Aborigines Gestern und Heute. Sabine Koch
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Das abgelegene Arnhemland im Nordosten des Northern Territory ist das traditionelle Gebiet der Yolngu. Durch die Küstennähe hatten die Yolngu Kontakt zu anderen Völkern. Von den Makassar (einem Volk aus Indonesien) lernten sie beispielsweise, seetüchtige Boote zu bauen, mit denen sie Fische und Schildkröten fingen.
1976 wurde das Arnhemland an das Volk der Yolngu zurückgegeben. Heute leben auf dem 97 000 km2 großen Gebiet etwa 20 000 Aborigines. Bekannt wurden die Yolngu 1963 durch die „Yolngu Bark Petition“, eine Beschwerde gegen den Abbau von Bauxit auf ihrem angestammten Land (siehe Kapitel 5.4) und durch die international bekannte Band Yothu Yindi (siehe Kapitel 3.2).
Eora (New South Wales)
Bennelong, der Älteste der Eora
Als 1788 die erste britische Flotte an der Ostküste eintraf, hatte sie ihren ersten Kontakt mit Ureinwohnern aus dem kleinen Stamm der Eora (damals etwa 1500 Personen). Der Älteste der Eora, Bennelong, lernte Englisch und vermittelte zwischen den Engländern und den Aborigines. Er reiste sogar nach England und traf dort den britischen König Georg III. Vor allem durch die aus Europa eingeschleppten Krankheiten dezimierte sich der Stamm der Eora sehr schnell und starb noch im 19. Jahrhundert aus.
Einige bekannte australische Wörter stammen aus der Eora-Sprache, zum Beispiel Dingo, Wallaby, Wombat und Woomera (Wurfspeer mit Schleudervorrichtung).
Gunditjara (Victoria)
Die Gunditjara lebten an den Flüssen und Seen des Framlingham Forest und am Ufer des Lake Condah im heutigen Victoria. Sie unterschieden sich von allen anderen Aborigine-Stämmen, weil sie kleine Steinhäuser bauten. Außerdem züchteten sie Aale und andere Fische und betrieben Handel damit. Sie entwickelten dafür ein komplexes Flusssystem mit Steindämmen und Kanälen. Mit großen Körben, die von den Frauen gewebt wurden, fischte man die ausgewachsenen Aale ab.
Die am Lake Condah lebenden Gunditjara kämpfen seit 1987 in einem langwierigen Rechtsstreit um die Anerkennung als traditionelle Eigentümer des Gebiets. Das „Native Title“-Gesetz sprach ihnen 1996 etwa 20 km2 Land zu, auf dem ihre traditionellen Steinhäuser und das Fischzuchtsystem erhalten blieben. Mittlerweile wurde das Gebiet als „Budj Bim National Heritage Landscape“ in die Liste des Kulturerbes Australiens aufgenommen.
Noongar (Western Australia)
Statue von Yagan, einem Krieger der Noongar (Auf Heirisson Island, Perth, Western Australia)
Das Volk der Noongar bestand einst aus dreizehn Stämmen, die sich in Sprache und Kultur sehr ähnlich waren. Ihr Gebiet erstreckte sich vom südwestlichen Western Australia bis Esperance, in der Gegend um Perth, und hoch nach Geraldton.
Nachdem ihre Zahl nach Ankunft der europäischen Siedler in Perth durch Krankheiten und Kämpfe drastisch zurückgegangen war, leben heute wieder mehr als 28 000 Noongar in Western Australia, vorwiegend in Städten wie Esperance, Albany, Perth, Bunburry und Geraldton. Sie haben sich großteils dem städtischen Lebensstil angepasst und tragen zur Wirtschaftsleistung von Western Australia bei.
Martu (Western Australia)
Viele Martu hatten erstmals Kontakt mit Weißen, als 1906 die „Canning Stock Route“ durch das abgelegene Gebiet der Great Sandy Desert angelegt wurde, um Rinderherden von Halls Creek nach Wiluna zu treiben. Im Jahr 2002 wurde den Martu über das „Native Title“-Gesetz mit 136 000 km2 eines der größten traditionellen Stammesgebiete zugesprochen. Heute gibt es noch etwa eintausend Martu. Etwa zweihundert von ihnen haben sich im Zuge der Homeland-Bewegung in weit abgelegenen kleinen Communities wie Punmu, Parrngurr oder Kunawarritji angesiedelt, um wieder auf ihrem traditionellen Land zu leben (siehe Kapitel 6.4).
Unterwegs auf der Canning Stock Route
Spinifex People (Western Australia, South Australia)
Erst 1950 hatten die Spinifex People ersten Kontakt zu Weißen, als man das Gebiet der Großen Victoriawüste nach Menschen absuchte, um sie umzusiedeln. Die britische und die australische Regierung führten von 1950 bis 1963 Atombombentests im Gebiet um Woomera, South Australia, durch. Im Umkreis von 200 Kilometern herrschte daher ein Aufenthaltsverbot, bis 1982 blieb die Gegend Sperrgebiet („Woomera Prohibited Area“). Es wird vermutet, dass damals nicht alle Spinifex People evakuiert wurden und die Zurückbleibenden der radioaktiven Strahlung ausgesetzt waren.
Warnschild am Stuart Highway, der durch die Woomera Prohibited Area führt
Nachdem die Spinifex People vor dem Bundesgericht ihre Landrechte eingeklagt hatten, erhielten sie im Jahr 2000 ein Gebiet von 54 315 km2 im Südosten von Western Australia zurück. Etwa 160 Spinifex People siedelten sich dort in Tjuntjuntjara wieder an. Die Rechte auf Bergbau und Erdölförderung auf diesem Land behielt sich die Regierung jedoch vor.
2. Kultur und Religion der Aborigines
Der Uluru im Northern Territory, ein heiliger Berg für die Aborigines
Spirituelle Welt und Religion: Traumzeit
Die Religion der Aborigines ist eine örtlich begrenzte Naturreligion. Jeder Stamm hat sein eigenes traditionelles Land, dem sich die Mitglieder besonders verbunden fühlen. Bestimmte Pflanzen, Tiere und Landschaftsmerkmale (Berge, Felsen, Schluchten, Quellen) haben genau wie die Elemente der Natur eine besondere spirituelle Bedeutung. Von heiligen Plätzen in der Natur geht eine spirituelle Kraft aus.
Durch ritualisierte Gesänge und Tänze, die auf diesen Plätzen stattfinden, erlangen die Aborigines Zugang zur spirituellen Welt und erbitten so Schutz vor dem Bösen und vor irdischen Gefahren. Es gibt keine sichtbare Grenze zwischen der irdischen Welt und dem Bereich der Spiritualität mit seinen übernatürlichen Kräften, beide überschneiden sich und wirken aufeinander ein.
Mit „dreamtime“ (Traumzeit) bezeichnen die Aborigines die Zeit, als die Welt erschaffen wurde. Sie hat eine zentrale Bedeutung in ihrer Glaubenswelt. (Das Wort „alcheringa“ aus der Arrernte-Sprache hat drei Bedeutungen: „Gesetz“, „Ewigkeit“ und „träumen“. Die Ethnologen Walter Baldwin Spencer und Francis James