Eva langt zu. Liza Cody
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»Was geht das dich an?«, sagte ich. Wieso müssen die Leute ihren Rüssel dauernd in anderer Leute Angelegenheiten stecken? Wieso müssen sie immer ihren Senf dazugeben?
»Bloß, weil ich dich schon länger nicht mehr gesehen habe«, sagte er. »Die Mädels meinten, deine Geschäfte liefen flau.«
»Die Zeiten ändern sich«, sagte ich. »Und den Torten kannst du ausrichten, sie sollen ihre Nasen woanders reinstecken.«
»Ist doch immer wieder angenehm, mit dir Geschäfte zu machen, Eva«, sagte er. So ein Furzgesicht.
Ich konnte mein Geld auch woanders hinbringen. Genau. Von nun an würde ich im Café Royal essen, wo sie richtige Porzellanteller hatten und sogar Tischdecken. Keine Styroporbecher und Fettfinger mehr für Eva Wylie, die Zeiten waren vorbei. Tschüs, Furzgesicht. Mich siehst du hier nicht wieder.
Die Hamburger erinnerten mich an Milo. Als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, saß er gemütlich bei der Feindin im Auto. Er hatte mich verraten und war mit ihr weggefahren. Aber nach den Hamburgern war ich bereit, ihm zu vergeben. Wenn die Feindin sich einbildete, sie könnte sich meinen Hund unter den Nagel reißen, den ich als kleines Würmchen gefunden und mit der Flasche großgezogen hatte, war sie auf dem Holzweg.
Außerdem schuldete sie mir noch Geld. Auch wenn ich jetzt selber Millionen und Abermillionen hatte, sie schuldete mir was. Ich schlage mir doch nicht umsonst die ganze Nacht um die Ohren und friere mir auf einem Parkplatz den Arsch ab. Ich bin doch nicht blöd. Also stattete ich ihr einen Besuch ab. Von außen sieht ihre Firma so aus wie eine Zahnarztpraxis. Die Tür ist cremefarben angestrichen, und es hängt ein Schild daran, auf dem »Lee-Schiller Security« steht. Wenn man reinkommt, wird man von einer Sekretärinnenschnepfe empfangen. Es gibt einen Warteraum mit einem Sofa und zwei bequemen Sesseln.
Als ich reinging, sagte die alte Schnepfe: »Guten Tag – ach, du bist es, Eva. Wolltest du Milo abholen?«
Das ist das Blöde an diesen alten Sekretärinnenschnepfen, dass sie einen dauernd ausfragen wollen.
»Wo ist sie?«, fragte ich.
»Anna?«, sagte sie. »Sie ist bei Mr. Schiller. Aber du darfst jetzt nicht rein. Sie haben eine Besprechung.«
Ich gab ihrer Schreibtischplatte einen kleinen Klaps, um die Schnepfe daran zu erinnern, dass ich nicht irgendwer war. Sie zuckte zusammen und sagte: »Musst du denn immer irgendwo draufschlagen, Eva?«
»Müssen Sie Ihren Rüssel immer in meine Angelegenheiten stecken?«, sagte ich und marschierte an ihr vorbei.
»Bitte«, sagte sie. »Sie arbeiten.«
Eigentlich war ich gar nicht richtig böse. Ich war zu reich, um böse zu sein. Geld beruhigt die Nerven. Ist Ihnen das auch schon mal aufgefallen? Geld heilt fast alles. Ich hätte sie anraunzen können, wie ich es sonst auch immer mache, aber ich sagte bloß »Schnauze«, in einem richtig lieben Ton, nur zur Erinnerung. Geld ist gut fürs Gemüt.
Ich marschierte in das Büro der Feindin, wo sie und Mr. Schiller nebeneinandersaßen, Tee tranken und Akten studierten.
»Tag, Eva«, sagte Mr. Schiller. Er ist ziemlich in Ordnung, aber schon an der Art, wie er seine Tasse hält, sieht man ihm an, dass er früher auch ein Bulle war.
»Ach, du Schande«, sagte die Feindin.
»Hip-hörf«, sagte Milo.
»Klappe«, sagte ich. »Komm her, du gehörst mir.« Er saß vor den Füßen der Feindin und tat so, als ob er ihr gehörte. So was geht mir echt gegen den Strich, wenn sich irgendwer an meine Hunde ranwanzt. Bei Ramses hätte die Feindin nicht die kleinste Chance gehabt. Ramses hätte ihr den Fuß abgerissen.
Milo rührte sich nicht vom Fleck, der Verräter.
Plötzlich wurde ich zu einer Faust auf zwei Beinen. »Ich will meinen Hund zurück!«
»Du kannst ihn haben. Er gehört dir«, sagte die Feindin. »Aber wenn du dir einbildest, du könntest einfach hier reinspazieren und mich anbrüllen, kannst du gleich wieder rausspazieren.«
»Das hätten Sie wohl gerne«, sagte ich. »Sie schulden mir noch Geld.« Damit hatte ich sie am Wickel. Dagegen konnte sie nichts sagen.
»Ich bezahl dich schon. Hab ich das etwa schon mal vergessen?«
»Jetzt brüllen Sie selber rum«, sagte ich. Ich war total happy.
»Und warum auch nicht?«, brüllte sie. »Du redest einen solchen Mist, das hält man ja im Kopf nicht aus.«
»Bitte!«, sagte Mr. Schiller. »Beruhigt euch.« Er bezahlte mich bar aus der eigenen Tasche. Woran man sehen kann, was für ein Mensch er ist. Aber die Feindin machte ein Gesicht, als ob sie einen Zahn gezogen kriegte. Woran man sehen kann, was für eine Kuh sie ist. Bei dem Anblick wären mir fast meine Kopfschmerzen vergangen.
»Soll das etwa Geld sein?«, sagte ich. »Das nenne ich Ausbeutung.«
»Und was du dir gestern Abend geleistet hast, nennst du wohl Arbeit, was?«, fragte sie. »Ich nenne das Saufen und Schnarchen am Arbeitsplatz.«
»Das können Sie nennen, wie Sie wollen«, sagte ich. »Mehr Leistung hatten Sie für die paar Kröten jedenfalls nicht verdient.« Ich drehte auf dem Absatz um und schritt hinaus.
Leider hatte ich Milo vergessen. Was meinem Abgang ein bisschen die Wirkung nahm. Ich musste noch mal zurück und ihn am Schlafittchen packen und hinter mir her zerren.
»Komm zu dir«, sagte die Feindin. »Lass dich erst wieder hier blicken, wenn du mit dir ins Reine gekommen bist.«
»Da können Sie lange warten.«
Was bildete sie sich eigentlich ein, mir gute Ratschläge zu geben? Mir! Wo ich mehr Kohlen im Keller hatte, als sie jemals zu Gesicht kriegen würde, und wenn sie drei Leben hätte. Das Geld hing an der Wand im Hundeschuppen. Ich war wieder wer. Die Feindin konnte mir nichts mehr anhaben. Sie würde mich nie wieder nachts auf einen Parkplatz abkommandieren. Nie wieder. Sie würde mir nie mehr die Zeit stehlen. Nie wieder würde sie mir die kostbaren Stunden, Minuten und Sekunden aus dem kleinen Säckchen Zeit klauen, das mein Leben war, und sie auf den Müll werfen. Ticktack. Für sie war es vielleicht nur tickender, tackender Müll, aber für mich waren es große Stücke meines Lebens. Jetzt, wo ich Kohle habe, mache ich mit meiner Zeit, was ich will, und nicht, was sie will.
»Es ist alles deine Schuld«, sagte ich zu Milo. War es auch. Wenn er nicht bei der Feindin geblieben wäre, hätte ich ihn nicht abholen müssen. Wenn er zusammen mit mir aus dem Büro gegangen wäre, hätte ich nicht noch mal umkehren müssen. Dann wäre mir der letzte schlaue Spruch der Feindin erspart geblieben: »Wenn du für jede Pleite, die du dir leistest, Geld kriegen würdest, wärst du eine reiche Frau, Eva. Aber so …«
Mehr wollte ich nicht hören. So was braucht sich keiner sagen zu lassen. Ich jedenfalls nicht.
4
Was nützt es einem, so viel Geld zu haben, dass es einem zu den Ohren wieder rauskommt, wenn man nicht damit angeben kann? Deshalb ging ich meine Ma besuchen.
Vor meiner Ma kann jeder rumprotzen, weil sie nicht einmal