Der mondhelle Pfad. Petra Wagner

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Der mondhelle Pfad - Petra Wagner

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hat auch die Deichsel gemacht und Conall das Geschirr aus seinem besten Leder. Die Sitze und Rückenlehnen hat er auch bezogen und Mutter hat sie schön weich ausgepolstert.“

      Viviane sah mit offenem Mund von einem zum anderen.

      Noeira ergriff das Wort.

      „Wir haben eine dicke Decke aus warmer Schurwolle gewebt, damit der Kutscher nicht frieren muss. Conall hat noch einen Überwurf aus Leder dafür gemacht, für schlechtes Wetter.“

      Viviane klappte den Mund zu und wieder auf.

      „Mir hat’s die Sprache verschlagen. Aber wie …“

      „Ah, ich sehe schon, du hast doch das andere ‚angestellt‘ gemeint, Viv!“, gluckste Silvanus und strich ihr die Haare zur Seite, damit sein Kinn wieder bequem zu liegen kam. „Kommst du denn nicht von alleine drauf?“

      Viviane schob die Unterlippe vor, nickte bedächtig und betrachtete ihre Leute aus zusammengekniffenen Augen. Sie schienen sich allesamt prächtig zu amüsieren.

      „Jetzt wird mir so einiges klar: Immer, wenn ich mal in die Scheune wollte, ist jemand anders für mich gegangen. Alle mussten zufällig sowieso gerade etwas holen, oder ich sollte mich ausruhen, weil ich so erschöpft aussehe …“

      „Das war allerdings keine fadenscheinige Ausrede“, fiel ihr Silvanus ins Wort. „Du bist abends wirklich geschafft! Kein Wunder! Du fährst immer noch jeden Tag von Dorf zu Dorf oder hoch zur Burg. Du nimmst immer noch die Kinder mit auf die Weiden, wenn es auf deinem Weg liegt, du sammelst Kräuter, Brennholz, Himbeeren und Blaubeeren im Wald. Du kommst auf die Felder und nimmst Noeira und Taberia mit und unser junges Gemüse … Und du musst unbedingt noch Mutter bei dem ganzen Salbenkram, dem Destillieren und den ätherischen Ölen helfen. Das kann sie schließlich genauso gut wie du! Aber was das Allerschlimmste ist …“ Er hob Aufmerksamkeit heischend den Zeigefinger und Viviane hörte auf, die Augen zu verdrehen; nach dem Allerschlimmsten kam ja wohl nichts mehr. „Du gibst immer noch Kampflektionen, obwohl ich es dir verboten habe!“

      Viviane stutzte, schürzte die Lippen und musterte Silvanus übertrieben genau von allen Seiten. Noeira, Taberia und Flora kicherten. Silvanus wunderte sich über ihre Reaktion, weil er zuerst gedacht hatte, er sähe vielleicht krank aus.

      „Was machst du da, Viv?“

      „Das ist doch wohl eindeutig“, säuselte Viviane. „Mein baldiger … angetrauter … Gatte. Ich überlege, welche Stelle die beste ist.“

      „Wofür?“

      „Ach!“ Viviane winkte ab und warf einen verschwörerischen Blick zu den Frauen. „Für Bratpfannen natürlich oder eine Faust … Ich könnte dir auch …“ Sie maß seinen geflochtenen Zopf und ringelte sich das Ende um die Finger. „ … eine neue Frisur verpassen, wenn du schläfst. Ganz zu schweigen von einigen sehr ausgefallenen, schmackhaften Kräutern für dein Essen …“

      Silvanus zuckte zurück und hob beschwichtigend die Hände. Mit perfektem Hundeblick ging er auf die Knie und legte seinen Kopf an ihren kleinen Bauch.

      „Ich bin ja schon froh, dass du Loth, den Sklaven, für die praktischen Vorführungen nimmst und nicht mehr selbst kämpfst! Komm, Viv! Ich zeig dir mal die Kutsche!“

      Lavinia und Robin sprangen auf.

      „Die wollen wir auch sehen!“

      Conall klatschte erfreut in die Hände.

      „Wir kommen natürlich alle mit! Schließlich wollen wir nichts verpassen!“

      Silvanus warf seinen Zopf zurück und seine dunklen Augen schauten ihn drohend an. Conall ließ sich davon aber nicht die Laune verderben.

      „Die Kutsche sieht genauso aus …“ Viviane ging um das Gefährt herum, besah sich den Kutschbock und lugte ins Fenster. „Sie hat sogar Vorhänge wie …“

      Loranthus wippte ganz hibbelig auf den Zehenspitzen.

      „ … wie meine alte, die ich mir damals in Antibes gekauft habe. Ich hätte nie geglaubt, dass ich noch einmal so ein Meisterwerk ergattern könnte.“

      Viviane nickte und ließ ihre Finger über das dunkle Holz gleiten.

      „Ja, sie ist wunderschön.“

      Medan zog sie zu den Rädern und klopfte gegen den Eisenring.

      „Rate mal, wer den geschmiedet hat!“

      Viviane sah ihn ungläubig an.

      „Du?“

      Medan nickte begeistert.

      „Ganz alleine. Amaturix hat mir nur beim Ausrechnen geholfen, weil ich Ausdehnung und Zusammenziehen noch nicht konnte, wenn das heiße Eisen auf die Wagenräder geschoben wird.“

      „Kein Wunder! Das ist ja auch ein Gesellenstück und du hast noch zwei Jahre Zeit dafür. Amaturix war sicher sehr stolz auf dich!“

      Medan schwoll die Brust und er nickte, dass seine roten Locken flogen.

      „Beim nächsten Rad darf ich es ganz alleine versuchen, hat er gesagt.“

      Viviane klopfte ihm anerkennend auf die Schulter.

      „Die Deichsel ist dir auch gelungen, Tarian. So schön gedrechselt … So eine hat bestimmt niemand auf weiter Flur. Und der Kutschbock erst noch … herrlich, Tarian! Und diese Schnitzerei …“

      Viviane ließ ihre Finger über die Tür gleiten und drehte sich staunend zu Noeira. „Damit hast du dich selbst übertroffen, Noeira!“

      Noeira stellte sich neben sie und nickte stolz.

      „Ich habe all unsere Namen in das Rahmenmuster geschnitzt, damit Loranthus eine Erinnerung an uns hat. Und schau mal, das Bild! Loranthus und du, wie ihr euch kennengelernt habt. Ihr hebt grüßend die Hand. Auf der anderen Tür führt er mit Arminius die Ochsen übers Feld.“

      Viviane hakte Noeira unter und drehte sich zu den anderen um.

      „Die Überraschung ist euch gelungen! So eine schöne Kutsche! Noch schöner als deinen erste! Loranthus, du brauchst unbedingt ein paar Kampflektionen extra, wenn jemand auf die Idee kommt und dich noch einmal überfallen will!“

      Loranthus warf den Kopf in den Nacken und lachte schallend.

      „Das passiert mir nicht wieder! Diesmal bin ich schlauer! Ich werde auf alle Fälle mit den Händlern ziehen, auch wenn das länger dauert!“

      Arminius klatschte Loranthus die Hand auf den Rücken und schubste ihn dadurch gegen Conall.

      „Recht so! Aus Schaden wird man klug!“

      Großmutter Mara nahm Vivianes Hand und zog die Tür auf.

      „Schau mal, mein Kind! Die Riegel hat auch dein Vater gemacht und mit Tarian schön graviert. Ein stolzer Hirsch aus Eisen! Zieh am Geweih − und er springt majestätisch in die Höhe.“

      Viviane klatschte begeistert

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