Ich sag's mit Sax!. Kathrin Eipert

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Ich sag's mit Sax! - Kathrin Eipert

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schwere Hand mit meinem Bauch wegdrücken? Klar doch »Deutsche Eiche«! … DU Schwergewichtsboxer … ICH nichts!

      Irgendwie war ich verdammt untrainiert – ab sofort beherzigte ich alle seine Tipps und ordnete meine bisherigen sportlichen Aktivitäten neu. Im Ring wollte ich wenigstens etwas sportlich aussehen! Außerdem fand ich es Hammer – wer hat schon nen Profiboxer als Personaltrainer, wenn auch nur für einige Stunden! Timo blies aber auch mal ins Saxophon – so konnte ich mein Ego wenigstens für diese kurzen Minuten wieder aufrichten. Es war auf jeden Fall hoch spannend, jeweils in die Welt des anderen einzutauchen. Der Sportvirus hatte mich lange infiziert und das Boxen fasziniert.

      Peter und ich besuchten Timo im Boxcamp. Uwe Schuster, sein Trainer wurde von den Boxern liebevoll »Der Commander« genannt. Schusti ist nicht unbedingt der klassische Anzugträger, der sich auf Empfängen und Galas wie zu Hause fühlt. In seinem Innersten ist er aber eine Seele, der für seine Jungs durchs Feuer geht. In seinem Boxcamp durfte ich Boxhandschuhe anziehen und die Jungs zeigten mir, wie man Boxbirnen zum Speedball werden lässt. Und wie man gegen Sandsäcke haut. Das mussten sie mir zeigen, beim ersten Mal bewegte sich dieser dämliche Sandsack (peinlicherweise) nämlich gar nicht.

      Ruhe vor dem Sturm.

      Get ready to rumble!

      Parallel zur Vorbereitung auf die deutsche Nationalhymne hatte ich mit den Boxern einen »Haydn«-Spaß im wahrsten Sinne des Wortes. Intuitiv war mir längst klar, wie ich die neue Version angehen wollte. Für Timo musste das Werk rocken. Musikalisch und in Lautstärke gedacht. Es sollte aus den Boxen schallen und auch nach Boxen klingen. Im Takt mancher Passagen musste man den Rhythmus der Schlag- und Treffer-Kombinationen hören! So Rocky-mäßig, back to the roots – wie im Boxcamp. Der Journalist Detlef Färber, übrigens ein wahrer Meister der Wortkunst, schrieb, nachdem er die Hymne gehört hatte:

      »Zum Beispiel in dem Teil, wo man nach dem langsamen ›Einigkeit und Recht und …‹ plötzlich schneller das Wort ›Frei-a-heit‹ singen müsste. Das rockt … so Kling Klang Klong auf die Glocke, dass sofort klar wird, was die musikalische Aussage ist – nämlich Freiheit muss man sich immer wieder neu erkämpfen. Zur Freiheit muss man sich immer wieder durchboxen … Und für das Glück das Gleiche. Eipert spielt die Zeile ›Blüh im Glanze dieses Glückes‹ genauso dynamisch und rockig wie schon die Freiheits-Phrase!«

      Die Version passte zu Timo wie seine (Box-)Faust aufs Auge. Joseph Haydn möge mir diese Bearbeitung verzeihen, die Melodie der Hymne schrieb er im Jahr 1797 ursprünglich für ein Streichquartett als »Kaiserlied«.

      Am 14. September 2012 war es dann soweit. Mit Live-Übertragung auf Sport1. Jetzt hieß es, sich zusammenreißen – bei dem Werk hatten sich bekanntlich schon richtige Musik-Größen vertan. Außerdem saßen nicht nur ne Menge Leute vorm Fernseher, ich hatte auch noch einige liebe Freunde zu dem Open Air eingeladen. Und DAS potenziert mein Lampenfieber dann um ein Vielfaches. Im Ring – Dr. Andreas Günther war der Ringsprecher und moderierte mich an.

      Nochmal tief Luft holen und los!

      Alles klappte! Applaus.

      Später erfuhr ich, dass Werner Kastor live auf Sport1 zugeschaltet war und den Kampf kommentierte. Kastor ist übrigens promovierter Politologe und genießt als Box-Kommentator Kultstatus. Meine Musik kommentierte er auch: »Das war die beste Version der deutschen Nationalhymne, die ich bisher gehört habe. So ein bisschen mehr Tempo macht das Ding richtig gut!«

      Leider musste der Kampf später wegen eines Unwetters und demzufolge aus Sicherheitsgründen abgebrochen werden. Die Hanteln habe ich übrigens noch heute in den Händen, laufe fast jeden Morgen, und wenn die Klamotten mal wieder enger werden, beherzige ich den Ernährungsplan der »Deutschen Eiche« alias Timo Hoffmann, der als Veranstalter und Ringrichter dem Boxsport treu geblieben ist.

       Parallelen von Sportlern und Musikern

      Auf den ersten Blick sind diese Berufsgruppen komplett ungleich. Auf den zweiten Blick haben sie aber wesentlich mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede aufzuweisen. Das beginnt mit ganz profanen Alltagssachen.

      Erkältungen zum Beispiel.

      Sportler und Musiker passen höllisch auf, sich keinen Infekt einzuholen, sich nicht mal ansatzweise zu erkälten. Kurz vor einem großen Wettkampf könnte das für den Sportler unter Umständen das Aus bedeuten oder den Verlust der Medaille … Er braucht auf den Punkt alle seine Kräfte und darf keineswegs schwächeln. Sonst wären die Gegner nämlich schneller, weiter oder höher und würden die Titel holen. Ähnlich ist es bei Musikern. Wenn ein Sänger heiser ist, zwingt ihn das zur Absage seines Konzerts. Er würde riskieren, nicht nur an dem Abend zu krächzen, sondern sich die Stimmbänder vollends zu ruinieren und eventuell nie wieder zu singen. Sein Kapital ist nun mal die Stimme!

      Wenn jemand bei der Büroarbeit hustet und schnupft, ist das zwar extrem unangenehm – ich als Bläser wäre allerdings arbeitsunfähig, könnte nicht auftreten. Ich bin von meiner funktionierenden Atmung extrem abhängig. Mit einer guten Grippe könnte ich nicht neunzig Minuten durchblasen, würde also dann kein Geld verdienen können.

      Ähnlich ist es bei Verletzungen.

      Vieles geht noch halbwegs, wenn auch nur noch auf abenteuerlichste Art und Weise. Ich traf mal einen Keyboarder, der war echt hart im Nehmen. Er brach sich beim Ausladen der Technik die Hand und quetschte sich zusätzlich noch den Finger. Und spielte mit seiner Band noch die gesamte Gala, wenn auch mit pharmazeutischen Hilfsmitteln. Ich fühlte total mit ihm – denselben Schmerz kannte ich von meiner Weihnachtstour mit gebrochenem Finger. So was geht bei Sportlern nur ganz schwer – sie müssen ja durch die Dopingkontrollen kommen, mit Schmerzmitteln undenkbar.

      Aber zurück zu den Gemeinsamkeiten. Der innere Schweinehund ruft regelmäßig: »Genug geübt, genug trainiert.« Schön wär’s ja, aber wenn erst einmal die Frage »Üben oder nicht?« aufkommt, hat man schon verloren. Ein Profi überlegt nicht, er tut es routiniert. Man ignoriert den gelegentlich laut bellenden Schweinehund immer wieder neu, bis man ihn gar nicht mehr wahrnimmt. Künstler- und Sportberufe sind tiefe Passionen. Eigentlich zwar bitterharte Arbeit, aber das bleibt meist unbemerkt – man liebt diesen Beruf auf Ewigkeit oder man gibt mittendrin auf. Das mag eventuell auch daran liegen, dass man in Sport- und Künstlerbranchen mehr Persönliches öffentlich von sich preisgibt, als in anderen Berufen. Mehr Einsatz des eigenen Körpers, mehr Kreativität und urpersönliche Gedanken, mehr Gefühl, das unter künstlerischem Aspekt nach außen getragen wird, mehr private Seele.

      Die meisten (Profi-)Sportler, Tänzer, Artisten und Musiker vereint diesbezüglich ein wesentlicher Vorteil – sie lernten von Kindheit an damit zu leben, auch mit eiserner Disziplin, Ehrgeiz und Biss. So manche »Sternchen« diverser Castingshows stolpern da von null auf tausend rein und dann … Hoppla!

      Aber das steht wieder auf einem ganz anderen (Noten-)Blatt.

Mein Saxophon wird Miss Black getauft

       »Miss Black«

      Der Grund der Namensgebung

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