Aborigines Gestern und Heute. Sabine Koch

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Aborigines Gestern und Heute - Sabine Koch

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      Menschen in Billiluna

       Hinweis: Im deutschen Sprachgebrauch sind mit dem Begriff „Aborigines“ in der Regel alle Ureinwohner Australiens gemeint. In diesem Buch verwenden wir der Einfachheit halber die Begriffe Aborigine oder indigen anstelle der Namen von Volksgruppen. Wenn nicht anders erwähnt, sind die „Torres Strait Islanders“ darin eingeschlossen.

      Die gesetzliche Definition eines Aborigine ist durch drei Kriterien festgelegt:

      1. indigene Abstammung

      2. Identität, das heißt Identifikation von sich selbst als Aborigine

      3. Akzeptanz in einer „Aboriginal Community

      Nachkommen von gemischten Paaren (ein Elternteil europäischer Abstammung) fühlen sich überwiegend als Aborigines. Der Begriff „Mischling“ ist bei den Aborigines nicht gebräuchlich. Die Nachfahren aus gemischten Familien bekennen sich in den letzten Jahren mehr und mehr als Aborigines (vermutlich nicht zuletzt deshalb, um an den besonderen Sozialleistungen für Aborigines teilzuhaben).

       „whitefellas“ und „blackfellas“

      Die Aborigines selbst bezeichnen sich oft nach ihren jeweiligen Volksgruppen, beispielsweise die Koori in New South Wales oder die Noongar in Western Australia.

      “How do you call yourself?”, fragte Dave Price einmal einen Aborigine. Dessen Antwort war: “We call us ‘blackfella’, but the whitefella said to us we are now ‘indigenous’.

      Die Aborigines sind kein einheitliches Volk. Es gibt viele verschiedene „Sprachgruppen“ und Stämme mit unterschiedlichen Sitten und Gebräuchen. Die Bewohner der Küstengebiete entwickelten im Laufe der Zeit andere Überlebensstrategien als die Wüstenbewohner. Vermutlich gab es bei der Ankunft der ersten Briten im Jahr 1788 etwa 250 Aborigine-Sprachen mit unterschiedlichen Dialekten innerhalb der Sprachgruppen (die einzelnen Schätzungen gehen weit auseinander).

      Jeder Stamm hat seine eigene Sprache, die nur teilweise den Sprachen der benachbarten Stämme ähnelt. Sprachwissenschaftler haben die Aborigine-Sprachen in zwei Hauptgruppen eingeteilt: Sprachen, die ausschließlich Suffixe (Endsilben) verwenden, werden als „Pama-Nyunga-Sprachen“ (beide Wörter bedeuten „Mensch“) zusammengefasst. Man vermutet, dass sie zu einer Sprachfamilie gehören, die über sieben Achtel des australischen Kontinents verbreitet ist.

      Im Norden Australiens (von den Kimberleys bis zum Gulf of Carpentaria) werden dagegen Sprachen mit Suffixen und Präfixen (Vorsilben) gesprochen, sie werden als „Non-Pama-Nyunga-Sprachen“ bezeichnet. In diesem kleinen Gebiet (ein Achtel des Kontinents) gibt es die meisten unterschiedlichen Sprachen, sie werden in 26 Sprachfamilien unterteilt. Aborigines sprechen oft mehrere Sprachen der umliegenden Stämme und können sich so verständigen.

      Die traditionellen Sprachen sind mündlich und haben für viele Begriffe aus der westlichen Welt keine Wörter, was die erste Verständigung mit den britischen Siedlern deutlich erschwerte. Ungefähr 17 dieser ursprünglichen Sprachen werden heute noch von etwa 56 000 Aborigines (0,3 Prozent der australischen Bevölkerung) als erste Sprache bzw. Muttersprache gesprochen, überwiegend im Northern Territory. Doch auch sie sind vom Aussterben bedroht. Deshalb führte die australische Regierung 1970 in den Gebieten, wo die Muttersprachen noch dominierten, zweisprachigen Unterricht in den Schulen ein. Anstelle der traditionellen Sprachen sprechen die meisten Aborigines (86 Prozent) heute australisches Englisch im Alltag. Daneben hat sich das „Aboriginal English“ entwickelt, in dem einige Begriffe eine andere Bedeutung haben bzw. anders benutzt werden. Einige der alten Aborigines sprechen gut Englisch, sie haben es in ihrer Jugend auf den Farmen gelernt, wo sie arbeiteten. Vor allem junge Aborigines vermischen ihre Muttersprache mit Englisch und sprechen diese eher als das Standard-Englisch.

      Im Norden Australiens hat sich eine Kreol-Sprache entwickelt, das auf Englisch basierende „Kriol“. Sie wird heute nur noch von etwa 4000 Aborigines gesprochen.

       Beispiel aus dem „Aboriginal English“

      Mit dem Begriff „mob“ wird eine Gruppe von Menschen bezeichnet, die eine enge Verbindung zueinander haben, meistens ist dies die Verwandtschaft oder der Stamm. „My mob“ bezeichnet „meine Verwandten“, „the mob from the Yolngu“ sind „die Leute vom Stamm der Yolngu“. Der Begriff hat keine abwertende Bedeutung wie ansonsten im Englischen!

      Die Briten beanspruchten die Inseln in der Torres Strait vom Beginn ihrer Besiedlung des Festlands an als britisches Gebiet, sie gehörten von da an zu Queensland. Die australischen Ureinwohner lebten erst seit etwa 2500 Jahren auf einigen der Inseln. Kulturell, sprachlich und genetisch sind sie mit den Einwohnern von Papua-Neuguinea verbunden. Dies unterscheidet sie von den Aborigines des australischen Festlands.

      Im Gegensatz zu diesen betrieben die Torres Strait Islanders auch Ackerbau und ergänzten damit ihre Nahrung, die vor allem aus gesammelten Früchten, gejagten Tieren und Fischen bestand. Von der Kolonialisierung des Festlands blieben sie weitestgehend unberührt. 2011 machten die 52 600 Torres Strait Islanders acht Prozent der indigenen Bevölkerung Australiens aus. 63 Prozent von ihnen leben heute in Queensland, incl. 11 Prozent (5800 Personen), die noch auf den Inseln der Torres Strait leben, der Rest lebt in den anderen Bundesstaaten. Statistisch gesehen, weisen die Torres Strait Islanders eine höhere Hochschulabschlussrate und auch höhere Beschäftigungsraten auf als der Durchschnitt der Aborigine-Bevölkerung.

      Laut einer Statistik von 2011 leben heute etwa 670 000 Aborigines in Australien. Das entspricht drei Prozent der Gesamtbevölkerung (alle Daten stammen im Folgenden vom Australian Bureau of Statistics, wenn nicht anders angegeben).

      Prozentual leben die meisten Aborigines im Northern Territory; hier machen sie fast ein Drittel der Bevölkerung aus. Der größte Teil der Aborigines lebt jedoch in den insgesamt bevölkerungsreicheren Bundesstaaten New South Wales (31 Prozent) und Queensland (28 Prozent).

       Tabelle 1: Bevölkerungsentwicklung der Aborigines 1901 – 2006

       Tabelle 2: Verteilung der Aborigines auf die einzelnen Bundesstaaten (Stand 30. 06. 2011)

Bundesland oder Territorium Bevölkerung gesamt Indigene Bevölkerung Anteil an gesamter Bevölkerung (in Prozent) Anteil an gesamter indigener

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