbuchten, als Sie ausspucken können. Alkohol im Blut, ein geklauter Carlton, keine Versicherung, kein Führerschein. Die Bullen hätten freie Wahl, wofür sie mich hochnehmen wollten.

      Ich musste unbedingt von der Hauptstraße runter und zusehen, dass ich nach Hause kam. Falls ich überhaupt hinfand.

      Ich bog in eine Nebenstraße ein.

      Und dann fing ich an zu grübeln. Was wollte der Scheißer morgens um vier mit einer Knarre in einem Kassenhäuschen? Für einen Tank voll Sprit und eine Tüte Chips braucht man schließlich keine abgesägte Schrotflinte. Beim Tanken lässt man auch nicht den Motor laufen. Oder die Türen offen.

      Man stellt einen Wagen nur dann mit laufendem Motor und offenen Türen ab, wenn man einen ziemlich flotten Abgang geplant hat.

      Ich stieg voll auf die Bremse. Es war schlimmer, als ich gedacht hatte. Der Carlton war heiß, und ich hatte zwei gelackmeierte Tankstellenräuber im Genick. Von denen mindestens einer bewaffnet war.

      Ich saß da wie angenagelt. In meinem Kopf drehte sich alles. Irgendwann kam ich auf die Idee, den Wagen ein bisschen genauer unter die Lupe zu nehmen.

      Soll ich Ihnen sagen, was ich fand? O Mann! Das glauben Sie nie. Nie im Leben. So was hätte ich mir noch nicht mal nach einem Sechserpack Bier zusammenträumen können.

      Ich fand eine Sporttasche von Puma. O Mann! Die beiden Cowboys hatten wirklich eine erfolgreiche Nacht hinter sich. Das kann man wohl sagen.

      Die Pumatasche war bis zum Reißverschluss voll. Mit Geld. Nur Geld. Viel, viel Geld. Mehr als ich in meinem ganzen Leben gesehen hatte. Tausende und Abertausende. Hunderttausende. Abertausende von Hunderttausenden. Squillionen von Zillionen.

      Ich starrte es an. Ich stierte es an.

      Ich steckte die Nase in die Tasche und schnüffelte daran. Es roch süßer als Schokoladeneis.

      Ich streichelte es. Es war weicher als das Bauchfell einer Katze.

      Ich säuselte ihm was vor, und es antwortete. Es sagte: »Nimm mich. Ich bin dein. Ich gehöre dir, Baby.«

      Was will der Mensch da machen? Was hätten Sie an meiner Stelle gemacht? Und sagen Sie bloß nicht, Sie hätten es anders gemacht als ich. Das können Sie sich sparen. Weil ich es Ihnen sowieso nicht abkaufen würde.

      Ich brauchte nicht lange zu überlegen. Was gab es auch schon groß zu überlegen? Ich war gerade meinen Job losgeworden. Ich hatte eine Pechsträhne. Hätte ich die Zillionen einfach für den nächstbesten Schwachkopf liegen lassen sollen, der das Geld nicht halb so dringend brauchte wie ich? Sollte ich es etwa in der Kälte zurücklassen, bis es zu jemand anderem sagte: »Nimm mich, ich bin dein«?

      Wenn Sie das glauben, kennen Sie mich aber schlecht.

      Meine beiden großen Hunde, Ramses und Lineker, haben eine eigene Holzhütte und einen Zwinger. Tagsüber, wenn auf dem Schrottplatz gearbeitet wird, wenn die Pressen, Sägen und Kräne kreischen und klappern, liege ich in meinem Wohnwagen und schlafe. Ramses und Lineker verkriechen sich in ihre Hütte und pennen auch. Aber wenn einer von den Arbeitern zu nah an den Zwinger kommt, wacht Ramses auf und springt wie ein Wahnsinniger zum Zaun, sträubt das Fell, fletscht die Zähne und gibt mir Bescheid.

      »Ro-ro-ro«, macht er, wie eine Bassgitarre. Dann wacht Lineker auf und macht: »Yak-yak.« Dann wacht Milo auf und kläfft: »Hip-hörf.« Und dann wache ich auf.

      Ich habe also ein todsicheres Frühwarnsystem, damit sich an meine Hunde und mich keiner ranschleichen kann.

      Wenn die Arbeiter Feierabend gemacht haben und die Maschinen ausgeschaltet sind, dürfen Ramses und Lineker frei auf dem Gelände rumlaufen. Mir tut jeder leid, der auf die Idee kommt, über das Tor zu klettern oder sich durch ein Loch im Zaun auf unseren Schrottplatz zu wagen. Hunde verteidigen ihr Revier. Genau wie ich. Nur immer schön hereinspaziert, wenn Sie wollen, dass Ihnen einer an die Kehle springt. Sagen Sie bloß, Sie trauen sich nicht?

      Ich brauchte bloß zwei Nägel und einen Hammer, mehr nicht. Ich nagelte die Pumatasche an die Wand des Hundeschuppens. Ich hängte sie ziemlich hoch, damit Lineker sie nicht für Kauübungen missbrauchen konnte.

      Meine Zähne klapperten – rat-a-tat-tat. Mir war so, als wäre ich immer noch angesäuselt. Ich konnte nicht mehr geradeaus gehen.

      Ich war reich. Ich war stinkreich.

      Das hatte ich mir immer gewünscht.

      Ich weinte wie ein Kleinkind.

      Lachen Sie ruhig. Aber ich setzte mich auf die Schlafmatte der Hunde und heulte erst mal eine Runde.

      Jede einzelne niegelnagelneue Banknote in der Pumatasche gehörte mir. Nur mir, sonst keinem.

      Wenn Sie nie am Hungertuch genagt haben, wenn es Ihnen nie wirklich dreckig gegangen ist, wenn Sie nie richtig knapp bei Kasse gewesen sind, können Sie das nicht verstehen. Also lassen Sie mich in Ruhe, und gehen Sie Fischfutter lutschen.

      Es war schon fast Morgen, auf dem Schrottplatz würde es bald lebendig werden. Ich ging ins Bett, aber ich fand keinen Schlaf. Mein Kopf war fast so voll wie die Pumatasche. Ich zählte die Mäuse.

      Doch zuletzt wurde alles vom Rhythmus der Schrottpresse überdeckt. Badamm, badamm, machte sie. Genauso wie in Satisfaction. Als ich schließlich einschlief, dröhnte mir der Schädel von dem Badamm, badamm.

      Als ich aufwachte, hatte sich das Dröhnen zu echten Kopfschmerzen von der übelsten Sorte ausgewachsen. Aber es machte mir nichts aus, weil ich dachte: »Jetzt kann ich alles wieder auf die Reihe kriegen. Ich kaufe mir mein eigenes Fitnessstudio und sehe zu, dass ich wieder in Form komme.«

      Es wäre nicht dasselbe wie Sams Fitnessstudio, wo ich früher trainiert habe und wo Mr. Deeds mich rausgeschmissen hat. Es würde viel besser sein. Ich hätte einen Privattrainer und eine Sauna ganz für mich alleine. Ich würde mir das Gift aus dem Körper schwitzen und das Übergewicht. Bis ich wieder schlank und hart war. Fies und zäh. Dann würde ich am Drücker sein. O ja, ich würde es allen zeigen. Glauben Sie mir ruhig. Eine fiese, miese Kampfmaschine.

      Ich ging auf den Markt in der Mandala Street, um zu frühstücken. Es war drei Uhr nachmittags, der Tag war kalt und grau. Aber ich hatte einen Packen Zwanzigpfundscheine in der Tasche, die mich wärmten. Ich kaufte mir ein paar Hamburger und

Скачать книгу