Der mondhelle Pfad. Petra Wagner

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Der mondhelle Pfad - Petra Wagner

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auf und machten daraus einen Wettstreit.

      Am dritten Tag genossen sie ihr Mittagessen auf dem Feld hinter dem Birkenwäldchen und flochten nebenbei Kränze aus Kornblumen. Das ging recht schnell und danach war Mittagsruhe.

      Alle Männer hatten die Köpfe bei ihren Frauen in den Schoß gebettet und die Augen geschlossen.

      Silvanus zückte seine Hirtenflöte, Conall und Tarian spielten mit. Viviane, Lavinia, Robin und Hanibu teilten sich die Tin Whistles und fügten sich in die Melodie ein.

      Loranthus schielte auch zu seiner selbst gemachten Flöte, überlegte es sich anders und ließ stattdessen lieber seinen Blick über das abgeerntete Feld schweifen. Aus den Augenwinkeln betrachtete er seine Gastfamilie.

      Arminius und Flora hielten sich an den Händen. Noeira stillte die kleine Belisama, die es sich auf der Stirn ihres Vaters bequem machte. Armanu hockte bei Tarian auf dem Bauch und kaute sabbernd auf einer Brotrinde herum. Das ging auch ohne Zähne und Taberia passte auf, dass sie keine Brocken verschluckte.

      Loranthus bekam glasige Augen, lehnte sich an die Eiche und blinzelte durch die vergoldeten Blätter zum Himmel. Hanibu beobachtete ihn, nahm die Tin Whistle von Robin entgegen und lächelte.

      Sie wusste genau, wie er sich jetzt fühlte.

      Hier hatten sie beide ein neues Leben gefunden und mussten wieder zurück in ihr altes. Loranthus würde sie mit nach Kreta nehmen und dort würde sie eine Sklavin von vielen sein. Aber Loranthus war ein guter Herr. Sie hatte keine Angst. Allerdings würde sie Viviane vermissen, ihre Familie und … Lew. Hanibu reichte die Tin Whistle an Robin zurück. Sie brachte keinen Ton mehr heraus.

      Wenigstens würde sie Lew noch ein letztes Mal sehen. Viviane hatte ihr erzählt, dass zu Lugnasad alle Königreiche in einem großen Lager zusammenkamen. Die wandernden Barden zogen bei den Königen mit, denen sie gerade ihre Künste darboten. Bei diesem Fest würden sogar alle Barden in einen Wettstreit treten und Hanibu hoffte, dass Lew gewann. Er spielte auf seiner Harfe so herrlich wie ein Gott − so schön, so klug, so königlich. Man konnte ihn nur lieben.

      „Was?! Großmutter Mara! Du kommst nicht mit?“

      Loranthus fiel das Weißbrot samt Rührei fast aus der Hand und er war mit hektischen Abfangbewegungen beschäftigt, weshalb er nicht bemerkte, wie Mara griente.

      „Du brauchst doch nicht gleich alles fallen lassen, Loranthus! Die Hörner rufen erst morgen früh!“

      Seufzend klatschte Loranthus sein matschiges Rührei ins Brot und rollte alles fest zusammen.

      „Das habe ich mir ja schon gedacht, dass sie uns zum Sammeln rufen, aber ich hatte auch gedacht, dass alle mit zu Lugnasad gehen. Das habe ich gelesen.“

      „Was du alles für ein Zeug liest!“ Mara schüttelte strafend den Kopf und tätschelte begütigend seine Hand. „Loranthus. Denk doch mal logisch. Bis zur Festwiese seid ihr zwei Tage unterwegs. Das Fest dauert mehrere Wochen, danach wieder nach Hause … Wer soll sich denn solange um das Viehzeug kümmern? Alle alten Leute bleiben hier.“

      „Ach ja, daran habe ich gar nicht gedacht“, murmelte Loranthus und sah schuldbewusst zu Arminius. „Ein Bauer denkt immer zuerst an sein Viehzeug?“

      Arminius nickte nachsichtig.

      „Sehr richtig, Loranthus. Deshalb bleiben die Ältesten zu Hause.“

      „Aber dann verpasst Großmutter Mara die Wettspiele, die Händler, ihre Verwandten …!“

      Mara tätschelte ihm noch schwungvoller die Hand und winkte ab.

      „Ich habe in meinem Leben schon so viele Male Lugnasad gefeiert … Glaube mir, Loranthus: Für mich ist es nicht so schlimm, darauf zu verzichten. Seid ihr jungen Leute nur alle ausgelassen und fröhlich … wir alten machen es uns zu Hause auch schön.“

      Loranthus lehnte sich beruhigt an die Lehne zurück, zuckte aber gleich wieder vor.

      „Wie willst du das ganze Viehzeug alleine unterhalten, Großmutter Mara?! Das schaffst du doch nie!“

      Mara gluckste vergnügt und tätschelte ihm die Wange.

      „Ihr nehmt natürlich etliches Vieh mit. Davon wird ein Teil abgegeben, je nachdem wie groß der Clan ist. Diese Tiere kommen sogar auf gesonderte Weiden, damit nichts verwechselt wird. Euer Nutzvieh kommt ebenso extra, ihr braucht schließlich frische Milch und Eier.“

      „Gut, das habe ich verstanden, aber was ist mit dem Stier? Dem möchte ich nicht allein gegenüberstehen!“

      „Der wird auf dem Viehmarkt mit einem anderen Zuchtstier getauscht. Arminius wird sich um ihn kümmern. Bei dem ist er folgsam wie ein Lämmchen, besonders wenn er die schmackhafte Kräutermischung von Flora intus hat“, kicherte Mara verschlagen, doch Loranthus grübelte immer noch, also ergänzte sie: „Das Viehzeug was hier im Dorf bleibt, kommt auf solche Weiden, dass ich nur noch das Gatter aufmachen muss und sie können die nächste abgrasen. Die Gänse versorgen sich selbst, die Hühner kommen abends von alleine … Du siehst, Loranthus, wir machen das nicht zum ersten Mal.“

      Sie tätschelte ihn wieder.

      „Und wenn es doch mal Probleme geben sollte, ist das nächste Dorf nicht weit, ich habe ein Signalhorn.“ Was sie allerdings nicht brauchen würde, weil sich die alten Leute der umliegenden Höfe immer in einem Dorf trafen. Sie kümmerten sich gemeinsam um das Vieh, aßen zusammen, erzählten, tanzten und was man sonst noch zusammen machen konnte, auch wenn man alt war. Aber das verriet sie ihm nicht. Er hatte ja selbst einen Kopf zum Denken.

      Loranthus kam zwar nicht auf derlei Gedanken, aber er machte sich nun keine Sorgen mehr um Großmutter Mara. Daher konnte er sich endlich dem auffordernden Blick von Silvanus zuwenden, sogleich besann er sich auf seine eigenen Probleme.

      „Viviane, wie viel kosten die beiden sandfarbenen Hengste, die du von zwei Chatten … äh übernommen hast? Ich würde sie dir gerne abkaufen.“

      Viviane ruckte verdutzt hoch und sah plötzlich zwei Männer vor sich, die überheblich grinsten. Hinter ihren streitlustigen Visagen sah sie ihren Vater, der anscheinend versuchte, ein stummes Zwiegespräch mit ihr zu führen. Sie schüttelte den Kopf und riss sich zusammen.

      „Die kosten nichts, Loranthus. Das ist unser Gastgeschenk an dich.“

      „Beim Hermes! Ihr könnt mir doch nicht solch ein wertvolles Gastgeschenk machen!“, entfuhr es Loranthus. Im gleichen Moment wurde er sich seiner Lautstärke bewusst und er hob begütigend die Hände, erst vor Viviane, dann vor Arminius.

      „Arminius! Ich weiß doch, wie viel euch Pferde hier bedeuten! Das kann ich nicht annehmen!“

      Arminius legte seine Hände geschlossen auf den Tisch und öffnete sie, als wolle er ihm etwas reichen.

      „Loranthus. Gerade deshalb machen wir sie dir zum Geschenk. Nimmst du es nicht an, beleidigst du nicht nur Viviane und mich, sondern unsere gesamte Familie.“

      Loranthus zuckte zurück und wedelte entsetzt mit den Händen.

      „Natürlich

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