Der mondhelle Pfad. Petra Wagner

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Der mondhelle Pfad - Petra Wagner

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Augen leuchteten auf.

      „Braten, Musik, Tanz … und Met bis zum Umfallen. Ich seh schon Medans Gesicht vor mir.“

      Medan lugte zum Tor herein und kicherte höchst belustigt.

      Tarian hatte erwartet, er würde sich über seinen Spott ärgern und zumindest auf ein störrisches Aufstampfen mit dem Fuß gehofft. Leider fehlten bei Medan jegliche Anzeichen von Wut und das ließ ihn seine jüngsten Bruder ins Visier nehmen.

      „Was gibt’s denn da zu lachen?“, fragte er argwöhnisch und kniff die Augen zusammen. Medan grinste von einem Ohr zum anderen.

      „Ich habe für Mutter die Schere geschliffen.“

      „Die hatte es ja auch nötig nach der letzten Schafschur“, meinte Arminius. „Und ich bin sicher, dass sie nun wieder schön scharf ist, bei deinem Talent, mein Sohn.“

      Medans Augen leuchteten über das Lob, aber Tarian konnte sich gar nicht für seinen kleinen Bruder freuen. Er wusste jetzt Bescheid und überprüfte seinen geflochtenen Zopf auf herausragende Haare.

      „Ich wollte heute Abend mal zu … Onkel Wadi. Genau. Onkel Wadi.“

      Arminius sah ihn verblüfft an.

      „Heute Abend noch so weit weg? Was willst du denn bei Wadi?“

      „Er hat … gerade eben eine Taube geschickt, weil … bei ihm ein Tischbein kaputt gegangen ist. Das will ich schnell reparieren.“

      Arminius sah Tarian immer noch mit hochgezogenen Augenbrauen an.

      „Ein Tischbein? Das schafft Wadi bestimmt auch alleine!“

      „Nein!“, schrie Tarian und schob sich seinen Zopf unters Hemd. „Nein, das war doch eines von meinen, die ich für ihn gedrechselt habe! Da muss ja schließlich … das Muster zu den anderen Tischbeinen passen. Muster sind wichtig. Was sollen die Leute denken, wenn sie bei Wadi am Tisch sitzen und die Flechtmuster passen nicht.“

      „Tarian.“ Arminius legte seinem zweitältesten Sohn schwer die Hände auf beide Schultern und setzte eine mitleidvolle Miene auf. „Nimm lieber noch ein Tischbein als Ersatz mit, sollte eins zerbrechen. Deine Mutter wollte nämlich heute Abend auch in Wadis Haus, zu Fanar. Weiberkram. Du verstehst? Die neuesten Frisuren und so.“

      Er zog ganz langsam Tarians Zopf wieder aus dem Hemd und seufzte.

      „Also würde ich mir das mit dem Tischbein reparieren lieber noch mal gut überlegen. Wenn du Pech hast, verbünden sich die Weiber womöglich noch. Stell dir bloß vor, Flora und Fanar fallen gemeinsam über dich her. Du weißt: Meine Schwester, deine Tante, Fanar, ist nicht gerade zimperlich. Noch schlimmer wird es für dich, wenn Rivus Weib auch da ist. Störrische Männer erledigt die mit einem Schlag.“

      Tarian stöhnte auf und jammerte vor sich hin.

      Arminius tätschelte mitfühlend seinem Sohn den Kopf und ein verschmitztes Lächeln huschte über sein Gesicht.

      „Tarian, du musst der Tatsache ins Auge sehen. Um die Schere kommst du nicht drum herum. Da fällt mir ein: Heute gibt es frisch gerupftes Hähnchen.“

      Aus Tarians Jammern wurde ein Jaulen. Loranthus verstand das nicht, er fand geschmorte Hähnchen absolut schmackhaft. Also bat er Arminius um eine Erklärung und der tätschelte Tarian noch einmal den Kopf, damit er endlich Ruhe gab.

      „Flora schneidet jedem die Haare, wenn es auf Lugnasad zugeht. Tarian konnte das noch nie leiden. Schon als kleines Kind hat er gebrüllt, als koste es sein Leben, wenn sie mit der Schere auf ihn zukam.“

      Loranthus verzog das Gesicht.

      „Bei Hera! Stell dich nicht so an, Tarian! Deine Haare sind so lang, da kommt es auf ein paar Fingerbreit nicht an!“

      „Ja, genau!“, grölte Conall und deutete hinter sich. „Ich hab’s schließlich auch geschafft und nicht geheult. Und bei mir wäre das immerhin gerechtfertigt gewesen.“

      Arminius klopfte seinem ältesten Sohn tröstend die Schulter.

      „Noeira meinte zu Flora, es sähe ungleichmäßig aus.“

      Conall wedelte erschrocken mit den Händen.

      „Nein! Das bildet sie sich nur ein! Mutter muss sich mit meinen paar Fransen nicht noch extra Arbeit aufbürden! Schließlich soll sie sich schonen. Zu viel stehen …“

      „Nun ist es aber gut!“, mischte sich jetzt Silvanus ein und warf viele kleine Stückchen Stroh in die Höhe. „Ich bin immer als Erster dran und ihr wisst doch ganz genau, dass Mutter für meine Haare den ganzen Abend braucht. Und außerdem war ich es, dem sie schon mal ins Ohr geschnitten hat und nicht einer von euch! Also. Seht ihr mich jammern? Nein.“

      „Ich jammre auch nicht, Silvanus!“, rief Loranthus und machte winkend auf sich aufmerksam.

      „Das solltest du aber, Loranthus! Auch für dich kommt der Abend“, weissagte Medan und nickte wissend.

      „Jeden Tag wird es Aben … Was?!“

      Loranthus sah sich nach einer Fluchtmöglichkeit um, aber Conall lehnte ganz entspannt und ziemlich schräg am Tor. Bei seinem gehetzten Blick fand Tarian seine eigenen Leiden nur noch halb so schlimm, doch so schnell gab sich Loranthus nicht geschlagen. Hastig zerrte er eine Strähne seiner Locken in die Länge und maß sie mit seinen gespreizten Fingern.

      „Drei Handspannen! Bei mir lohnt sich das doch gar nicht!“

      „Nur keine falsche Bescheidenheit!“, feixte Tarian. „Ich würde schon sagen, dass sie ganz ordentlich gewachsen sind, seid du bei uns bist. Wenn du sie so in die Länge ziehst, gehen sie immerhin schon bis zu deinen Schultern!“

      Loranthus ließ sofort los und die Strähne schnappte zurück. Sicherheitshalber stauchte er seine Haare an der Stelle noch extra zusammen.

      „Ich wollte doch mit Flora das Glücksbrot ansetzen! Da bleibt gewiss keine Zeit mehr für solch aufwendige Unterfangen!“

      „Glücksbrot? Ha! Das ich nicht lache!“, grölte Conall. „Das bisschen Mehl, Milch und Honig habt ihr beide im Handumdrehen zusammengerührt und dann muss der Teig erst mal ruhen! Also bleibt genug Zeit.“

      Loranthus zupfte an seinem schwarzen Wuschelkopf.

      „Aber damit muss Flora nicht ihre Zeit verschwenden!“

      Arminius tätschelte ihm beruhigend die Schulter.

      „Keine Panik. Flora verschwendet weder ihre Zeit, noch deine paar Ringellöckchen! Elektra hat ihr ganz genau gesagt, wie viel bei dir weg soll.“

      Alle Bauern im Königreich nutzten das schöne Wetter aus und bald hallten rund um den Uhsineberga die Schergeräusche von Messerbalken und Sensen. Die Männer füllten die Körner in Säcke und warfen sie auf die Wagen, die Frauen drehten sich Stricke und bündelten das Stroh. Das warfen sie wiederum auf Wagen mit besonders hohen Seitenteilen. ‚Leiterwagen‘ sagten sie dazu.

      Oben standen die jungen Maiden und pressten alle Ballen sorgfältig ineinander.

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