Die große Geldentwertung. Adam Baratta
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2 Die Glücksritter
Sind reiche Menschen schlauer als vor 30 Jahren? Sind sie talentierter oder erheblich produktiver? Schaffen sie drastisch mehr Wert für die Gesellschaft? Wie ist es mit der Mittelschicht? Ist die Mittelschicht heute weniger intelligent? Schafft der Durchschnittsmensch wesentlich weniger Wert für die Gesellschaft als vor drei Jahrzehnten?
In den letzten 30 Jahren hat das obere eine Prozent 21 Billiarden Dollar Vermögen dazugewonnen. Das könnte nach viel klingen, bis man es mit den unteren 50 Prozent vergleicht, die in derselben Zeitspanne 900 Milliarden Dollar Vermögen verloren haben, was die Zahlen als obszön entlarvt. Heute besitzt das obere eine Prozent mehr als 50 Prozent des gesamten Vermögens des Landes. Die unteren 80 Prozent besitzen nur sieben Prozent des Kuchens. Die Reichen werden reicher und alle anderen werden buchstäblich ärmer.
Heute verdient der durchschnittliche CEO 360mal so viel wie der durchschnittliche Angestellte. Das bedeutet, dass der CEO für jeden Monat Arbeit, den ein Angestellter aus dem Mittelstand leistet, nur eine Stunde arbeiten muss. Diese wenigen Glücklichen werden als reich betrachtet und stellen das obere eine Prozent der Bevölkerung in den Vereinigten Staaten dar. Die Qualifikation als Mitglied dieses Elitestatus erfordert ein durchschnittliches Einkommen von über 1,3 Millionen Dollar jährlich und den Besitz von Wertanlagen im Wert von mehr als zehn Millionen Dollar. Die folgenden 60 Prozent der Amerikaner werden als Mittelschicht betrachtet. Diese Personen haben ein Durchschnittseinkommen von 57 000 Dollar mit einem Gesamtvermögen von 97 000 Dollar gemeinsam. Die übrige Bevölkerung in Amerika wird als arm betrachtet, verdient im Durchschnitt 25 000 Dollar und hat weniger als 5000 Dollar Vermögen.
Leider ist das nicht nur ein amerikanisches Problem, sondern eines, das die ganze Welt gemein hat. Einkommensungleichheit hat sich wie ein Virus auf dem Globus verbreitet. Die derzeitige Ungleichheit zwischen den Reichen und den Armen ist in der Menschheitsgeschichte nie größer gewesen. Laut der Notenbank von St. Louis besitzen die unteren 50 Prozent der Weltbevölkerung, also 3,75 Milliarden Menschen, zusammen 1,3 Billionen Dollar. Die reichsten 20 Milliardäre der Welt besitzen laut dem Magazin Forbes zusammen über 1,31 Billionen Dollar. Das bedeutet, dass 20 Menschen auf der Welt mehr Vermögen haben als die untere Hälfte der ganzen Welt zusammen. Wenn diese Zahlen Ihnen keine Angst machen, was dann. Nicht, weil die Anhäufung von enormem Reichtum eine schlechte Sache ist, sondern weil die große Ungleichheit ganz einfach ein instabiles mathematisches System darstellt, das – wie uns die Geschichte immer wieder lehrt – nicht aufrechterhalten werden kann.
Amerika wurde auf einem kapitalistischen System aufgebaut. Ein Ort, an dem jeder, unabhängig von Hautfarbe oder Glauben durch harte Arbeit, Einfallsreichtum und Erfindergeist Erfolg haben konnte. Aus diesem Grund ist Amerika lange als das Land der unbegrenzten Möglichkeiten betrachtet worden. Die Menschen auf der ganzen Welt beneideten uns um unser System. Der »amerikanische Traum« machte aus den Vereinigten Staaten den besten Ort zum Leben und das war auf der ganzen Welt bekannt. Obwohl es heute auf gewisse Weise immer noch stimmt, geht es mit uns rapide bergab. Hoffnung ist die wichtigste Zutat von Träumen. Leider gibt es heute weniger Anlass zur Hoffnung als je zuvor.
Die Chancen für junge Leute sind heute deutlich anders als sie für die jungen Babyboomer vor 50 Jahren waren. Die Millennials sind die erste Generation in der Geschichte Amerikas, die den Wohlstand ihrer Eltern nicht übertreffen wird. Das ist eine Realität, dessen sich die jungen Leute durchaus bewusst sind. Wenn sie befragt werden, mit welcher Strategie sie später zu Wohlstand kommen wollen, lautet die Antwort der meisten Millennials: »Erben.«
Die Schulden durch Studiendarlehen verhindern, dass die Generation Y Geld investieren kann. Sie haben den Kauf von Eigenheimen aufgeschoben. Sie haben den Kauf von Autos aufgeschoben. Sie haben es aufgeschoben zu heiraten. Und das alles, weil sie zu viel damit zu tun haben, ihre Schulden abzubezahlen. Vergessen Sie nicht, dass sich die Collegegebühren seit der Jahrhundertwende mehr als verdoppelt haben. Vergessen Sie auch nicht, dass heute mehr Amerikaner als je zuvor in der Geschichte aufs College gehen. Ein College-Abschluss ist heute so wichtig, wie es ein Highschool-Abschluss vor einigen Generationen war. Das bedeutet nicht nur, dass mehr Millennials einen College-Abschluss haben als jede Generation vor ihnen, sie haben auch 300 Prozent mehr Schulden aufgenommen als ihre Großeltern, bevor sie ins Arbeitsleben eintreten.
Die Last dieser Schulden ist ein Problem für die zukünftige Geldanlage und sollte jedem, der echtes Geld hat, einen gehörigen Schrecken einjagen. Die Millennials haben jetzt alle das Erwachsenenalter erreicht. Der Jahrgang 2019 war das letzte College-Abschlussjahr ihrer Generation. Diese Generation wird der Haupttreiber der Wirtschaft in den nächsten 30 Jahren sein, und sie stehen vor einem riesigen Schuldenberg.
Ich habe neulich mit einem 33-jährigen Arzt gesprochen. Er hat sich auf Sportrehabilitation spezialisiert und betreut das olympische Team. Er ist ein außergewöhnlicher junger Mann. Seine persönlichen Umstände fassen die Probleme zusammen, denen sich unsere jüngere Generation gegenübersieht. Er erzählte mir, wie viel er und seine Frau arbeiten, um ihr Studiendarlehen abzuzahlen. Nach dem Examen hatte er über 250 000 Dollar Schulden, für deren Tilgung er jetzt arbeitet. Er war begeistert, dass er endlich gutes Geld verdiente und seine Studienschulden im letzten Jahr um 40 000 Dollar abbauen konnte. Ich war vom Verantwortungsbewusstsein des jungen Mannes ziemlich beeindruckt und fragte ihn neugierig, wie hoch der Zinssatz für sein Darlehen wäre. Er sagte: »Ich habe großes Glück; mein Zinssatz beträgt 6,5 Prozent, aber meine Frau und meine Freunde zahlen fast acht Prozent.«
Diese Zahl erschüttert Sie vielleicht nicht so sehr wie mich. Eine der obersten Prämissen von Gold Is A Better Way ist, dass es nicht nur darum geht, wie viel Geld gedruckt wurde, sondern darum, wer Zugang dazu hatte und in welchem Ausmaß Vermögenswerte dadurch nach oben getrieben wurden. Die Wall Street hat kostenlos Geld geliehen und dann ihre Aktien zurückgekauft. Studenten, die die Zukunft Amerikas sind, zahlen einen Zinssatz von acht Prozent und versuchen, ihre Schulden zurückzuzahlen. Dieses eine Beispiel fasst die Kluft zwischen der älteren und jüngeren Generation von heute zusammen.
»Leihe und investiere« in einem abgekarteten Spiel war der Plan für die Etablierten und Reichen. Für diejenigen, die gerade anfangen, ist es das Gegenteil: »Verdiene mehr, als du ausgeben musst, damit du deine Schulden abzahlen kannst.« Die Jungen sind gezwungen, verantwortungsvoller zu handeln als die angeblich Erwachsenen. Das ist eine verkehrte Welt. Die Jungen sollten Risiken eingehen. Die Älteren sollten mehr auf Nummer sicher gehen, weil sie weniger Zeit haben, sich finanziell zu erholen, wenn die Dinge schieflaufen.
Der junge Arzt und andere Mitglieder seiner Generation sind mit schrecklichen Optionen konfrontiert. Wenn sie ihre Schulden nicht bezahlen, verlieren sie ihre Kreditwürdigkeit. Wenn sie ihre Schulden bezahlen, müssen sie deshalb komplett darauf verzichten, Geld anzulegen. Das ist eine einseitige Rechnung. Warum sollte man investieren und vielleicht sogar fünf Prozent im Jahr verdienen, wenn die Kreditzinsen acht Prozent betragen? Damit eine Geldanlage für meinen Bekannten einen Sinn hätte, müsste er sicherstellen, dass die Rendite durch seine Investitionen höher wäre als die Kosten für seinen Kredit. Genau so hat es übrigens die Wall Street im Verlauf der letzten zehn Jahre gemacht. Sie haben Geld geliehen und Aktien gekauft, und zwar zu wesentlich besseren Kursen und in einem abgekarteten Spiel.
Wenn Sie nicht glauben, dass das Spiel zugunsten der Reichen abgekartet ist, dann hören Sie sich die folgende Geschichte des 42-jährigen Daniel Sundheim an. Herr Sundheim ist ein Hedgefondsmanager und Kunstsammler, der laut Bloomberg kürzlich einen 28 Millionen Dollar teuren Warhol, einen 35 Millionen Dollar teuren Basquiat und einen 70 Millionen Dollar teuren Twombly erstanden hat. Das Erste, was Ihnen vielleicht durch den Kopf geht, ist: »Wow, der Typ