Ich sag's mit Sax!. Kathrin Eipert

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Ich sag's mit Sax! - Kathrin Eipert

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und ich hatte von dem Thema nicht mal in Deutsch eine Ahnung. Also bereitete ich mich auf meine Englisch-Moderation sicherheitshalber auch die gesamte Autobahnfahrt vor.

      Klar saß ich nicht selbst am Steuer. Bei allen Veranstaltungen begleitet mich ein Mann. Er fährt das Auto, er sitzt am Mischpult und regelt den Ton, er korrigiert mich durch Tipps, er macht Fotos für Facebook, er passt auf, dass ich nichts vergesse, er sorgt für Süßigkeiten im Auto und heißt Peter.

      Peter schließt vorm Auftritt sogar meine Abendkleider – und er meckert dabei regelmäßig, wenn der Reißverschluss mal wieder etwas schwerer zu geht.

      Aber das liegt daran, dass die Kleider durch SEINE eingepackten Süßigkeiten im Auto irgendwie einlaufen.

      Peter ist oft an vielen Dingen schuld …!

       Das Lied vom Schwan

      Danny Dittrich gehörte zu den Künstler- und Konzertagenturen, die mich inzwischen regelmäßig buchten. Er sorgte so dafür, dass ich ebenso regelmäßig alle anfallenden Rechnungen im Alltag bezahlen konnte. Ich mochte ihn und schätzte ihn schon damals wegen seiner außergewöhnlichen Inszenierungen.

      Eines Tages rief er an und meinte, für eine bestimmte Gala wäre etwas mehr Aufwand erforderlich. Ich sollte ein Lied speziell für seine neue Show produzieren. Er sagte: »Kathrinchen, das gewünschte Lied heißt Schwanensee!«

      Oha, nun gut … Tschaikowskis Ballettmusik fand ich schon faszinierend. Schließlich handelt es von einer Prinzessin, die vom bösen Zauberer in einen wunderschönen Schwan verwandelt wurde. Und nur die bedingungslose Liebe eines Prinzen konnte diesen Zauber rückgängig machen. Ich fand es ein grandioses Thema, ein wahrer Diamant unter den Edelsteinen der Klassik. Und eine Melodie – bestens geeignet zum Interpretieren – also ganz großes Kino!

      Ich sagte sofort am Telefon zu und bat ihn, mir einen tollen Prinzen in Form eines klassischen Balletttänzers für die Live-Inszenierung an die Seite zu stellen. Erstaunt fragte er, warum es ein Prinz sein sollte und im Original komme doch ein Prinz gar nicht vor …

      Wir redeten offensichtlich über sehr unterschiedliche Themen. Auf genauere Nachfrage von mir kam seine Antwort: »Na was weiß ich wie das Lied genau heißt! Irgendwas mit Schwan!« Mir »schwante« es – und so produzierte ich statt Tschaikowskis Schwanensee nun den Schwanenkönig von Karat.

      Die Gala war ausverkauft und meine Fassung des »Schwanen-Königs« schien echt zu gefallen. Das musste ich nutzen! Ich erinnerte mich an Rainer Trautmann, einen Radio-Redakteur beim MDR, rief ihn an – bekam einen Termin und spielte ihm das Lied vor. Kurz darauf lief »mein Schwanenkönig« sogar im Radio. Die momentane Glückssträhne hielt an und ich bekam die Zusage für »Musik für Sie«, einer Samstagabend-Show.

      Tragischerweise brach jetzt die Vogelgrippe aus!

      Und ich hatte ein Lied im Gepäck, das nicht von liebenden Prinzen handelt, sondern von einem liebenden – aber sterbenden Vogel. »Es ist ein Schwanenkönig, der in Liebe stirbt!«

      So schnell, wie ich im Fernsehen war – war ich fast wieder raus. Denn ein Redakteur empfand es als völlig abartig, zu dieser Zeit auch noch musikalisch Vögel sterben zu lassen. Und als »Nobody-Z-Promi« diskutiert man nicht mit TV-Leuten. Aber irgendwie fanden sie das Lied dann doch zu schön, um es in den Papierkorb zu verdammen. Nach sehr klarer und akzentuierter Ansage des zuständigen Regisseurs musste der geniale Background-Gesang »wenn ein Schwan singt …« auf »ha-ha-ha-hah« (man nennt das »Vocalisen«) umgestellt werden.

      Ich konnte damit leben und freute mich, die Sendung nicht heulend auf dem Sofa als Zuschauer, sondern Saxophon spielend im TV-Studio zu erleben.

       Von der Ostsee in den Sattel – Dreh mit Pferden

      Ein Donnerstag im sonnigen Juli 2004, zehn Uhr:

      Wir, meine Techniker und ich, waren in Heringsdorf an der wunderschönen Ostsee nach fünfstündiger Fahrt angekommen. Dass der Wecker zur Abfahrt bereits vier Uhr klingelte, war nicht schlimm, die Vorfreude auf den Strand und die bevorstehende Gala war hoch. Der Ferrero-Konzern feierte Jubiläum und für uns war das eine dieser Traum-Veranstaltungen, die mit Arbeit nicht viel zu tun haben. Nicht, weil wir wirklich wenig zu tun hatten (ganz im Gegenteil – musikalisch gesehen hatte ich schon ne Menge vor – immerhin stand unter anderem der »Bolero« von Maurice Ravel auf dem Plan). Aber das Umfeld war genial, um einige Stunden Kraft zu tanken.

      Donnerstag, 15 Uhr

      Soundcheck und zwei Stunden Probe waren erledigt … und jetzt einfach mal abschalten! Ich liebe das Meer und den Sound der Wellen. Barfuß am Strand entlangzulaufen und Leute beobachten, wirkt wie Seelenmassage pur. Die Rufe der Möwen erzählten viele Geschichten, und ich ließ mich davon inspirieren. Innerhalb von wenigen Minuten kann ich in solchen Situationen von einhundert auf null runter fahren. Ich sammelte Muscheln für daheim, legte mich in den Sand und hatte das Gefühl, nie wieder ein Rezept für »Gute-Laune-Tabletten« zu brauchen. Einfach nur genießen – völlig fern von Raum, Zeit und Tagesplan.

      Von dieser Art Veranstaltung gibt es nicht viele. Oft sehen wir nur die Autobahn und die jeweilige Stadt beim Durchqueren auf dem Weg vom Hotel zum Veranstaltungsort. Wir wohnten in einem Luxushotel, direkt am Strand gelegen, mit allen Vorzügen, die ein solches Hotel hat. Es war total wie Urlaub, naja, fast wie Urlaub – denn wir hatten für diesen Luxus leider viel zu wenig Zeit.

      Donnerstag, 20 Uhr

      Die Ferrero-Gala lief hervorragend, ich hatte erstklassige Technik vor Ort, die Bühne war sehr stilvoll gestaltet und mit tollem Licht bestückt. Also Wohlfühl-Atmosphäre pur. Mein Bolero klappte bestens, wobei einige Schwierigkeiten zusätzlich eingebaut waren. Der Bolero ist grundsätzlich nicht unbedingt leicht, und wenn ich bei diesem Stück einmal rauskommen würde, fällt es richtig auf (von wegen Umspielung blasen, improvisieren und wieder rein – NICHT bei DIESEM Werk!).

      Und, ich sollte dabei noch die lange Foyer-Treppe hinabschreiten und förmlich »erscheinen«. Klingt echt leichter als es ist: Ich trug nämlich ein Kleid mit langer Schleppe und extrem hohen Schuhen. Mein geliebtes Saxophon führte mich erstaunlicherweise wie von selbst und ich war happy.

      Donnerstag, 23 Uhr

      Einziger Wermutstropfen: Wir hatten leider keine Zeit, um an den Strand zu gehen, um den geglückten Auftritt und die geliebte Ostsee zu genießen. Wir konnten auch nicht in unseren Hotelzimmern mit Blick auf die Ostsee schlafen und am nächsten Morgen luxuriös frühstücken. Denn mein Zeitplan befahl: Koffer packen, 550 Kilometer Autobahn zurück nach Sachsen-Anhalt.

      Freitag, vier Uhr

      Kurz schlafen – der Wecker klingelte bereits nach drei Stunden. Denn am nächsten Tag stand eine neue und spannende TV-Aufzeichnung an: Dreh mit Beppo Küster und Pferden für Super-Illu-TV! Pferde gehören zu meinen Lieblingstieren, ich mag die Sanftmütigkeit, die weichen Nüstern und den Klang, wenn sie schnauben. Außerdem war ich selbst leidenschaftliche Reiterin.

      So entstand die Idee, eine neue Show »Sax & Horse« gemeinsam mit Profi-Reitern zu inszenieren. Die Eleganz der Dressurpferde – ein Traum. Das Ganze in eine Kür mit Saxophon

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