Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten an der Türkischen Riviera. Jörg Wagner

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Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten an der Türkischen Riviera - Jörg Wagner

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Lage, der kriegerischen Bergstämme Herr zu werden. Aus diesem Grunde behielten auch die Priesterfürstentümer von Olba und Hierapolis Kastabala ihre Unabhängigkeit, die für die Dynastie von Hierapolis Kastabala aber nur bis zum Jahre 17 n. Chr. andauerte. Im Jahre 38 n. Chr. wurde das Rauhe Kilikien dem Klientelkönig Antiochos IV. von Kommagene übertragen, der 52 n. Chr. einem Angriff der Kieten auf Anemourion mehr durch geschickte Diplomatie als durch Waffengewalt erfolgreich begegnete und seine Herrschaft gegenüber den Taurosstämmen durch die Gründung neuer Städte wie Iotape, Antiocheia am Kragos, Germanikopolis und Klaudiopolis festigte. Als 72 n. Chr. Kaiser Vespasian die Ostgrenze des Römischen Reiches an den Euphrat vorschob, verlor Antiochos IV. nicht nur sein Stammland Kommagene, sondern auch seine kilikischen Besitzungen. Das Rauhe Kilikien und das Ebene Kilikien wurden in der Provinz Cilicia zusammengefasst.

      Die neue Provinz erlebte wie ihre Nachbarprovinz Lycia et Pamphylia unter der pax Romana eine knapp zweihundertjährige Blütezeit, zollte aber ihrer vorgeschobenen Durchgangslage Tribut, als im Jahre 260 n. Chr. der Sasanide Shapur I. mit Ausnahme von Pompeioupolis alle wichtigen Städte Kilikiens eroberte und plündern ließ; im Jahre 269/​270 n. Chr. drangen die aufständischen Palmyrener unter ihrer Königin Zenobia über Mopsouhestia, Adana und Tarsos bis nach Ankyra vor. Auch regten sich gegen Ende des 3. Jhs. n. Chr. wieder die isaurischen Bergstämme, sodass Kaiser Diokletian die Großprovinz Cilicia in drei Verwaltungseinheiten aufgliederte: Isauria mit der Hauptstadt Seleukeia am Kalykadnos, Cilicia prima um Tarsos und Cilicia secunda um Anazarbos. Allerdings konnte auch diese Straffung der zivilen und militärischen Verwaltung nicht verhindern, dass Anemourion und Seleukeia am Kalykadnos in der 2. Hälfte des 4. Jhs. n. Chr. von isaurischen Stämmen geplündert wurden.

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      Literatur

      Hild/​Hellenkemper, Kilikien und Isaurien; H. Hellenkemper/​F. Hild, Neue Forschungen in Kilikien (1986); Budde, Antike Mosaiken.

      Trotz der von Konstantin dem Großen (305 – 337 n. Chr.) de facto in West und Ost getrennten Reichsverwaltung war das Römische Reich weiterhin als Einheit anzusehen, bis 476 n. Chr. der Germanenfürst Odoaker den letzten weströmischen Kaiser Romulus Augustulus absetzte und die Teilung des Reiches auch de iure besiegelte. Das Byzantinische Reich war nicht mehr in der Lage, die weströmischen Gebiete zurückzugewinnen, auch wenn Kaiser Iustinian (527 – 565 n. Chr.) noch einmal Italien und Teile von Nordafrika eroberte. Schon unter Kaiser Herakleios (610 – 641 n. Chr.), der das Griechische zur offiziellen Reichssprache erhob, begann der Siegeszug der Araber; im Jahre 636 n. Chr. mussten nach der Niederlage am Yarmuk nicht nur Ägypten und Syrien, sondern auch die kilikischen Festungen Anazarbos und Tarsos aufgegeben werden.

      Die Schwäche des Byzantinischen Reiches zeigte sich auch bei arabischen Flottenüberfällen auf die Küstenstädte; Perge und Aspendos wurden im 8. Jh. aufgegeben, andere Städte suchten durch Reduzierung ihres Stadtgebietes und Anlage neuer Mauern zu überleben wie Xanthos, Limyra und Side. Im Jahre 672 n. Chr. blockierte eine arabische Flotte von April bis September sogar Konstantinopel. Den Höhepunkt erreichten die Kämpfe unter Kaiser Konstantin VII. Porphyrogennetos (912 – 959 n. Chr.), dem im Emir von Aleppo, Sayf ad-Dawla (944 – 967 n. Chr.), ein erbitterter Gegner erwuchs. Erst Mitte des 10. Jhs. ermöglichte die Einrichtung islamischer Teilstaaten in Syrien den Byzantinern ein erneutes Ausgreifen über die Taurosgrenze. Nikephoros II. Phokas eroberte in einer vierjährigen Kampagne (962 – 965 n. Chr.) beginnend mit Anazarbos, der Hauptfestung des Sayf ad-Dawla, ganz Kilikien zurück. Im Jahre 966 n. Chr. fiel Antiocheia am Orontes wieder an die Byzantiner, die wenig später sogar Damaskus besetzten.

      Ende des 11. Jhs. entstand den Byzantinern in den aus Zentralasien stammenden Seldschuken ein neuer mächtiger Gegner. Dessen Druck auf Armenien führte zur Auswanderung vieler Armenier in den kilikischen Tauros, wo sie als byzantinische Vasallen zahlreiche Burgen und Grenzkastelle befehligten. Im Jahre 1071 vernichteten die Seldschuken unter Alp Arslan in der Schlacht von Malazgirt nördlich des Van-Sees das byzantinische Heer unter Kaiser Romanos IV. Diogenes und standen bereits 1081 mit der Einnahme von Nikaia (Iznik) kurz vor Konstantinopel. Die Byzantiner konnten zwar mit Hilfe der Ritter des 1. Kreuzzuges (1096 – 1099) Nikaia zurückgewinnen, stellten aber für das seldschukische Sultanat von Konya keine ernsthafte Gefahr mehr dar. Vielmehr entstanden ihnen im Gefolge der Kreuzzugsidee mit der Gründung fränkischer Staaten wie der Grafschaft Edessa und des Fürstentums Antiocheia sowie mit den ihre Herrschaft über ganz Kilikien ausdehnenden Armeniern neue Bedrohungen.

      So überrascht es nicht, dass die Byzantiner die Kreuzzüge mit Misstrauen betrachteten. Als der vom deutschen Kaiser Friedrich I. Barbarossa geleitete 3. Kreuzzug im Jahre 1190 den seldschukischen Herrschaftsbereich erreichte, weilte Friedrich Barbarossa als Gast bei Sultan Kılıç Arslan, während der byzantinische Kaiser Isaak II. Angelos dem Ayubidensultan Saladin, der 1187 bei Hattin das Heer der Kreuzfahrerstaaten vernichtet und Jerusalem erobert hatte, sein Bedauern übermittelte, dass er die Kreuzfahrer nicht hatte aufhalten können. Doch endete auch dieser Kreuzzug mit einem Fehlschlag, da mit dem Tode von Friedrich Barbarossa am 10. Juni 1190 im Saleph (Göksu Nehri) nördlich von Silifke Führung und Zusammenhalt des Heeres verloren gingen (Abb. 7). Wie sehr der Argwohn der Byzantiner gegenüber den Kreuzfahrern berechtigt war, zeigte der 4. Kreuzzug, dessen Teilnehmer die Befreiung des Heiligen Landes aus den Augen verloren, im Jahre 1204 Konstantinopel eroberten und das Lateinische Kaiserreich gründeten. Erst 1261 gelang den Byzantinern von Nikaia aus die Rückeroberung ihrer Hauptstadt.

      Diese Schwächung des Byzantinischen Reiches nutzten die Seldschuken, die 1207 unter Sultan Giyāseddin Kayhosrau I. mit Attaleia (Antalya) die letzte Bastion der Byzantiner an der Südküste eroberten und ihrem Binnenreich einen Zugang zum Meer erkämpften. Antalya wurde zu einer starken Festung und zur Hafenstadt ausgebaut, der Handel durch Annäherung an das fränkische Königreich Zypern gefördert. Alāeddin Kaykobād I. (1219 – 1236) führte die Handelspolitik seiner Vorgänger fort und erteilte weitere Privilegien an Venezianer, Pisaner und Genuesen. So brachte die seldschukische Eroberung keinen Bruch in den Handelsbeziehungen zwischen Kleinasien, Zypern und Ägypten, sondern eine neue Blüte für Antalya, das sich zu einem wichtigen Warenumschlagplatz entwickelte. Abgesichert wurde der Handel durch die Eroberung der westlichen Vorpostenburgen des kilikischen Königreichs Kleinarmenien; der persische Historiker Ibn Bibi spricht von der Besetzung von 40 christlichen Kastellen, unter diesen Kalonoros (Alanya) und Alara Kalesi, die im Jahre 1221 seldschukisch wurden.

      Allerdings neigten sich die großen Tage der Seldschuken dem Ende zu, ihr Reich geriet 1243 nach der Niederlage am Köse Dağ nordöstlich von Sivas unter mongolische Vorherrschaft. Der Druck der Mongolen verstärkte sich danach über die sich an den Rändern des Seldschukenreiches etablierenden turkmenischen Emirate, darunter das Emirat von Ertuğrul (1231 – 1288) und seinem Sohn Osman (1288 – 1326) westlich von Dorylaion (Eskişehir), die Keimzelle des Osmanischen Reiches. Um 1307 brach das Seldschukenreich zusammen; in seinen lykischen und pamphylischen Gebieten entstand das Emirat der Hamidoğulları, die in Antalya residierten und 1391 von den Osmanen unter Sultan Beyazıt I. Yıldırım unterworfen wurden.

      Zeitgleich mit dem Seldschukenreich entwickelte sich in Kilikien durch den Zusammenschluss mehrerer Baronien das christliche Königreich Kleinarmenien, das seine Verbündeten in den Kreuzfahrerstaaten Edessa, Antiocheia und Zypern fand. Der Rupenide Leon II. wurde im Jahre 1198 Lehensträger des Deutschen Reiches und in Tarsos als Leon I. zum König gekrönt. Sein Nachfolger Hethum I. (1226 – 1269) setzte dem Druck der Seldschuken

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